09. Dezember 2011 Lesezeit: ~3 Minuten

Das Laster Fotografie

Ich hatte kürzlich eine kleines Gespräch über Laster. Es ging um alles Mögliche. Um Bier, um Zigaretten, um Schokolade und darum, dass ja die meisten Menschen irgendein Laster haben. Es ging auch um Fotografie. Hä? Wieso Fotografie?

Fotografie als Laster.

„Das Laster (vom althochdeutschen lastar für „Schmach“, „Tadel“ oder „Fehler“), auch Untugend oder Schwäche genannt, ist eine schlechte Angewohnheit, von der jemand beherrscht wird. Oft bezeichnet es auch eine ausschweifende Lebensweise.“ (wikipedia)

Natürlich ist es gut, wenn man ein Hobby oder meintewegen auch eine Passion hat, der man ernsthaft nachgeht und in unserem Fall viel fotografiert. Viel Fotografieren schult das Auge und jeder weiß: Übung macht den Meister.

Aber:

Wenn ich mal von der eigentlichen Definition ausgehe und man von seiner Passion beherrscht wird, kann sich das durchaus auch negativ auswirken. Das Fotografieren kann sozusagen zu einer Art Sucht werden. Abgesehen davon, dass das Fotografieren dann beliebig wird, kann es sich auch negativ auf unser Umfeld auswirken.

Kennt Ihr das? Man will mit der Freundin spazieren gehen. Was machen die meisten von uns? Kamera mitnehmen. Häufig ist es dann so, dass man selbst die ganze Zeit nach irgendwelchen Motiven Ausschau hält und wenn man eins gefunden hat, bleibt man natürlich stehen und fotografiert, während der Partner anfangs noch gutmütig weitergeht.

Beim 3., 4. oder 5. Mal wird er dann langsam genervt, denn man wollte ja eigentlich gemeinsam spazieren gehen, sich vielleicht unterhalten. Jetzt kann man natürlich versuchen, sich mit der Kamera vor dem Auge weiter zu unterhalten, sieht aber ziemlich dämlich aus und kommt beim Gesprächspartner wahrscheinlich nicht so gut an.

Ich nehme mittlerweile bei solchen Unternehmungen die Kamera gar nicht mehr mit. Doch irgendwann ist mir bewusst geworden, dass das auch nicht wirklich hilft, denn mein Telefon habe ich ja dann doch meistens dabei. In meinem Fall ein iPhone. Die anfängliche Freude des Partners, der natürlich gemerkt hat, dass man die Fototasche zu Hause gelassen hat, verpufft dann im Bruchteil eines Uploads bei Instagram.

Aber nicht nur das. Ich glaube sogar, dass es eher schädlich für das eigene Fotografieren ist. Denn es wird dadurch beliebig. Wenn ich ständig irgendwie, irgendwas fotografieren kann, ist es nichts Besonderes mehr und vor lauter Reizüberflutung weiß ich gar nicht mehr, was ich eigentlich am liebsten fotografieren möchte.

Ich möchte nicht dazu aufrufen, wenig zu fotografieren. Aber wäre es nicht gut, wenn man bewusster fotografiert? Wenn man sich ein Genre oder ein Thema aussucht. Sich Gedanken dazu macht. Sich Zeit nimmt zum Fotografieren; es genießt, sodass es etwas Besonderes ist? Wenn man gerne Rotwein trinkt, trinkt man ja auch nicht jeden Abend den günstigen vom Aldi, sondern gönnt sich vielleicht einmal in der Woche einen besseren und genießt diesen dann.

Also einfach mal einen Gang zurück schalten und die Sache ein wenig langsamer angehen. Denn weniger ist oft mehr.

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