08. März 2012 Lesezeit: ~6 Minuten

Drei schnelle Lightroom-Tipps

Seit einigen Jahren gehört die Bearbeitung in Lightroom fest zu meinem Workflow. Lightroom ist, wie ich finde, wesentlich intuitiver als Photoshop. Auch wenn ich nach wie vor aus Gewohnheit die meisten Korrekturen in Photoshop vornehme, bereite ich gerne die Fotos in Lightroom bestmöglich für die weitere Retusche in Photoshop vor. Dabei nutze ich größtenteils immer wieder die gleichen Einstellungen, von denen ich Euch hier einige vorstellen möchte.

Denen unter Euch, die sich bereits gut mit Lightroom und seinen Einstellmöglichkeiten auskennen, werden die folgenden drei Vorgehensweisen wohl bekannt vorkommen. Ich hoffe, dass diese Tipps insbesondere für Lightroom-Neulinge nützlich sind.

1. Kontrasterhöhung

Um den Kontrast eines Fotos zu erhöhen, ziehe ich den Kontrast-Regler nach rechts. Wie weit ich ihn verstelle, variiert je nach Foto. Nun wird jedoch nicht nur der Kontrast erhöht.

Dadurch werden natürlich auch die Farben intensiver. Besonders störend finde ich, dass bei Portraits die Haut intensiver rot bzw. orange wird. Deswegen nutze ich in Verbindung mit dem Kontrast-Regler stets den Regler für Dynamik und eventuell auch den Regler für Sättigung, um die Farben anschließend wieder etwas zu entsättigen.


Die unveränderten Grundeinstellungen und die Kombination der Regler für Kontrast und Dynamik, wie ich sie gern nutze

Was genau machen nun aber die beiden Regler für Dynamik und Sättigung? Klar, sie nehmen beide die Farben zurück, wenn man sie nach links zieht, aber wo genau liegt der Unterschied zwischen ihnen?

Kurz gesagt passt der Regler für Sättigung die Farbsättigung linear an. Bei einer Einstellung von -100 erhält man also ein monochromes Bild, bei +100 sind die Farben doppelt so stark gesättigt.

Die Dynamik (in älteren LR-Versionen ‚Lebendigkeit‘) dagegen erhöht die Farbsättigung im Bild nicht gleichmäßig. Stattdessen werden weniger gesättigte Bereiche stärker gesättigt als Bereiche, die schon eine starke Sättigung aufweisen. Umgekehrt – und dies schätze ich sehr, wenn ich ein Foto nach der Behandlung mit dem Kontrast-Regler wieder entsättigen möchte – wird stark gesättigten Bereichen mehr Farbe entzogen als moderat gesättigten Bereichen.

Wird nun also beispielsweise die Haut stellenweise durch die Kontrasterhöhung zu orange-rot, ziehe ich den Dynamik-Regler leicht in den Minusbereich, um diese hervorstechenden Bereiche wieder zurückzunehmen. Gleichzeitig wird die Haut der anderen, nicht so stark gesättigten Bereiche aber auch nicht fahl oder gräulich.


Modell: Eva Endres
Visagistin: Nurcan Göksin

Die Gegenüberstellung zeigt das Foto unbearbeitet (links), mit erhöhtem Kontrast auf +70 (mittig) und schließlich mit erhöhtem Kontrast in Verbindung mit verringerter Dynamik auf -21 (rechts). Die Haut ist beim mittleren Bild für meinen Geschmack viel zu orange, auf dem rechten Bild dagegen angenehm entsättigt.

Einen sehr anschaulichen Vergleich und eine ausführliche Erläuterung der beiden Regler für Dynamik und Sättigung findet Ihr auch im LrBlog.

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2. Schwärzeres Schwarz mit der Gradationskurve

Eine zweite von mir bevorzugte Methode, die für mehr Kontrast im Bild bzw. genauer gesagt für knackigere dunkle Tonwerte sorgt, ist das weitere Abdunkeln der Tiefen im Foto. Hierzu nutze ich nicht den Regler für Schwarz oben in den Grundeinstellungen, sondern die präzisen Einstellmöglichkeiten der Gradationskurve.

