Binz
06. April 2012 Lesezeit: ~4 Minuten

Fotografieren im Regen

Ich erinnere mich noch ganz gut, vor fast zwei Jahren machten wir einen Kurztrip nach Rügen. Blauer Himmel und tolles Wetter, besser hätten wir es uns nicht wünschen können. Es gab auch reichlich gutes Licht zu Sonnenauf- und -untergang, so dass ich an unserem dritten und letzten Abend in Binz ganz entspannt auf dem Balkon sitzen konnte, als sich der Himmel eine Stunde vor Sonnenuntergang verdunkelte und es begann, in Strömen zu regnen.

Dann würde ich halt einmal einen Abend aufs Fotografieren verzichten. Besonders als es auch noch anfing, zu blitzen und zu donnern, verspürte ich keinen Drang mehr, mich in die Nähe des Wassers zu begeben.

The Storm

Als ich aber nach einer halben Stunde Gewitter nach Westen blickte, sah ich einen schmalen, hellen Streifen am Horizont. Ich wusste sofort, dass ich doch noch meine Chance auf eine magischen Sonnenuntergang bekomme, wenn in ein paar Minuten die Sonne durch diese Lücke scheinen würde.

Ich schnappte mir meinen Kamerarucksack, mein Stativ und einen Regenschirm und machte mich auf den Weg in Richtung Strand. Blitz und Donner waren vorrüber und so hatte ich nur noch mit dem Regen zu kämpfen, als ich versuchte, meine Kamera auf dem Stativ zu befestigen und auszurichten, während ich in einer Hand den Regenschirm hielt.

Fires of heaven

Kaum zu beschreiben ist das Schauspiel, das sich mir an diesem Abend bot. Meine Fotos werden dem nur ansatzweise gerecht. Die Farben waren so intensiv wie ich es bisher selten erlebt habe.

Nach einer Stunde war ich komplett durchnässt, als ich zurück im Appartment war. Die Kamera hatte ich mit dem Schirm vorm Regen schützen können und den Rucksack mit einer Regenhülle. Doch es war nicht einfach gewesen, mit einer Hand das Stativ zu positionieren und die Kamera auszurichten. Da musste es doch eine bessere Möglichkeit geben.

Rainsleeve und Schirmhalter

Zunächst fand ich im Internet ganz nützliche Kameraüberzüge, um die Kamera im Regen trocken zu halten. Für mich die bessere Lösung im Vergleich zur oft genannten Badekappe.

Die Regenüberzüge benutze ich auch, wenn ich bei schönem Wetter am Meer fotografiere. Sie schützen die Kamera sowohl vor Salz in der Luft als auch vor der gelegentlichen Welle, die ich übersehe.

Trotzdem war das noch nicht die Lösung, die ich gesucht hatte. Meine Filter vorm Objektiv würden trotzdem noch nass werden. Ein dritter Arm wäre gut, um einen Regenschirm zu halten.

Regenhalter

Und auch das gibt es. Befestigt am Stativ kann man einen beliebigen Regenschirm mit dem Regenschrimhalter anbringen und hat so beim Fotografieren im Regen zwei freie Hände.

In der Praxis

Schon oft war ich nun mit dieser Kombination im Regen auf Motivjagd. Letztes Jahr im Sommer war ich an einem verregneten Abend am Geroldsee, wo ich fast eine Stunde im Auto wartete, bis das Gewitter vorbeizog.

Kurz vor Sonnenuntergang war es dann soweit. Es regnete zwar noch sehr stark, doch das Licht, auf das ich gehofft hatte, begann schon, die Gipfel zum Glühen zu bringen. Alpenglühen ist etwas Magisches und wenn es dazu noch einen Regenbogen gibt, fühlt man sich als Fotograf wie im Schlaraffenland. Doch viel Zeit, um beides zu fotografieren blieb mir nicht. Es durfte nichts schief gehen.

Epic

Ich rannte ans Ufer des Sees, rammte mein Stativ in den Morast und befestigte meinen Regenschirm. Dann noch schnell die Kamera aufs Stativ und die Filter in den Halter gesteckt, ausgerichtet, fokussiert, Belichtungszeit eingestellt und abgedrückt.

Moment, einen wichtigen Schritt hätte ich fast vergessen: Vorm Auslösen den Regenschrim aus dem Halter nehmen und selbst halten, denn der Regenschirm ist ein guter Windfang und erhöht so die Vibrationen des Stativs. Für scharfe Fotos nehme ich den Schirm also im letzten Moment selbst in die Hand. Auslösen kann ich auch mit einer Hand.

Glowe

Regen ist also kein Grund, nicht rauszugehen und zu fotografieren. Auch wenn das magische Licht ausbleibt, ist ein grauer, verregneter Tag ideal, um Wasserfälle zu fotografieren, im Wald auf Motivsuche zu gehen oder, wenn man am Meer ist, nach minimalistischen Kompositionen Ausschau zu halten.

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