16. Januar 2012 Lesezeit: ~3 Minuten

Skateboard durch den Sucher

Samstagabend um 22.31 Uhr in einem großen Fernsehstudio in Berlin. Normalerweise werden zu dieser Uhrzeit TV-Sendungen aufgezeichnet, geprobt oder Bühnenbilder auf- und abgebaut. Mit etwas Vorarbeit (Anfragen im Fernsehstudio und Abstimmung mit dem Skateboarder) klappte es tatsächlich mit einem Studiotermin im Oktober 2011.

Für den Termin im Studio habe ich ca. sechs Monate an Vorlauf benötigt. Grund dafür war, dass permanent im Studio gearbeitet wird und somit eigentlich kein freies Zeitfenster dazwischen bleibt. Erst durch etwas Hartnäckigkeit und permanentes Anfragen im Studio hatte sich spontan im Herbst ein Termin ergeben.

Wir hatten an einem Samstagabend ca. 20 Minuten Zeit für diese Aufnahmen. Aufgrund des kurzen Zeitfensters habe ich mich entschlossen, fast alles im Action-Mode (6,5 Bilder pro Sekunde) zu fotografieren. Als Kamera hatte ich meine Canon 40D, zwei Sigma-Objektive (10-20mm und 18-250mm) und natürlich einen guten Freund, der Skateboard fährt, dabei. Am Ende sind 657 Bilder entstanden.

Außer Ollies, kleineren Powerslides oder Kickflips durften wir keine „wilden“ Tricks machen, da dort sehr viel teures Equiqment steht, das nicht kaputt gehen darf. 

Der Freund, der mitgekommen war, fährt sehr gut Skateboard und somit konnte ich mir schon etwas im Voraus überlegen, welche Tricks ich fotografieren möchte.

Dabei war mir jedoch auch wichtig, nicht zu viele strike Vorgaben zu machen. Die Balance zu finden zwischen Tricks, die ich gerne im Kasten habe wollte und einfach der Person dabei zuzusehen, wie das riesige Studio mit dem Skateboard erkundet wird, war und ist eine gute Richtlinie für mich.

Die Lichtquelle und die farbigen Hintergründe wurden durch eine sehr beeindruckende LED-Anlage im Hintergrund erzeugt. Ein Techniker an der Lichtanlage kann diesen Hintergrund (Farbe, Lichtintensität, Muster etc.) am Mischpult ändern. Innerhalb von nicht einmal einer Sekunde wurden 
so neue Farben oder Muster für den Hintergrund der Aufnamen erstellt.

Beim folgenden Bild habe ich den Schatten des Skateboarders in Photoshop etwas freigestellt, um die Reflexion der Person zu betonen. Des Weiteren habe ich etwas Blau über die Farb-Balancen bei der Nachbearbeitung hinzufügt. Die Lichtquelle war allein der Hintergrund, es wurden kein zusätzliches Licht oder Blitze benutzt.

Das war das einzige Bild, das ich in Photoshop in dieser Form nachbearbeitet habe. Bei allen anderen Bildern wurde zum Teil nur der Kontrast etwas angehoben.

Das TV-Studio ist wirklich riesig, was beim nächsten Foto erkennbar wird. Die horizontale Linie im Bild ist der Übergang zwischen Boden und Hintergrund. Bei der folgenden, letzten Aufnahme habe ich die Kamera auf den Boden gelegt und mit 18mm Brennweite fotografiert.

In der Nachbearbeitung habe ich versucht, den Schatten der Person etwas freizustellen, um die Größe des Studios zu betonen. An den Farben habe ich nichts geändert – die Farben und das Licht stammen komplett aus der LED-Anlage im Hintergrund.

Als ich mir zu Hause die ersten Bilder der Studio-Session angesehen hatte, habe ich erst realisiert, wie intensiv und beeindruckend die Farben im Hintergrund geworden sind. Unter den 657 Bildern habe ich relativ schnell meine 10 bis 15 Favoriten gefunden. Der ganze Aufwand hat sich gelohnt, wenn ich mir die Bilder im Nachhinein ansehe. In Gedanken bin ich bereits wieder im Studio und habe Ideen für neue Tricks mit Obstacles vor der Kamera.