Unter der Gradationskurve findet Ihr in Lightroom vier Regler: ‚Lichter‘, ‚Helle Mitteltöne‘, ‚Dunkle Mitteltöne‘ sowie ‚Tiefen‘. Dazu seht Ihr direkt unten an der Gradationskurve drei Regler, die die waagerechte Achse in vier gleiche Abschnitte teilen.

Zieht man nun, ohne einen dieser drei Regler an der Gradationskurve zu verändern, den Regler für die Tiefen nach unten, werden dunkle Bereiche noch dunkler – und zwar relativ drastisch und für meinen Geschmack bei den meisten Bildern zu heftig. Deswegen nutze ich die kleinen Regler direkt unten an der Gradationskurve, um selbst zu bestimmen, was als ‚Tiefen‘, ‚Dunkle Mitteltöne‘ und so weiter definiert wird.

Ich ziehe also den Regler, der an der Gradationskurve die Tiefen von den dunklen Mitteltönen trennt, weiter nach links. Wie weit, das variiert je nach Foto, meist jedoch auf einen Wert von etwa 12 (von vorher 25). Somit werden nun, wenn man den Tiefen-Regler nach links zieht, nur die wirklich dunklen Tonwerte weiter abgedunkelt, was ich meist als angenehmer empfinde. Das Bild zeigt auf der rechten Seite die Einstellungen, wie ich sie gerne verwende:


Links wurde nur der Regler für die Tiefen nach links gezogen, einige Bereiche sind sehr stark abgedunkelt. Rechts wurde zusätzlich der Regler dierekt unten an der Gradationskurve bewegt, im die Tiefen neu zu definieren: Nur die ganz dunklen Tonwerte werden nun als Tiefen angesehen und weiter abgedunkelt.

Es lohnt sich also, sich ein wenig Zeit zu nehmen und mit den Reglern an und unter der Gradationskurve zu schieben und ein Gefühl dafür zu bekommen, wie sie zusammen eingesetzt wirken.

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3. Teiltonung

Sehr oft kommt bei mir auch die Teiltonung zum Einsatz – sowohl, um die Farbstimmung eines Fotos zu verändern, als auch, um Schwarzweiß-Bilder zu tonen. Lightroom bietet dafür fünf Regler an: Zwei, um Farbton und Sättigung der Lichter anzupassen, zwei für Farbton und Sättigung der Tiefen und einen Regler zum Abgleich.

Bei Farbfotos tone ich gerne die Lichter wärmer und nutze einen Farbton-Wert zwischen 30 und 40, dazu eine Sättigung um 15. Die Tiefen dagegen bekommen eine kühle Tonung: Im Beispiel unten einen Farbton von 238 und eine hohe Sättigung von über 90.

Würde man nun den Abgleich-Regler beim neutralen Wert 0 stehen lassen, wäre das Bild extrem kalt. Um die Tiefen, wie im Beispiel gezeigt, nur ganz sanft kühl zu tonen, wird der Abgleich-Regler also weit nach rechts – im gezeigten Beispiel bis auf +100 – gezogen.


Beispiel für die Teiltonung eines Farbfotos
Modell: Janina

Bei Schwarzweiß-Fotos tone ich ebenfalls bevorzugt die Lichter warm, die Tiefen eher kühl und ziehe dann den Regler für den Abgleich weit nach rechts, nachfolgend noch ein Beispiel dafür.

Auch bei den Teiltonungs-Reglern lohnt es sich also, ein wenig zu verweilen und diverse Kombinationen auszuprobieren. Dabei empfiehlt es sich vor allem, mit dem Abgleich zu spielen, da sich so völlig verschiedene Tonungen ergeben, die einem Bild ganz unterschiedliche Stimmungen verleihen können.

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