26. Mai 2012 Lesezeit: ~7 Minuten

Im Gespräch mit Magda Andrzejewska

Als ich zum ersten Mal den Fotostream von Magda Andrzejewska auf Flickr sah, war ich sofort begeistert von ihren Portraits. Gefühlvolle, intime Aufnahmen von Menschen, die einen tiefer blicken und verweilen lassen. Gleich war für mich klar, dass diese polnische Fotografin meine erste Interviewpartnerin sein sollte.

Hallo Magda! Erzähl unseren Lesern doch erst einmal ein wenig von Dir: Wer bist Du, was machst Du und vor allem wie bist Du zur Fotografie gekommen?

Ich hatte eine sehr kurze Episode als „Modell“, in der ich zuerst mit ihr in Kontakt kam und die mich direkt zur analogen Fotografie führte. Aber davor schaute ich mir immer schon gern Bilder an und mein Vater fotografierte immer viel als Amateur, was auch einen gewissen Einfluss auf mich gehabt haben muss. Ich selbst fotografiere jetzt seit zwei Jahren.

Neben der Fotografie bin ich von Tieren fasziniert. Ich träume davon, einmal Pferde zu fotografieren. Ich habe einen Mann und eine Katze, beide sind meine besten Modelle. Ich arbeite als Büroangestellte bei einer Fluggesellschaft.

Du portraitierst ja hauptsächlich Menschen. Was gibt Dir das und was mach Dir daran Spaß?

Ich liebe es, Menschen zu fotografieren. Es ist spannend, ihnen zu zeigen wie ich sie sehe. Ich hoffe, meine Bilder von ihnen sagen viel über meinen Stil aus, über mich und was ich an ihnen mag. Es ist unglaublich, das man jemanden auf so viele verschiedene Weisen zeigen kann.

Es ist nie mein Ziel, ihr wahres, echtes Ich zu zeigen. Sondern, etwas Interessantes und Außergewöhnliches durch sie zu zeigen. Etwas so sehr Anderes, Verschiedenes von dem, was sie wirklich sein könnten oder sind. Ich bin fasziniert von menschlichen Gesichtern, Bewegungen, Gesten, ihrem Aussehen, ihren Blicken, ihrer Körpersprache, ihrer Weiblichkeit, Männlichkeit, Sensibilität, Erotik, Sinnlichkeit und Kraft.

Während des Fotografierens muss ich eins zu eins Kontakt mit der Person haben, die ich portraitiere. Ich wollte nie, dass meine Fotos umstritten oder schockierend sind. Aber ich wollte immer, dass sie außergewöhnlich sind, einen für einen Moment lang halten oder einem in Erinnerung bleiben.

Ich fotografiere nur mit analogen Kameras. Ich schätze die Mystik und Magie an ihnen. Ich bin vor allem von Klassikern inspiriert. Was ich am meisten an Fotografen und Fotografinnen schätze, ist ein eigener Stil.

Vielleicht könntest Du ein einen näheren Einblick darauf geben, warum Du lieber privat zu zweit mit einer Person fotografierst.

Ich mag es nicht, währenddessen andere um mich herum zu haben. Ich möchte die Atmosphäre und Umgebung so natürlich wie möglich halten. Innerhalb dieser kurzen Zeit müssen wir versuchen, ganz intim und persönlich miteinander zu sein.

Es ist wichtig für mich, eine vertrauensvolle und komfortable Atmosphäre zu schaffen. Diese macht die Hälfte des zufriedenstellenden Ergebnisses aus, das wir zusammen erschaffen haben, das ganze Herz reingesteckt und das so sehr unser Eigen wurde.

Du sagst, Du fotografierst nur mit analogen Kameras. Was ist an ihnen so mystisch und magisch für Dich? Hast Du schon mal digital fotografiert oder besitzt Du vielleicht sogar eine digitale Kamera? Oder sagst Du generell, dass Dir so etwas nicht ins Haus kommt?

Ich benutze überhaupt keine digitalen Kameras. Als ich mich von der Fotografie faszinieren lassen habe, startete ich mit analogen Kameras und die Liebe blieb. Ich mag die Wirkung, die das Analoge ausstrahlt, die Tiefe, die Multidimesionalität, die spezifische Atmosphäre, das Gefühl von Magie und die Qualität der Bilder. Es ist etwas so Reales, nichts Digitales.

