25. Oktober 2011 Lesezeit: ~4 Minuten

Vom Fluss der Zeit

Dieser Artikel ist in gewisser Weise die Fortsetzung meines letzten. Mallorca monochrom. Es ging um geplantes Fotografieren. Um Langzeitbelichtungen bei Sonnenaufgang. Das hat ja dann alles nicht so geklappt wie geplant.

Ich hab zwei Sachen für mich herausgefunden:

  • Planen ist einfach nicht mein Ding.

Ich brauche beim Fotografieren das zufällige Entdecken, das Spontane, das Improvisierte. Jazz halt.

  • Das andere sind Langzeitbelichtungen.

Nicht nur wegen der visuellen Ergebnisse, die auf mich eine ganz besondere Wirkung haben. Die Bilder wirken auf mich immer so seltsam der Welt entrückt und ein wenig surreal. Logisch, da ja nicht nur ein kurzer Moment, sondern ein gewisser Zeitraum in ein Bild gebannt wird. Wenn dann noch ein Fluss oder besser noch das Meer im Bild ist, ist die Illusion perfekt. Die Zeit fließt dann durchs Bild.

Sondern auch, weil das Fotografieren ganz anders ist. Man braucht Zeit und nimmt sie sich. Es ist halt nicht nur ein Abdrücken und zack! ist das Bild auf dem Sensor. Das wirkt sich bei mir sogar so weit aus, dass ich mir mehr Zeit nehme bei der Motivwahl. Auf mich hat das alles was extrem Beruhigendes. Das Fotografieren und die entstehenden Fotos.

So. Da ich ja gemerkt habe, dass ich einfach nicht der Planer bin, wollte ich mich von der zeitlichen Begrenzung lösen und nicht mehr nur morgens oder abends die Fotos machen können, die ich gerne machen will. Wie macht man das? Man kauft sich einen ND-Filter, auch Graufilter genannt. Einen ND3.0. Wow, Klingt ja fast wie web zwo null! Der verlängert die Belichtung um den Faktor 1000. Abgeblendet kommt man damit schon recht einfach an 10-30 Sekunden Belichtungszeit. Keine Sorge, das war’s jetzt auch schon an technischem Geblubber.

Jetzt fehlen natürlich nur noch die richtigen Motive. Klar, ich hab den Rhein vor der Tür und da kann ich dann mal ganz spontan losziehen, den Filter drauf schrauben und den Fluss fließen lassen. Aber den hab ich nun echt schon oft genug fotografiert. Und irgendwie wie wollte ich Me(e)hr.

Hmm. Ich hab nächste Woche Urlaub. Mal nachhören, was der Jo so treibt.

Ich wäre ja auch alleine gefahren, aber zu zweit ist es dann ja doch irgendwie lustiger. Wie das bei Freelancern so ist, hatte er auch in der Woche Zeit. Also ab ins Auto, Musik an, Tempomat auf 120 und ab nach Westen bis ans Meer. Holland. Zeeland. Westkapelle.

Hatten wir ein Zimmer vorher gebucht? Nein, natürlich nicht. Wär ja Planung gewesen. ;) Spontan im nächsten freien Bed & Breakfast eingecheckt. Herrlich. Ich mag Holland sehr. Diese kleinen Häuschen mit den großen Fenstern, die meist gut gelaunten Menschen. Alles irgendwie offener und freundlicher als in Deutschland. Ja ja… the grass is always greener in someone else’s yawn. Und dann natürlich das Meer. Wenn man durch die kleinen Strässchen zum nächstgelegenen Kibbeling-Stand geht, hört und riecht man es schon. Gestärkt von morgens frisch gefangenem Fisch und gerade frisch geschnittenen Pommes stapft man die Treppen zum Deich hoch.

Wind, Sand, Weite, Salz, Wasser… tief einatmen… Durchatmen.

Genau das hatte ich mir vorgestellt. Ein breiter, tiefer Strand. Ziemlich bewölkter, grauer Himmel. Und das Meer. Der Wind kam mir ein wenig in die Quere. Da musste ich dann zum ersten Mal feststellen, welchen Sinn die schön schweren Manfrotto Stative haben. Mit meinem Low-Budget-Plastik-Dings hätte ich nur Fotos wie das folgende machen können. Aber zum Glück hatten wie ja noch ein schön stabiles Teil dabei, das seinen Dienst voll und ganz erfüllt hat.

Schade, dass Holland dann doch ein bisschen zu weit weg ist, um mal eben öfters rüber zu düsen. Acht Stunden Fahrt (hin und zurück) sind mir dann doch zu lang, um ein paar Fotos zu machen. Aber ich komme wieder. Ganz bestimmt.

So, ich geh mal zum Rhein.

Hmm… hab ich auch den Filter dabei? ;-)

Ähnliche Artikel