Toskana
13. Dezember 2011 Lesezeit: ~7 Minuten

Toskana – Da muss ich hin!

Ästhetisch geschwungene Hügel mit aufgereihten Zypressen nebst einsam stehender Häuser. Saftig grüne, mit Mohnblumen gespickte Wiesen und dazu Felder, die im Abendlicht golden leuchten. Das alles ist die Toskana. Da muss ich hin! Aber was tun, wenn das Wetter nicht mitspielt?

Dieses Jahr stand für den Frühling die Toskana auf dem Reiseplan. Ursprünglich war eine Woche Erholung veranschlagt, aus diversen Gründen wurde daraus dann aber doch nur ein dreieinhalb-tägiger Kurztrip mit einem Fokus auf Landschaftsfotografie.

Toskana  by Dennis Fischer

Recherchen auf flickr und anderen Fotoseiten hatten ergeben, dass man wohl im Val D’Orcia die besten Landschaftsaufnahmen machen kann. Val d’Orcia ist die Bezeichnung der Hügellandschaft, durch die sich der Fluß Orcia schlängelt. Von Menschenhand erschaffen und über Jahrhunderte zu dem geformt, was es heute ist, wurde dieses Tal 2004 zum Weltkulturerbe ernannt.

Nach einer 14-stündigen Fahrt am Osterwochenende war das Ziel, Monticchiello im Herzen des Val d’Orcia, erreicht. Dieser altertümliche Ort ist nicht sonderlich groß, aber dafür etwas höher gelegen. Man hat von dort aus eine schöne Aussicht auf die Stadt Pienza und das komplette Tal.

Beim Erreichen des Ortseingangs mit Ausblick über die Umgebung machte sich jedoch schnell Unmut breit. Die Sonne war hinter einer dicken Wolkendecke versteckt und die Landschaft sah nicht annähernd so aus, wie ich es von den ganzen Bildern in Erinnerung hatte.

green land by Dennis Fischer

Sei’s drum, schlechtes Wetter kann es mal geben, von jetzt an wird alles besser. Von wegen…

Der gesamte Ortskern von Monticchiello besteht aus einer sogenanntem „Zona Traffico Limitato“, die nur von Anwohnern befahren werden darf. Dank vorangegangener Recherche zu Touristenfallen war ich mir der Gefahr bewusst und daher sollte das Gepäck eigentlich zur Ferienwohnung getragen werden.

Was aber tun, wenn die freundliche Vermieterin abwinkt und sagt, man könne zum Gepäck ausladen für fünf Minuten zur Wohnung fahren? Man glaubt der guten Frau.

In genau den beiden Minuten, in denen das Gepäck in die Wohnung gebracht wurde, kam ein Streifenpolizist in die hinterletzte Ecke Monticchiellos und hat einen lila Flyer mit dem Gegenwert von 115 Euro am Auto hinterlassen. Geht’s noch?

Die Vermieterin ließ mit einem „Sorry“ alle Schuld von sich weisen. Der Streifenpolizist, der, wie sich später herausstellte, aus dem 20 Minuten entfernten Pienza kam, war die restlichen Tage kein einziges Mal mehr in Monticchiello gesehen. Ein Schelm, wer Böses denkt.

Auch wenn der Einstand nicht schlimmer hätte sein können, so war zumindest noch die Hoffnung auf einen sonnigen Folgetag vorhanden. Also den Wecker auf 4 Uhr gestellt und ab ins Bett.

Siena by Dennis Fischer

Tag 1 – wechselhaft

04:01 Uhr: Der Kopf aus dem Fenster – Wolkendecke.
04:02 Uhr: Den Kopf zurück aufs Kissen.

Dass es an diesem Tag keine schönen Landschaftsfotos geben würde, lag auf der Hand. Da es in der Toskana aber genug altertümliche und schöne Städte gibt, deren Besichtigung in jedem Reiseführer empfohlen wird, wurde ein Tagestrip nach Siena vorgenommen.

Diese Stadt gilt anscheinend als eine der schönsten Städte Italiens, sodass an diesem Tag ca. 10.000 andere Touristen diese grandiose Idee hatten. Vermutlich lag es schon wieder am Osterwochenende. Das hatte zur Folge, dass die Stadt total überlaufen war.

