22. März 2012 Lesezeit: ~4 Minuten

Die fotografische Entdeckung Ägyptens

Das Interesse an Ägypten wurde vor allem in Frankreich durch den Einmarsch Napoleons 1798 stark belebt. Für Napoleon war Ägypten ein wichtiges Land, das er kolonialisieren wollte. Bis August 1801 dauerte seine Expedition dort. Ab dieser Zeit reisten viele Forscher und Privatleute in das Land, um dessen alte Kultur zu entdecken, aber auch zu vermarkten. Bücher mit Lithographien und Stichen wurden herausgebracht.

Mitte des 19. Jahrhunderts entdeckten auch die ersten Fotografen das Land. Die Fotografie zählte bei diesen Reisen vorrangig als technisches Mittel. Die Bilder waren genauer als die der Maler und erleichterten die Forschung stark. Man denke nur an Hieroglyphen, die man übersetzen wollte. Diese abzuzeichnen kostete viel mehr Zeit und Aufwand, als eine Fotografie anzufertigen.


Maxime du Camp (1850); links: Tempel von Abu Simbel; rechts: Pfeiler von Karnak

Einer der ersten Fotografen in Ägypten war der Franzose Maxime du Camp. Für seine Reise nach Ägypten 1849 ließ sich der Schriftsteller und Journalist von Gustave le Gray in die Technik der Fotografie einweisen. Nach seiner Reise und einigen Veröffentlichungen seiner Fotos in Bildbänden gab er die Fotografie jedoch wieder auf.

Du Champs Freund und Begleiter Gustave Flaubert schrieb ausführlich über die Reise. In seinem „Reisetagebuch aus Ägypten“ zeigt sich deutlich der europäische Blick der damaligen Zeit auf Afrika und man bekommt einen gute Vorstellung des Ägyptentourismus im 19. Jahrhundert.

Was das Tagebuch aber auch zeigt, ist, wie beschwerlich diese Reisen damals waren. Die Expedition dauerte über ein Jahr und wollte man die Pyramiden von Gizeh fotografieren, musste man zunächst mit der, zur damaligen Zeit mehreren Kilogramm schweren, Kamera und dem restlichen Equipment wie Platten und Dunkelkammerzelt einige Tage durch die Wüste laufen.


Reisefotograf Mitte des 19. Jh. mit Kamera, Stativ und Dunkelkammerzelt

Der Engländer Francis Frith führte auf seinen Reisen sogar einen großen Dunkelkammerwagen mit sich. Er bereiste den Orient und besuchte Ägypten zwischen 1856 und 1860 drei Mal. Nach seiner Rückkehr gründete er einen Verlag und schickte andere Fotografen in die Fremde, um Original-Abzüge und Postkarten zu vertreiben.


Francis Frith: Die Pyramiden von Gizeh (1858)

Vor allem politische Zwecke hatte die Reise von Francis Bedford um 1862. Er begleite den Prince of Wales als Reisefotograf mit 50 Soldaten im Gefolge. Sie besuchten neben Ägytpen auch Palästina, Syrien, Istanbul und Athen. Unter seinen rund 200 großformatigen Aufnahmen befinden sich überwiegend topographische Ansichten, Portraits der königlichen Reisegesellschaft und Architekturfotografien.


Francis Bedford: Blick auf die Sultan-Hasan-Moschee und Kairo (ca. 1865)

Um 1860 entwickelte sich die Fotografie zu einem lohnenden Geschäft. Viele Fotografen gründeten Ateliers im Orient und verkauften ihre Bilder an europäische Touristen. Besonders hervorzuheben ist dabei der Franzose Felix Bonfils. Er bot bereits 1870 insgesamt 15.000 Abzüge von 591 verschiedenen Motiven an. Diese Motive für Touristen zeigten Ägypten stark romantisiert. Das Land wurde als Traumreich dargestellt und die Motive waren entweder antike Stätten oder gestellte Alltagsszenen.


Felix Bonfils: Joueurs de violon bedouins (1880)


Felix Bonfils: Sphinx (ca. 1880)

Noch heute gibt es Ateliers aus der damaligen Zeit, wie beispielsweise das von Lehnert & Landrock. Sie eröffneten ihr erstes Geschäft 1903 in Tunesien, mussten es jedoch durch den Ersten Weltkrieg bald aufgeben und eröffneten es 1923 erneut in Ägypten.

Auch sie werben nach wie vor mit verklärenden Darstellungen des Landes, die wie vor über 100 Jahren von den europäischen Touristen mit Vorliebe gekauft werden.

Quellen und Literaturangaben:
• Baatz, Willfried: Geschichte der Fotografie. Köln 2008.
• Flaubert, Gustav: Reisetagebuch aus Ägypten. 2003.
• Steinigen, Cornelia: Die Islampolitik Napoleons während der Ägyptenexpedition. 2010.
• Stiegler, Bernd / Thürlemann, Felix: Meisterwerke der Fotografie. Stuttgart 2011.
http://www.fotomarburg.de/histfoto/reisefotografie2 (Stand: 12.01.2012)
http://www.orientfotograf.de/ (Stand: 18.03.2012)

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