15. Mai 2012 Lesezeit: ~5 Minuten

Die mystische Schönheit der Natur: Hengki Koentjoro

Weite Landschaften, atemberaubende Nebelschwaden in exotischen Urwäldern auf der anderen Seite des Globus. Wolkentürme über Tälern, in denen ein alter Tempelbau ruht. Sich brechende Wellen. Taucher, Schwimmer, fernöstliche Gelassenheit auf einem Steg am Wasser.

All das und noch mehr verbinde ich mit den Arbeiten von Hengki Koentjoro. Obwohl sofort klar ist, dass kontrastreiche Schwarzweißfotos in quadratischem Format der Rahmen seines Stils bestimmen, fällt es mir fast schwer, seine Bilder darüber hinaus zu beschreiben.

Es gibt eine unüberschaubare Zahl von Fotos, die alltägliche Naturgewalten und -ansichten zeigen. Auf denen man sieht, dass der Fotograf bewusst auf den richtigen Moment gewartet und ihn dann eingefangen hat. Was den Großteil dieser Arbeit aber von Hengkis unterscheidet, ist fast eine Nuance, die ich erst nach einiger Betrachtung benennen konnte.

Hengkis Arbeiten bedeuten mir mehr, fesseln mich tiefer und stärker als Bilder, die ich mit ähnlichen Worten beschreiben würde, weil ihnen die Kitschigkeit fehlt. Das liegt nicht unbedingt am Verzicht auf Farben. Sondern auch daran, dass ich seinen Bildern glaube, dass sie „echt“ sind.

Echt im Sinne von authentisch, wirklich, auch etwas alltäglich. Als wäre er zufällig dort gewesen. Als könnte man eigentlich zu jedem Zeitpunkt in den indonesischen Wald laufen und dort genau das sehen, was er festhält. In seinen ausbalancierten und durchdachten Kompositionen schwingt immer auch eine gewisse Spontanität mit. Als hätte er nur eben schnell ein Bild gemacht, um es einzufangen – so, wie man ein Urlaubsbild macht.

Dazu kommt, dass Hengki unbekannte Landschaften vorführt. Nicht die immer gleichen Motive, die Fototouristen in fernen Ländern abklappern. Nicht die gleichen Strände und Sehenswürdigkeiten, die ich schon tausend Mal gesehen habe. Stattdessen zeigt er neue Perspektiven und Blicke auf mir unbekannte, fremde Orte ohne Namen.

Es ist beeindruckend, welche Bandbreite an Motiven und Stimmungen sich in seinen Arbeiten findet. Von absoluter Ruhe, Ausgeglichenheit und minimalstischen Kompositionen bis hin zu überbordender Fülle von Details, Richtungen und aufbrausender Dynamik. Die Elemente, Menschen, Tiere, Pflanzen und Architektur, immer besonders im Kontext ihrer Natur verortet.

Besonders das Wasser als Element hat es ihm angetan, es ist seine größte Inspirationsquelle. So verbringt er so viel Zeit wie möglich in der Natur und am Ozean, wo die gigantische offene Weite in Kombination mit einem überwältigenden Blau ihn beruhigt und zu Neuem anregt.

Er hält das Meer ruhig oder in Form von aufbrausenden Wellen fest. Ebenso ist Wasser das verbindende Element in seinen Wolken- und Nebelkompositionen. Aber auch Unterwasser ist er fotografisch zuhause, von unterhalb der Oberfläche fotografiert er Schwimmer, Fische oder auch das Wasser an sich, das die unterschiedlichsten Phänomene bereithält.

Hengki Koentjoro wurde 1963 in Semarang in Indonesien geboren. Zwischenzeitlich hat er in den USA gearbeitet und dort auch sein Studium der Videoproduktion und Fine-Art-Fotografie abgeschlossen. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und drei Kindern wieder in Indonesien, jetzt in Jakarta.

Nach dem Studium ist er in seine Heimat zurückgekehrt, um dort ein freier Videograf und -redakteur zu werden, spezialisiert auf Naturdokumentationen und Unternehmensprofile. Parallel dazu reflektiert er seine Freiheit des Ausdrucks in der beeindruckend sorgfältigen Ausführung und immerwährenden Erkundung der Schwarzweiß-Fotografie.

Die Fotografie begeistert ihn schon praktisch sein ganzes Leben, seit seine Mutter ihm eine Kodak Pocket zu einem Geburtstag schenkte. Diese füllte seine Leidenschaft für Bilder in den folgenden Jahren aus, heute fotografiert er meistens mit einer Nikon D700 und einer Canon 5D.

Für Hengki ist Fotografie nicht nur ein Weg, seiner innersten Seele Ausdruck zu verleihen. Er erschafft durch seine Bilder auch ein Fenster zur Welt, in der das Ungesehene und das Unausgesprochene greifbar wird.

Er wird durch den sehnsuchtsvollen Wunsch, die mystische Schönheit der Natur zu erkunden, angetrieben und hat mit den Mitteln der Fine-Art-Fotografie seine Sinnen und seine Empfindsamkeit für das entwickelt, was er festhalten möchte.

Für ihn kann Fotografie nie vom Aspekt getrennt werden, etwas Alltägliches auf eine ungewöhnliche Art und Weise zu zeigen. Das Unerwartete willkommen zu heißen. Die Fotografie zu umarmen und ihr zu frönen, ebenso wie daran zu glauben, dass alles möglich ist.

Hengki nutzt die Möglichkeiten des weltweiten Netzes ausgedehnt, um aller Welt seine Arbeiten zu präsentieren. So findet Ihr seine Arbeiten auf den üblichen bekannten Plattformen, zum Beispiel bei Facebook, flickr, Google+, deviantArt und 500px.

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