10. Januar 2012 Lesezeit: ~5 Minuten

Stilllife Teil 2: Lichtgestaltung

Im ersten Teil habe ich Euch gestern bereits erzählt, wie ich Ideen finde und wie sie sich nach und nach entwickeln. In diesem Teil wird es hauptsächlich um die Lichtsetzung gehen.

Entscheidend für die Wirkung einer Aufnahme ist das Licht. Unabhängig davon, ob man eine natürliche oder eine künstliche Lichtquelle wählt, sind folgende Funktionen des Lichtes grundlegend: Licht symbolisiert Raum und Tiefe, es gibt einem Bild Stimmung und Atmosphäre und es beeinflusst die Zeichnung im Bild. Verstärken oder abschwächen lassen sich diese Eigenschaften durch die Lichtrichtung.

Wählt man ein Licht von vorn, wirkt die Beleuchtung sehr flach, weil die Schatten hinter den Gegenstand fallen und so keine Plastizität entstehen kann. Befindet sich die Lichtquelle als Gegenlicht hinter dem Gegenstand schafft man eine sehr kontrastreiche Beleuchtung, die zu dramatischen Bildern führt.

Die Lichtrichtung, die in der Stillifefotografie am häufigsten Verwendung findet, ist das Seitenlicht. Man erhält eine starke Dreidimensionalität und kann so perfekt Formen und Strukturen herausarbeiten. Außerdem hat dieses Licht eine sehr natürliche Wirkung. Beim Ausarbeiten einer Form kann man die Plastizität noch durch ein hartes Streiflicht hervorheben. Durch eine Beleuchtung, die fast parallel zur Objektoberfläche läuft, wird der Kontrast verstärkt, indem Erhöhungen angeleuchtet werden und Vertiefungen im Schatten bleiben.

Ich möchte mich besonders auf das natürliche Licht konzentrieren, weil man auch ohne Blitzlicht wunderschöne Aufnahmen erzeugen kann. Wenn ich Blitzlicht verwende, versuche ich meist, natürliches Licht zu imitieren. Bei der Verwendung von Tageslicht ist es allerdings äußerst wichtig, das Lichtverhalten im Raum zu beobachten, um genau die Wirkung zu erhalten, die man sich für seine Aufnahme wünscht.

Neben den Lichtrichtungen kann man außerdem hartes und weiches Licht unterscheiden. Hartes Licht erhält man bei direkter Sonneneinstrahlung. Die Folge davon sind harte Schatten und hohe Kontraste, die eine dramatischere Stimmung erzeugen als diffuses Licht, das sehr weich ist. Mit den einfachsten Hilfsmitteln kann man sich selbst Lichtformer basteln und das Sonnenlicht so auch ohne technischen Schnickschnack zu seinen Gunsten einsetzen.

Jeder kennt Aufheller, diese sind aus der Stillifefotografie kaum wegzudenken. Ich benutze sie in allen möglichen Größen und Formen. Dafür muss es kein professioneller Aufheller sein. Alles was man braucht, sind Styroporplatten oder besser noch Kapa Plast aus dem Baumarkt. Diese kann man sich dann in der gewünschten Größe zuschneiden. Allein damit kann man schon viel erreichen. Nicht nur aufhellen, sondern auch Reflexe erzeugen und mehr.

Es braucht auch nicht immer einen silbernen Aufheller. Man kann die Platten auch einfach mit Alufolie bespannen und schon hat man einen harten Aufheller. Kleine Aufhellungen lassen sich auch perfekt mit kleinen Spiegeln erzeugen. Je nachdem, ob es ein Hohl- oder ein Wölbspiegel ist, lassen sich so weiche oder gerichtete Lichter erzeugen.

Bei dieser Aufnahme kommt mein Grundlicht von einer Softbox, die schräg von links hinten auf die Vase ausgerichtet ist. Um die Holzplatte nicht zu hell erscheinen zu lassen, sondern als dunklen Kontrast zur Vase, habe ich sie mit einer schwarzen Pappe etwas abgeschattet. Auf der anderen Seite, also rechts von der Vase, habe ich eine weiße Platte zur Aufhellung aufgestellt, um den Schatten auf der Vase etwas zu mildern. Als weitere Aufhellung habe ich einen Hohlspiegel genutzt, der das Blitzlicht gebündelt auf die Blüten lenkt, die unten auf dem Deckchen liegen.

Schöne Lichtspiele kann man zum Beispiel auch durch mit Wasser gefüllte Glasflaschen oder Glasbausteinen entstehen lassen. So kann mehr Spannung erzeugt werden. Natürliche Lichtspiele lassen sich durch Äste oder gelöcherte Styroporplatten erzeugen, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Die Eigenschaften und Auswirkungen des Lichtes hat jeder schon bewusst oder unbewusst wahrgenommen. Die Kunst ist es, sich dieses Wissen zu verdeutlichen und zu Nutze zu machen. Dabei ist es egal, ob man Objekte, Menschen oder Landschaften fotografiert. Eine einfache Übung dafür ist es, ein weißes Objekt auf einem weißen Untergrund zu fotografieren. Dabei kann man genau sehen, wie Formen und Strukturen vom Licht herausgearbeitet werden.

Draußen fotografiere ich am liebsten bei schön diffusem, weichem Licht. Man hat so eine herrlich leichte Lichtstimmung und muss nicht mit harten Schatten oder Lichtreflexen kämpfen, oft braucht es dann auch keine weiteren Hilfmittel und Lichtformer, wie bei dieser Fotostrecke im Herbst.

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