04. Oktober 2011 Lesezeit: ~7 Minuten

Hoch hinaus: Ein Sommer in den Alpen

Ich verreise gerne und während meiner Reisen halte ich mich oft in der Nähe vom Meer auf. Somit sind auch viele meiner Landschaftsfotos bisher Küstenfotos. Ich habe aber auch gerne etwas Abwechslung in meiner Motivwahl. Diesen Sommer hat es mich deshalb in den Süden Deutschlands gezogen.

Auf in die Alpen

Die Alpen sind nur drei Stunden entfernt, dennoch hatte ich kaum Fotos von dort. Das konnte nicht so bleiben. In den vergangenen drei Monaten habe ich mehrere Touren unternommen, um dieses Defizit auszugleichen. Ich habe das Alpenglühen fotografiert, auf Nebel im Tal geblickt und endlich wieder eine spektakuläre Aussicht von hoch oben genossen.

Motivsuche

Zunächst war ich zwischen Garmisch und Mittenwald unterwegs. Mein absoluter Favorit dort ist der Geroldsee, an dessen Ufer ich wiederholt sowohl abends als auch morgens auf der Jagd nach dem richtigen Licht und Nebel war. Die Nebelbildung war im frühen Sommer klasse, was zu interessanten Stimmungen geführt hat.

Auch den Walchensee mit seinem tiefblauen Wasser besuchte ich. Als sich die Sonne abends hinter dem Herzogstand im Westen verabschiedet hatte, flaute der Wind, der den See tagsüber beherrscht, ab und das Wasser begann, die Berge am Horizont zu spiegeln.

Das Isartal war Ziel einer weiteren Tour. Mehrmals stand ich mit Stativ und Kamera im eiskalten Wasser. Ähnlich kalt war der Hintersee im Berchtesgadener Land. Wie gewohnt war ich hier sehr früh unterwegs. Das glasklare Wasser wirkte wie ein Spiegel und Nebel zog am fernen Ufer entlang.

Der erste Aufstieg

Jedoch war die spektakuläre Aussicht von hoch oben bis jetzt noch nicht dabei. Die Locations bisher waren alle leicht zu erreichen. So leicht war es jedoch nicht immer.

Im Juni bin ich morgens vom großen Ahornboden aus auf den Mahnkopf gewandert. Es war ein erster Test und mittags wieder im Tal angekommen, war ich völlig erschöpft. So anstrengend hatte ich mir das nicht vorgestellt. Ich war es ja gewohnt, mit meinen 10kg Kameraequipment am Rücken umherzulaufen.

Aber 1200 Höhenmeter und insgesamt fast 18km damit zurückzulegen, war neu für mich. Der letzte Anstieg auf den Mahnkopf war anstrengend genug, so dass ich, oben angekommen, kaum noch Lust hatte zu fotografieren. Entsprechend habe ich leider auch kein besonderes Foto, das ich euch zeigen kann. Einzig ein Beweisfoto, um zu belegen, dass ich oben war.

Ohnehin war das noch nicht das, was ich mir vorgestellt hatte. Wer meine anderen Artikel hier gelesen hat, weiß, dass ich ein Fan von Sonnenaufgängen bin. Aber um einen Sonnenaufgang vom Berg aus zu fotografieren, musste ich auch auf dem Berg schlafen.

Hüttentour

Die Lösung dafür war, da Zelten offiziell verboten ist, eine Hüttentour. Für August plante also ich eine Wanderung im Berchtesgadener Land mit Übernachtung im Kärlingerhaus.

Was brauchte ich dafür? Eins vorweg, mit den 10kg von meiner ersten Wanderung bin ich nicht annähernd hingekommen. Am Ende waren’s über 20kg, die ich auf dem Buckel hatte. Zunächst einmal besorgte ich mir einen größeren Rucksack. Ein 55l-Rucksack von Deuter ist jetzt mein steter Gefährte am Berg.

