09. Februar 2012 Lesezeit: ~3 Minuten

Bildvorstellung: „A beautiful death“

Mit jedem Foto sind in meinem Kopf Erinnerungen verknüpft. Erinnerungen an Gerüche, Geräusche und Gedankengänge, wenn ich alleine mit meiner Kamera unterwegs war und einfach dahin gelaufen bin, wohin meine Füße mich gerade tragen wollten. Erinnerungen an Gespräche, Lachen und Experimentieren, wenn ich ein Modell vor der Kamera hatte.

Martin hat uns die Aufgabe gegeben, eines unserer Bilder vorzustellen. Und ich habe meine Erinnerungen entscheiden lassen, welches Bild ich an dieser Stelle zeigen möchte.

Zusammen mit Fotografin Jennifer und Modell Ljuba habe ich im letzten September einen wunderbar entspannten Tag in den Kirsch- und Apfelbaumfeldern bei Wiesbaden verbracht. Wir wollten herbstliche Fotos machen. Konkretere Konzepte waren im Vorfeld noch nicht vorhanden. Gerade jetzt im Winter erinnere ich mich sehr gern an den herrlich warmen Herbsttag. An diesem Tag entstand ‚A beautiful death‘.

Ich weiß noch, wie wir zu dritt versucht haben, alles, was wir für das Shooting mitgebracht hatten, auf einmal aus dem Auto zu nehmen, weil wir zu bequem waren, zweimal zu laufen. Kamerataschen, Reflektor, Klamotten, Make-up, Sonnenblumen und, ganz wichtig: Picknickdecke und leckeres Essen. Von oben bis unten bepackt machten wir uns dann auf den Weg ins Feld.

Das Shooting zog sich vom frühen Nachmittag bis zum Verschwinden der letzten Sonnenstrahlen am Abend hin. Nicht zuletzt deswegen, weil wir immer wieder gemütlich Pause gemacht und gequatscht haben.

Und genau an diese Momente erinnere ich mich so gern: An entspannte Gespräche, Lachen, Ideen weiterspinnen. Die wärmende Herbstsonne auf der Haut. Die beruhigende Abendstimmung. Das ist bei einem Shooting für mich mindestens genauso wertvoll und wichtig wie das Fotografieren an sich.

Nachdem wir mit zahlreichen Hintergründen, Perspektiven und schließlich dem warmen, weichen Abendlicht experimentiert hatten, wollte ich abschließend passend zu Ljubas rot lackierten Fingernägeln für ein Portrait ein knallrotes Oberteil und einen roten, frisch gepflückten Apfel einsetzen (den Jennifer noch schnell blitzblank poliert hat :)).

Im Kopf hatte ich eigentlich ein ’normales‘ Portrait mit den genannten roten Farbakzenten. Während des Fotografierens bin ich dann aber immer näher an mein Model heran gerückt, um Lippen und Apfel mehr in den Fokus zu stellen.

Neben der Tatsache, dass mich das Bild an einen wunderbaren, entspannten Tag erinnert, hat es für mich auch deswegen Bedeutung, weil es mich immer wieder dazu ermuntert, bei einem Shooting den Dingen einfach ihren Lauf zu lassen.

Ich setze mich oft unter Druck, bestimmte Ergebnisse erreichen zu wollen. Zerbreche mir vor einem Shootingtermin den Kopf über neue Ideen, Accessoires usw. Dabei entstehen die besten Bilder oft dann, wenn man loslässt und sich sich von seinem Gegenüber inspirieren lässt. Mit Perspektiven und Schnitten spielt. Genau das war bei der Entstehung des Fotos der Fall. Es war nicht geplant, sondern hat sich aus den Gegebenheiten spontan entwickelt.

Selbstverständlich ist das Bild so wie Ihr es oben seht nicht aus der Kamera gekommen. In Lightroom bzw. Photoshop habe ich die Haut retuschiert und wesentlich blasser gemacht, die Rottöne dagegen knalliger. Außerdem habe ich Macken im Nagellack entfernt und die Lippen durch eine klar definierte Lippenlinie betont sowie die Glanzstellen auf Apfel, Lippen und Nagellack verstärkt.

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