06. Februar 2012 Lesezeit: ~7 Minuten

Im Gespräch mit Elizabeth Brooke

Zum Glück hat Martin mich vor einiger Zeit auf den Fotostream von Elizabeth Brooke aufmerksam gemacht. Die junge Fotografin zeigt dort verträumte, gefühlvolle und emotionale Bilder, die mich sofort berührt haben. Dass Elizabeth erst 15 Jahre alt ist, kann ich beim Betrachten ihrer Fotos und Konzepte kaum glauben. Grund genug, mehr über sie erfahren zu wollen.

Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview nimmst, Elizabeth! Stell Dich doch unseren LeserInnen zuerst einmal vor.

Mein Name ist Elizabeth Brooke, ich bin in Los Angeles, Kalifornien, geboren und aufgewachsen und gerade 15 geworden. Wenn ich nicht fotografiere, liebe ich es zu lesen, Musik zu hören, Zeit mit Freunden zu verbringen und ich mache Stabhochsprung. Außerdem backe ich gerne Nachspeisen.

Wann hast Du angefangen zu fotografieren? Hat Dich die Fotografie schon längere Zeit interessiert oder gab es einen speziellen Moment, der Dich dazu bewogen hat, mit dem Fotografieren zu beginnen?

Zum ersten Mal habe ich mit zwölf Jahren eine Kamera in die Hand genommen. Ich habe Fotografien schon immer geliebt, habe stundenlang die Fotoalben meiner Eltern angesehen. Ich glaube, ich habe einfach eines Tages entschieden, einen Versuch zu starten, als ich die Kamera daheim herumliegen sah. Von diesem Moment an habe ich nicht mehr aufgehört, ich wollte alles einfangen.

Ich kann mich daran erinnern, dass es ziemlich schwierig war, die ersten Bilder zu machen, als ich meine erste ‚richtige‘ Kamera in der Hand hatte. Auf das Licht zu achten, den Fokus, die Komposition und so weiter. Hast Du Dir selbst beigebracht, die Kamera zu bedienen oder hast Du Hilfe bekommen, zum Beispiel von Freunden oder Familie?

Ich habe mir fast alles selbst beigebracht und keine Kurse gemacht, aber ich hatte definitiv eine Menge Hilfe von meinem Vater und vor allem aus dem Internet. Das Internet war eine großartige Entdeckung, weil es mir erlaubt hat, auch viel über die komplizierteren Aspekte zu lernen und zwar in meinem eigenen Tempo und alleine.

Viele meiner Fähigkeiten haben sich einfach durchs Üben entwickelt. Wenn man seine Kamera jeden Tag in der Hand hat, entwickelt man sich automatisch weiter und verbessert sich.

Wenn man durch Deinen Flickr-Fotostream stöbert, findet man sowohl digitale als auch analoge Fotos. Gibt es spezielle Situationen, in denen Du das Fotografieren auf Film der digitalen Fotografie bevorzugst?

Ja, ich fotografiere sowohl analog als auch digital und ich liebe beides! Ich mag es, wie kristallklar ein digitales Foto sein kann und wie viel man mit einer digitalen Kamera machen kann, aber ich mag auch den Effekt, den der Film einem Foto gibt. Auch das Experimentieren mit zum Beispiel Doppelbelichtungen reizt mich.

Für mich ist Fotografieren auf Film wie das Einfangen einer Erinnerung. Ich fotografiere nicht auf Film, weil ich unbedingt möchte, dass die Bilder wundervoll werden, sondern eher, um den Moment einzufangen und mich daran zu erinnern, was ich in diesem Moment gefühlt habe.

Das ist interessant. Warum ist es für Dich eine intensivere Erinnerung, als wenn Du digitale Bilder machst?

Das ist schwer zu erklären. Definitiv kann ich sagen, dass ich mit meinen 15 Jahren kaum Budget habe, um Filme zu kaufen und entwickeln zu lassen. Wenn ich also Bilder mit meiner Filmkamera mache, möchte ich sicher sein, dass sie gut werden und sich die Geldausgabe lohnt.

