14. Januar 2012 Lesezeit: ~8 Minuten

Varieté 2011: Eure wichtigsten Fotos I

Vor exakt einer Woche habe wir Euch nach Eurem wichtigsten Foto 2011 gefragt. Sieben Tage sind vergangen und wir haben in dieser Zeit behutsam Eure Fotos durchgeschaut und viele spannend bis großartige Geschichten erfasst. Heute präsentieren wir Euch in zwei Teilen die Auswahl, die wir Redakteure getroffen haben.

Doch zu Beginn wollen wir ganz ehrlich sein: Wir hatten mit wesentlich mehr Einsendungen gerechnet. 255 Kommentare sind für kwerfeldein’sche Verhältnisse nicht schlecht, aber auch nicht übermäßig viel.

Womit wir aber nicht gerechnet hatten, war die fast durchgängig hohe Qualität Eurer Aufnahmen. So war die Entscheidung viel schwerer als wir ursprünglich dachten. Dennoch haben wir versucht, uns auf ein paar wenige Fotos zu einigen, die uns allen gut gefallen haben.

Und um den einzelnen Fotos mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, haben wir aus unserer Auswahl zwei Features gemacht. Das erste lest Ihr hier schon und die Nummer zwei kommt in ein paar Stunden. Let’s go!

Dein wichtigstes Foto 2011

Catherina Rocío schrieb:

Für mein Architektur-Seminar sollten wir uns ein Skizzenbuch-Cover überlegen. Die Idee schoss mir augenblicklich in den Kopf und musste sofort umgesetzt werden. Da es schon dunkel draußen war, ging ich in den Keller, stellte die Kamera auf Selbstauslöser und stellte mich vor die einzige brauchbare weiße Wand im Haus.

Nach gefühlt 1000 Fotos musste nur noch ein passendes rausgesucht und am PC bearbeitet werden. Blöderweise ging dieser nicht. Da ich aber zu ungeduldig war, um auf die Reperatur zu warten, bearbeitete ich das Fotos an einem uralten Laptop, der ständig im unpassendsten Moment ein Nickerchen machen musste, aber wundersamerweise nicht abstürzte.

Es zog sich hin, doch im Großen und Ganzen ist es ungefähr so geworden wie ich es mir vorgestellt habe – eine digitale Doppelbelichtung.

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Dein wichtigses Foto 2011

Jenni schrieb:

Weil ich da zum ersten Mal wirklich analoge Fotos mit “Fehlern” hatte und dadurch richtig gemerkt habe, dass es nicht so schwierig ist, außergewöhnliche Filmfotos zu machen, sondern die Effekte haben können, die einfach nur irre aussehen.

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Dein wichtigstes Foto 2011

Clara schrieb:

Das ist vielleicht nicht mein bestes Bild aus 2011, aber für mich garantiert das wichtigste. Kein anderes Bild zeigt soviel von mir wie dieses, obwohl ich auf dem Bild wieder nicht selbst drauf bin, der Rücken ist der meiner Schwester.

Kein anderes Bild könnte richtig diese innere Bewegung zeigen, die in mir manchmal aufkommt, dieses Gefühl weg zu müssen, egal wohin… oder auch das der inneren Ruhe, des unendlichen Himmels. Es ist beides, ruhig und bewegt zugleich. Mein Körper ist der Himmel.

Der Himmel, die Vögel sind für mich eine Metapher, ein Symbol für das Jahr 2011. Für Freiheit. Für alles, was ich gelernt habe und noch nicht weiß. Es steht auch dafür, dass wir nie alles wissen werden und uns vielleicht auch nicht immer damit plagen sollten… vielleicht sollen wir einfach frei sein, aber können wir das überhaupt?

2011 bin ich zwei Mal nach Hause wiedergekommen, ich bin oft weitergezogen und habe viel erlebt, viel gesehen, 2011 war vielleicht das bewegteste Jahr meines kurzen Lebens.

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Dein wichtigstes Foto 2011

Michael schrieb:

Es zeigt mein erstes Bild, das ich mit meiner “neuen” Canon AE-1 geschossen habe und zugleich mein erstes analoges.

Da mein Cousin ziemlich zappelig war und wieder rausrennen wollte, hatte ich nicht die Zeit, um die Belichtungszeit in Ruhe zu wählen. Somit habe ich einfach geschätzt, geklickt und gehofft. “Ziemlich geil geworden!”, war dann mein erster ausgesprochener Gedanke.

