01. Oktober 2011 Lesezeit: ~3 Minuten

Unterwasser mit Neil Craver

Unterwasserfotos sind mitunter die schwierigsten Bilder, die man als Fotograf machen kann. Nicht nur, weil man dafür eine gewisse Technik braucht und ein Vertrauen in Unterwassergehäuse, sondern weil das Element es einem an sich nicht leicht macht.

Umsomehr beeindrucken die Bilder von Neil Craver, der eine ganze Serie von Unterwasserbildern mit Frauen gemacht hat. Dass dabei ein starkes Konzept hinter den Bildern steckt, wird schnell klar. Neils Fokus beim Fotgrafieren fußt auf philosophischen und psychologischen Theorien.

„Dieses Projekt ist dazu bestimmt, mit Emotionen konsumiert und nicht nur mit den Sinnesorganen wahrgenommen zu werden“, schreibt er zu seiner Serie. Ihm geht es darum, eine Komposition zu schaffen „um einen Sog von Nachrichten zu erzeugen, um die starken Einflüsse von unbewussten Elementen hervorzuheben, die unsere Leben beeinflussen und steuern.“

Viele der Bilder sind durch die Wasserlinie geteilt. Diese kennzeichnet für ihn die Trennung bewusst wahrnehmbarer Informationen und dem viel größeren Unterbewusstsein.

„Was man wahrnehmen und verarbeiten kann, ist ein extrem begrenzter Teil von dem, was man vom physikalischen Umfeld wahrnimmt. Und um die irritierenden Fragen der inneren Gegebenheiten wirklich zu begreifen, muss man sich selbst einer Flut von unbegrenzten Informationen öffnen.

Also muss man in die wolkigen, seelenruhigen Gewässer der unterbewussten Welt eintauchen, um irgendwie die Verbindungen zwischen dem bewussten und dem unbewussten Geist zu befreien. Und wenn dieser Abbau erst einmal begonnen hat, wird die Beleuchtung der selbst aufgezwungenen Schranken von Werten, Ideen und moralischen Gesetze verschwinden.

Wenn die unterbewussten Fluten die Gefangenschaft der Gesellschaft passieren, startet dies den Prozess einer nicht verunreinigten Bewusstheit und ein durchdringendes Verstehen wird sich entfalten!“

Neil Craver arbeitet bereits seit drei Jahren an der Serie. Zu Beginn fehlte ihm das Geld für ein Unterwassergehäuse und er versuchte mit einem Aquarium zu arbeiten. Nach einem Jahr kaufte er eine Unterwasser-Tasche für seine Canon EOS-1Ds Mark II, was ihm ganz neue Möglichkeiten gab.

Bis nächste Bilder entstehen können, muss nicht nur das Licht im richtigen Winkel stehen und das Wasser möglichst klar sein, auch die Location ist im Moment sehr unsicher. Die Polizei schickte ihn vor Kurzem weg, weil der Steinbruch zu gefährlich ist, an dem die Bilder bisher entstanden sind. Weitere Fotos sollen jedoch folgen, um das Projekt abzuschließen. Danach plant er ein Fotobuch, für das er momentan einen Verlag sucht.

Neil Craver ist in North Carolina aufgewachsen und begann zunächst seinen Weg als abstrakter Maler und figürlicher Bildhauer, wechselte jedoch schnell zur Fotografie. Seine Arbeiten kann man auf seiner Homepage, auf Flickr sowie 500px sehen.

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