Am Eingang des Doms, der eigentlich auf der Besichtigungsliste stand, hatte sich eine endlose Menschenschlange gebildet. Lust auf Anstehen war nicht vorhanden und daher ging ein weiteres Motiv flöten.

Nichtsdestotrotz hat sich Siena gelohnt. Die Altstadt ist sehr gut erhalten und es hat eine Menge Spaß gemacht, durch die Gassen zu schlendern und sich die kleinen, aber feinen Geschäfte anzuschauen.

Siena by Dennis Fischer

Das Wetter wurde an diesem Tag leider nicht besser und somit ging der restliche Tag mehr oder weniger unspektakulär zu Ende. Der Folgetag wird bestimmt besser, dachte ich.

Tag 2 – die Hoffnung bleibt

04:00 Uhr: Den Kopf aus dem Kissen – Regengeräusche.
04:01 Uhr: Den Kopf zurück aufs Kissen.

Morgens sah es am Himmel etwas besser aus, was aber leider nicht sehr lange anhielt. Auf dem Tagesprogramm standen die Städte Montepulciano und Pienza. Beide sehr schön und sehenswert, aber bei Weitem nicht so groß wie Siena. Dafür waren dann aber auch nicht so viele Touristen unterwegs.

Abends tat sich dann noch der Himmel auf und es gab etwas Sonne. Aber auch dieser Tag verlief fotografisch gesehen eher unspektakulär.

Our little Farm by Dennis Fischer

So ruhte all meine Hoffnung auf dem letzten Tag.

Tag 3 – Morgensonne und Nebel

04:00 Uhr: Den Kopf aus dem Kissen – keine Regengeräusche. Den Kopf aus dem Fenster – Sterne. Nebst vereinzelten Wölkchen war auch Nebel im Tal zu erkennen. Perfekt!
04:02 Uhr: Klamotten an. Noch schnell etwas gegessen und dann zum Auto außerhalb der Strafzettel-Zone gelaufen.

Die Ziel-Location bei San Quirico D’Orcia war ca. 30 Fahrminuten entfernt. Abgesehen von dutzenden Katzen und Truthähnen war zum Glück nichts los auf der Straße.

Kurz nachdem die Ortschaft Pienza passiert wurde und am Horizont die kleine Kapelle „Cappella di Vitaleta“ auftauchte, nahmen die Wolken durch die aufgehende Sonne eine rötliche Färbung an. Das musste unbedingt auf den Sensor gepackt werden.

Burning Skies by Dennis Fischer

Danach ging es zügig weiter in Richtung San Quirico D’Orcia. Kurz vorm Ortseingang war das Ziel, eine kleine Nebenstraße die zu einem Bauernhof führt, erreicht. Diese Position bietet eine sehr gute Sicht ins Tal und umfasst so ziemlich alle Landschaftselemente, die man in der Toskana vorfinden kann.

Hauptattraktion dieser Szene ist jedoch das wohl am häufigsten fotografierte Landgut der Toskana, die Podere Belvedere. Majestätisch prangert sie, umgeben von Zypressen, auf einer kleinen Anhöhe und gibt somit ein hervorragendes Motiv ab.

Tha Mansion by Dennis Fischer

Wenn es dazu noch Nebel im Tal in Verbindung mit blutroten Wolken gibt, dann geht es eigentlich kaum noch besser. Da sich der Himmel im Sekundentakt änderte und diese Farbgebung nicht mehr lange anhalten würde, mussten die Bilder relativ schnell im Kasten sein. Viel Zeit, den perfekten Ausschnitt zu suchen, blieb mir daher nicht.

At Dawn by Dennis Fischer

Nach ca. 20 Minuten war das Spektakel vorbei und es bahnte sich das Wetter der vorangegangenen Tage an. Auf dem Rückweg habe ich noch einen kurzen Zwischenstopp in Pienza gemacht. Da dieser Ort sehr hoch gelegen ist, hat man von der Stadtmauer aus eine fantastische Aussicht über einen Großteil des Val D’Orcia.

green land by Dennis Fischer

Dass es den restlichen Tag dann nur noch geregnet hat, war nicht weiter schlimm. Alles in allem war es ein relativ spannender, kurzweiliger und erlebnisreicher Trip. Dank der Morgensonne am letzten Tag kamen zudem noch die Bilder raus, die ich mir ursprünglich erhofft hatte.

Die Toskana ist eine Reise wert, auch bei schlechtem Wetter!

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