rote Blätter an einem Strauch
13. Januar 2012 Lesezeit: ~5 Minuten

Diptychon

Was ist ein Diptychon? Sucht man nach diesem Begriff bei Wikipedia, bekommt man nur einen Zweizeiler darüber, dass ein Diptychon eine doppelseitige Wachstafel aus der Antike sei. Ein Block zweier Schreibtafeln, die mit einem einfachen Scharnier verbunden sind. Heute will ich Euch zeigen, was ein Diptychon in der Fotografie ist, beziehungsweise sein kann.

Das Diptychon ist in der Fotografie ein zweigeteiltes Bild. Es ist ein Bild, das zwei verschiedene oder identische Fotos verwendet, um zusammen eine künstlerische Aussage zu bilden. Es stellt zwei ähnliche oder völlig unterschiedliche Bilder einander gegenüber. Diese Bilder gehören zusammen, sind als Sequenz, als Paar zu beurteilen.

Zwei Fotos, die möglicherweise besser zusammen passen als allein für sich stehende. Dies liegt im Auge und Geschmack des Betrachters. Sie können eine kleine Geschichte erzählen, eine Geschichte in zwei Rahmen, eine Vereinigung, unterschiedliche Perspektiven zum gleichen Thema.

Wie ich zum „dippen“ gekommen bin, weiß ich gar nicht mehr so genau, muss ich sagen. Ich meine, ich bin nicht einfach losgezogen mit dem Gedanken, dass ich nun Fotos mache, um sie dann zu einem Diptychon zusammenzufügen. Es kam einfach irgendwann über mich, so wie die Lust, überhaupt zu fotografieren. Natürlich habe ich zuvor schon Bilder dieser Stilrichtung gesehen. Keiner soll meinen, ich denke, ich hätte dieses Ding erfunden.

Irgendwann beim Stöbern im Internet und dem Durchschauen verschiedener Portfolios bin ich darauf gestoßen. Ich habe mich sofort darin verliebt und angefangen, meine eigenen Diptychen zu kreieren. Meine eigenen Geschichten zu erzählen. Meinen Blick auf die Welt damit zu zeigen.

Mit meinen Diptychen versuche ich, zwei Bilder miteinander zu verbinden. Ich will, dass man spürt, dass sie zusammengehören, einander berühren, nicht immer direkt, doch aber zumindest auf einer anderen Ebene. Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, solche Bilder zu erschaffen.

Waagerecht, senkrecht, quer und durch das Zusammensetzen unterschiedlicher Themen und Bilder. Ich spiele mit der Schärfe, verwende unterschiedliche Perspektiven, bringe alte und neue Fotos zusammen und viel mehr. Wenn man schon mehrere Bilder dieser Sorte gemacht hat, bekommt man ein Gefühl dafür, welche Bilder zueinander passen und welche nicht.

Eines Tages war ich mit meinem Hund auf einer langen Runde unterwegs. Es war ein schöner Frühlingstag und ich genoss das Wetter. Meine Kamera hatte ich natürlich auch dabei. Nach einem langen Marsch durch Wiesen und Felder machten wir noch eine kleine Pause auf einer Fußgängerbrücke, die in meinem Ort den Übergang über einen Fluss ermöglicht.

Ich saß ganz entspannt da und genoss die warmen Sonnenstrahlen. In meinem Arm die Kamera, die ich dann auch zum Einsatz brachte und einige Bilder aus der Situation heraus schoss. Aus diesem relaxten Moment heraus ist mein Bild entstanden, in dem man einfach nur zwei ausgestreckte Füße und einen schönen friedlichen Himmel sieht.

Ich muss sagen, am liebsten benutze ich die simple Methode, Aufnahmen mit dem Blick nach unten und Aufnahmen mit dem Blick nach oben miteinander zu kombinieren. Es scheint schon fast zu leicht zu sein. Aber diese Bilder, gepaart mit dem richtigen Licht und den richtigen Farben, sind für mich einfach das Beste. Die einfachsten Dinge können eben doch die schönsten sein. Meine persönlichen Favoriten.

Eine weitere einfache Art, Diptychen zu gestalten, ist es, scharfe Fotos mit unscharfen zu verknüpfen. Dies kann ich auf unterschiedliche Arten machen, zum Beispiel von gleichen oder ähnlichen Situationen.

Ich benutze auch gerne die Methode, eine Aufnahme vom Ganzen und eine Detailaufnahme miteinander zu verbinden. So kann ich die unterschiedlichen interessanten Facetten von Gegenständen und Situationen aufzeigen.

Es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten, Diptychen zu erstellen und es gibt sie in allen Bereichen der Fotografie. Zum Beispiel in der Street-Fotografie oder bei Portraits. Ich kann auf den ersten Blick völlig unpassende Bilder miteinander kombinieren und so völlig neue Welten schaffen. Es gilt, der Fantasie keine Grenzen zu setzen und alles auszuprobieren.

In manchen Bildern habe ich versucht, eine Verbindung zwischen den zwei zusammengehörigen Fotos herzustellen. Nicht nur eine spürbare Verbindung, sondern eine direkte, eine optische, in der man sieht wie das eine Bild das andere berührt. Ich finde diese Art besonders reizvoll. Diptychen können Fotos mehr Persönlichkeit geben, gar Geschichten erzählen, was manch einzelne Fotos nicht schaffen.

Vielleicht habt Ihr Lust, auch mal so etwas auszuprobieren. Jetzt liegt es an Euch. Denkt Euch ein Thema aus und legt los. Durchforstet Euer Archiv, manchmal findet man dort alte Schätze, die als Diptychon wieder aufgearbeitet werden können. Entweder miteinander oder einfach mit neuen passenden Bildern. Probiert es aus, werdet kreativ, denkt in Paaren!