Seitdem hat mich das Fotografieren auf Film sehr gepackt. :)

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Dein wichtigstes Foto 2011

Christopher schrieb:

Es wurde im Morgengrauen eines Spätsommertages in Istanbul mit einer Yashica MAT 124(G) und einem Ilford Delta 3200 Film aufgenommen. Dazu bin ich morgens um 6 Uhr, bepackt mit der Mittelformatkamera und meiner Nikon FM-Kleinbildkamera (beide geladen mit dem 3200er Film) aus dem Haus geschlichen. Die Kombination aus hochempfindlichem Film und diffusem Licht ist einfach genial.

Gerade in einer Metropole wie Istanbul lohnt sich diese Tageszeit besonders, denn zu diesem Zeitpunkt sind noch keine Menschen unterwegs, was bei inoffiziell 16 Mio. Einwohnern nicht besonders leicht ist. Dieses Bild habe ich gerade noch auf dem Rückweg erhaschen können. Es zeigt einen Mann, der die Treppen der Yeni Camii (neue Moschee) in Eminönü reinigt. Normalerweise tummeln sich auf diesem Platz mehr Touristen als hungrige Tauben… zwei Stunden später ist dies auch ganz sicher wieder der Fall gewesen, doch zu diesem Zeitpunkt waren es nur ich, er und die schlafenden Vögel.

Besonders wichtig ist dieses Foto für mich, weil…

a) mich mit Istanbul eine Art Hassliebe verbindet. Ich habe dort längere Zeit gelebt und studiert, interessiere mich sehr dafür und möchte dort eventuell auch später arbeiten. Gleichzeitig ist diese Stadt einfach ein Moloch, dessen Verkehr und kulturelle Zwänge einen teilweise umbringen können.

b) Bin ich sehr filmaffin und stehe total auf diffuse Fotos. Ich habe es vorher nie auf die Reihe bekommen, gegen meine natürlichen Schlafgewohnheiten das Haus zu verlassen. In Zukunft werde ich das häufiger machen und habe durch das Ergebnis dieses Fotos auch den Mut, in andere Richtungen zu experimentieren. Vielleicht erreiche ich durch solche Experimente ja auch irgendwann mal die Klasse von anderen Fotografierenden.

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Dariusz schrieb:

Entstanden ist es in Dänemark. Eigentlich ist es ein Teil eines Zeitraffer-Videos. Die Umgebung hat sich in kürzester Zeit extrem verändert. 
Innerhalb von 45 Minuten hat sich alles in Nebel eingehüllt. Mit so einem Bild hatte ich am Anfang nicht gerechnet und hätte ich keine Zeitrafferaufnahmen gemacht, wäre ich wohl auch nicht mehr da gewesen, als der Nebel auf zog.

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David schrieb:

Aufgenommen wurde das Bild im letzten Sommer. Meine Freundin und ich waren auf dem Rückweg von Toulouse nach Paris, was für uns eine Zugfahrt von sechs Stunden in einem stickigen, nicht klimatisierten Zugabteil bedeutete. Hinzu kam die Erschöpfung der letzten Nacht und der nicht zu ignorierende Fußgeruch eines Mitreisenden.

Dementsprechend erschöpft waren wir und warteten sehnsüchtig auf die Ankunft in Paris. Große Ambitionen zum Fotografieren besaß ich in der Situation nicht, bis auf den einen Moment, der mir dann doch zu schön schien, als dass ich ihn nicht festhalten müsste. 
Für mich spiegelt dieses Foto genau die Zugfahrt und die Stimmung, die in dem Abteil herrschte wieder.

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Martin schrieb:

Was dieses Bauwerk ausstrahlt, hat mich als kleines Kind schon fasziniert. Ich habe einige Versuche unternommen, diese Faszination abzubilden. Hier ist das erstmals gelungen. Das Bild zeigt die Staumauer am Stausee Hohenwarte in Thüringen.

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Blue schrieb:

Obwohl die meisten Menschen das Bild ohne das eine Detail viel lieber mochten, habe ich es hier mit dem Detail ausgewählt, weil’s mir so am besten gefällt. Mir ist das Detail sehr wichtig, da das Bild somit wirklich eine Geschichte erzählt und zwar für jeden eine andere. In jeder Geschichte ist nur diese eine Momentaufnahme gleich.

Und dann gefällt mir der handwerkliche, technische Hintergrund bei dem Bild. Das war nämlich ursprünglich ein total verkorkster Graufilter-Test.

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Das war eine gute erste Runde, oder? Wir freuen uns jetzt schon auf den zweiten Teil, den es in ein paar Stunden hier geben wird.

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