Ich bin sicher, diese Kameras haben ihre eigenen Seelen. Ich mag Tradition, ich mag die Tatsache, dass manche Dinge nie sterben können und für Jahrzehnte benutzt werden können, vielleicht etwas verändert, aber sie währen immer noch fort. Außerdem fühle ich mich nicht sehr wohl in der Welt der neuen Technologien, also passt mir das ganz gut.

Bearbeitest Du Deine Fotos digital nach?

Bearbeiten? Nein. Ich habe eine gute Kamera, sie macht die ganze Arbeit für mich. Ich befreie die Negative von Staub und korrigiere einige Kratzer. Ich habe nicht viel Wissen oder Fähigkeiten in der digitalen Bearbeitung und tatsächlich brauche ich sie auch nicht.

Der größte Spaß den ich habe, ist, wenn das Bild so wird, wie ich es geplant habe, wie ich es mir vorgestellt habe. Wenn dies nicht der Fall ist, wenn es schlecht belichtet ist oder die Tonalität oder etwas anderes nicht stimmt, dann schmeiße ich es einfach weg.

Ich habe gesehen, dass die meisten Deiner Bilder schwarzweiß sind. Was magst Du am meisten an schwarzweiß?

Ich bevorzuge Schwarzweißaufnahmen, weil ich sie geheimnisvoll finde, was wahrscheinlich auf meiner Faszination von klassischen Dingen beruht. Gute Schwarzweißfilme geben eine super Tönung und Stimmung.

Zu Beginn sagtest Du, dass Du den eigenen Stil eines Fotografen schätzt und dass Du hoffst, dass Deine Bilder viel über Deinen eigenen Stil aussagen. Wie würdest Du Deinen eigenen Stil beschreiben und welche Künstler inspirieren Dich?

Ich habe keine Ahnung, wie ich meinen Stil beschreiben soll. Es ist schwierig, über solche Dinge zu sprechen, es ist besser, es zu zeigen als es zu beschreiben, aber ich hoffe, er ist erkennbar und ansprechend. Es wäre nicht originell, wenn ich sagen würde, ich liebe Avedon. Ich bin eher durch den Stil und die Emotion, die Fotografien vermitteln, inspiriert.

Hattest Du schon einmal Momente in der Zeit, in der Du fotografierst, in denen einfach nichts so funktioniert  hat, wie du es Dir vorgenommen hast? Wie überstehst Du solche Zeiträume?

Manchmal war es so, ja; ich denke, es geht jedem mal so. Es ist ein schreckliches und frustrierendes Gefühl, aber gleichzeitig auch heilend. Motivation, um es besser zu machen, sich mehr zu konzentrieren, mehr nachzudenken, mehr zu fühlen und einfach weiter zu machen.

Gibt es eine außergewöhnliche Situation oder einen Moment, an den Du Dich besonders gut zurückerinnern kannst, der Dir stark in Erinnerung geblieben ist?

Das war die Zeit, als ich beschloss, dass ich mir das Fotografieren beibringen will. Ein Freund, der Fotograf ist, lieh mir seine Lubitel aus und ich begann. Ich wusste nicht, was, wo und so weiter, so dass fast der ganze Film schief ging. Nur eines der Bilder war so lala. Es war ein Bild von meinem Mann. Ich schaue mir oft dieses Bild an, es erinnert mich an den Anfang und bringt mich zum Lächeln.

Was sind Deine Pläne für die Zukunft? Möchtest Du mal als Fotografin arbeiten?

Die Fotografie ist meine größte Leidenschaft. Es wäre schön, Leidenschaft und Beruf miteinander zu kombinieren. Obwohl ich kein Typ dafür bin, ein eigenes Unternehmen zu leiten, also könnte es schwierig sein, sich zu organisieren. Zur Zeit mache ich es aus Spaß, ich will mich entwickeln und wir werden sehen, was die Zukunft bringen wird.

Danke für dieses Interview, Magda!

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Wer mehr von Magdas Fotos sehen möchte, findet sie auf Flickr, ihrem Blog und auch auf facebook.

Das Interview mit Magda habe ich auf Englisch geführt und anschließend auf Deutsch übersetzt.