Hinein kamen meine Kamera und 2 Objektive, jedoch verpackt in eine separate Kameratasche. Der Vorteil war, dass ich die Tasche herausnehmen und während des Fotografierens den Rucksack liegen lassen konnte.

Für die Hütte benötigte ich einen Hüttenschlafsack, ein Paar Flipflops für die Waschräume und dicke Strümpfe oder Hüttenschuhe für die übrigen Räumlichkeiten. Wanderschuhe sind in der Hütte tabu.

Dazu kamen Erste-Hilfe-Set, Regenjacke, Fleecejacke, ein paar Wechselklamotten, genug Flüssigkeit, Verpflegung, Stirnlampe, Handschuhe, Taschenmesser usw. Am Berg wollte ich vorbereitet sein. Ach ja, das Stativ gehörte natürlich auch zur Ausrüstung.

Zum Abschluss der Vorbereitung musste ich noch auf dem Kärlingerhaus reservieren. Schon über einen Monat vorher gab es nur noch Lagerplätze, aber ich würde ohnehin nicht lange schlafen.

Hoch hinaus

Es war Mitte August und für’s Wochenende war schönstes Wetter vorhergesagt.

Mit dem Schiff ging es samstags über den Königssee nach Salet, dem Startpunkt meiner Tour. Gut gelaunt wanderte ich bei blauem Himmel zunächst über leicht ansteigende Wiesen, ahnte aber schon, dass es bald ernsthaft bergauf gehen würde. Auf www.outdooractive.com hatte ich mir vorher die Tour ausgedruckt und das Streckenprofil verriet mir, dass es nun an der Sagereckwand gute 800 Höhenmeter zu erklimmen galt.

Das Ganze überwiegend mit Stahlseilen gesichert, was auch nötig war. Der Boden war vom Regen der letzen Tage noch nass und die nächsten drei Stunden war ich überwiegend damit beschäftigt, mich mit Händen und Füßen den Berg hinauf zu arbeiten. Schon jetzt spürte ich jedes Kilo Gepäck auf meinem Rücken. Zwischendurch hatte ich wiederholt einen sagenhaften Blick über den Königsee, der etwas für die Strapazen entschädigte.

Als ich das Sagereck hinter mir hatte, wurde es etwas entspannter, aber bevor ich das Kärlingerhaus erreichte, gab es noch einige steile Abschnitte, die ich überwinden musste. Nach über vier Stunden und fast 1300 Höhenmetern hatte ich es dann endlich geschafft und konnte erst einmal mein Quartier für die Nacht beziehen.

Um 3:30 bin ich am nächsten Morgen schon wieder aufgestanden und 15 Minuten später war ich bereits unterwegs durch den Nebel, der sich in der Nacht über den Funtensee gelegt hatte. Nicht umsonst gilt dieser Ort als der kälteste Deutschlands, selbst im Sommer ist es ziemlich frisch.

Hinter dem See beginnt auch schon der Aufstieg zum Feldkogel, dem Ziel meiner Tour. Es ging zunächst über Wiesen und dann durch den Wald. Völlige Stille, selbst die Tiere schliefen noch. Trotz Vollmond und Stirnlampe hatte ich unterwegs ab und an Schwierigkeiten, den Trampelpfad zu finden, aber nach einer knappen Stunde war es geschafft.

Ich blickte hinab nach Berchtesgaden, der Königsee war noch von Nebel bedeckt, der Watzmann zur Linken began langsam zu glühen. Ich konnte mich zurücklehnen und die Aussicht genießen. An diesem Morgen passte alles, die Farben der Landschaft, das Licht. Schon lange war ich nach einer Fototour nicht mehr so zufrieden.

Blicke ich nun zurück, kann ich es kaum abwarten, im nächsten Sommer weitere Touren in die Alpen zu unternehmen. Die Abwechslung tut gut. Demnächst geht es aber erst einmal wieder ans Meer. Wales steht auf der Liste und vielleicht werde ich bald davon berichten.

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