Manchmal habe ich einen Film für drei oder vier Monate in der Kamera und mache vielleicht ein einziges Bild pro Woche. Die zweite Tatsache, die das Fotografieren auf Film so aufregend macht, ist, dass man nie weiß, wie die Bilder genau aussehen werden. Es gibt keine sofortige Belohnung, und genau das macht es so wundervoll, wenn man endlich die entwickelte Filmrolle erhält.

Du sagst, dass Du schnelle Fortschritte gemacht hast, weil Du Deine Kamera jeden Tag in der Hand hast. Du hast also immer und überall Deine Kamera dabei? Und machst Deine Fotos spontan, wenn Du zum Beispiel Freunde triffst?

Als ich mein 365-Tage-Projekt gemacht habe, gab es keinen Moment, wo man mich ohne Kamera hätte erwischen können. Jetzt aber, mit Schule und Sport, fällt mir das schwerer, was ich sehr schade finde.

Die Wochenenden verbringe ich natürlich ganz mit Fotografieren! Ich glaube, meine Freunde sind schon ein bisschen genervt davon. Ich mag ehrliche Bilder. Geplante und überlegt durchgeführte Shootings haben durchaus ihren Reiz, aber ein Foto, das echte, pure Emotionen zeigt, kann man nicht überbieten.

Wenn Du Wert auf ‚echte‘ Fotos legst, bedeutet das dann auch, dass Du auf Photoshop verzichtest, damit die Bilder so natürlich wie möglich sind?

Photoshop finde ich ziemlich kompliziert. Wenn ich Photoshop nutze, dann für Farbveränderungen oder Umwandlung in schwarzweiß. Ich denke nicht, dass Photoshop die Emotionen verändert, die meine Bilder transportieren.

Generell reizt es mich nicht, ein Bild in Photoshop stark zu manipulieren, aber natürlich bewundere ich die ganzen Möglichkeiten, die das Programm bietet. Und ich bewundere jeden, der mit diesem Chaos an Möglichkeiten klarkommt und auf diese Weise in der Lage ist, tolle Bilder zu kreieren.

Erzähl uns doch noch ein bisschen über Deine Zukunftspläne. In welche Richtung möchtest Du gehen mit der Fotografie? Träumst Du davon, später professionell als Fotografin zu arbeiten oder hast Du noch gar keine konkreten Pläne?

Hauptsächlich lasse ich den Dingen einfach ihren Lauf. Ich denke nicht, dass ich die Fotografie später mal hauptberuflich betreiben werde. Ich liebe es, meine eigenen Ideen zu entwickeln und glaube nicht, dass ich in eine bestimmte Sparte passe (wie Hochzeits- oder Fashionfotografie).  Ich träume davon, Kamerafrau zu werden und zu filmen, aber da ich ja erst 15 bin, habe ich noch eine Menge Zeit, mich zu entscheiden.

Und zum Schluss muss ich noch mal nachhaken: Du machst Stabhochsprung? Das ist ein ziemlich außergewöhnlicher Sport! Erzähl doch noch ein bisschen mehr darüber!

Ja, ich mache Stabhochsprung und es ist ein verrückter Sport! Ich habe erst im letzten Jahr damit angefangen. Es ist wirklich schwer, aber es macht mir sehr viel Spaß. Nichts ist toller als das Gefühl, so hoch in der Luft zu sein! Mein Ziel in diesem Jahr ist es, den Schulrekord zu knacken.

Für dieses Vorhaben sowie für ihren weiteren Weg mit der Fotografie drücke ich Elizabeth natürlich die Daumen und möchte am Ende gerne noch kurz auf eine ihrer Aktionen aufmerksam machen, auf deren Ergebnisse ich mehr als gespannt bin.

Elizabeth startet gerade zum zweiten Mal ihr Projekt ‚The Traveling Camera‘. Dabei werden zwei Einwegkameras rund um die Welt geschickt, an jeweils neun Leute. Elizabeth möchte mit dem Projekt Menschen durch die Fotografie zusammen bringen.

Die ersten Kameras sind gerade per Post zu ihr zurück gekehrt, die beiden neuen Kameras gehen bald auf ihre Reise um den Globus. Elizabeth wird eine Website erstellen, um die Bilder zu zeigen. Wer die Ergebnisse sehen möchte, verfolgt am besten ihren Fotostream bei flickr.