14. September 2011 Lesezeit: ~7 Minuten

Künstlerische Flugzeugfotografie

„Wer einmal das Fliegen erlebt hat, der wird auf Erden stets mit zum Himmel gewandten Augen einhergehen; denn dort wird er mit seinen Gedanken immer sein.“
Leonardo Da Vinci

Ich bin froh, dieses wunderschöne Zitat gefunden zu haben, denn es trifft auf mich voll und ganz zu. Seit ich zum ersten Mal geflogen bin, bin ich fasziniert davon und schaue oft nach oben in den Himmel und halte Ausschau nach einem Flugzeug. Ich bekomme Fernweh, wenn ich eins entdecke und frage mich, wo es wohl hinfliegt.

Wenn ich an einem Flughafen vorbei fahre, sind meine Augen mehr gen Himmel gerichtet, als auf die Straße. Ich mag Flugzeuge. Ich finde es faszinierend, wie sich diese schweren Kolosse in den Himmel erheben, als wäre es nichts. Besonders mag ich aber Oldtimer-Flugzeuge, das Flair der alten Doppeldecker oder den Sound der „Warbirds“. Um das zu erleben, besuche ich so oft es geht Flugshows, wo auch alte Maschinen präsentiert werden.

Anfangs war ich nur daran interessiert, die fliegenden Maschinen zu fotografieren, wenn sie hoch oben im Himmel ihre Kunststücke vorführten. Daher kommt auch der Titel „Open Skies“. Aber mittlerweile fotografiere ich alles, was mit Flugzeugen zu tun hat. Ob stehend oder fliegend, Details oder witzige „Randerscheinungen“, alles wird gerne genommen und fotografisch festgehalten.

Ich sehe mich aber nicht als „Spotter“, wie Flugzeugfotografen gerne genannt werden, auch wenn ich bei jeder sich bietenden Gelegenheit Flugzeuge fotografiere. Spotter versuchen meist, landende oder startende Flugzeuge am Flughafen zu fotografieren und suchen sich dafür einen geeigneten Standort aus. Sie konzentrieren sich darauf, möglichst viele verschiedene Flugzeugtypen zu fotografieren.

Oft benutzen sie dazu Listen der Flugzeuge und ihrer Registrierungen, um dann die bereits fotografierten Maschinen abzuhaken. Es ist eher eine systematische Sammlung von Flugzeugfotos und den dazugehörigen Daten. Ich hingegen fotografiere eher wahllos; ich möchte mit meinen Flugzeugfotos Emotionen auslösen, vielleicht das Gefühl von Fernweh oder Freiheit. Was genau, bleibt gern dem jeweiligen Betrachter überlassen. ;)

Während Spotter die Flugzeuge oftmals so groß wie möglich ins Bild setzen, lasse ich um die Flugzeuge viel Raum. So wie man sie eben vom Boden aus sieht, klein mit viel Himmel drum herum. Raum für Gedanken.

Ich möchte meinen Flugzeugbildern einen künstlerischen Charakter verleihen; die Bildkomposition und (Farb)bearbeitung der Fotos und das quadratische Format tragen dazu meines Erachtens bei.

Ich werde oft gefragt, wie ich – als Frau – dazu komme, Flugzeuge zu fotografieren, das sei doch eher Männersache. Darauf kann ich allerdings bis heute keine richtige Antwort geben. Ich verbinde hier meine größte Leidenschaft, die Fotografie, mit meiner Faszination am Fliegen. Da musste es zwangsläufig dazu kommen, dass ich anfing, auch Flugzeuge zu fotografieren.

Und hätte ich keine verdammten Kreislaufprobleme, würde ich vielleicht sogar den Pilotenschein machen und selber fliegen (mal abgesehen vom Unvermögen, die Theorie in den Kopf zu kriegen). Wenigstens reicht es, um an Rundflügen teilzunehmen, wo schön brav geradeaus geflogen wird. :)

Vor kurzem bin ich mit der Boeing PT-17 Stearman, meinem Lieblings-Doppeldecker, mitgeflogen. Ein ganz einmaliges Gefühl, mit Fliegermütze und Brille im Freien zu sitzen, den Wind um die Nase zu spüren und die Welt von oben zu betrachten.

Zum technischen Aspekt meiner Fotos kann ich sagen, dass die Bilder alle digital entstehen, auch wenn ich ansonsten eigentlich fast nur noch analog fotografiere. Aber gerade bei meiner Art der Flugzeugfotografie komme ich mit meinem analogen Equipment nicht sehr weit. Das reicht, um stehende Flugzeuge im Bild festzuhalten, aber sobald sich am Himmel etwas bewegt, wird’s schwierig.

Ich sage nur: Manueller Fokus und zu geringe Brennweite. Auch wenn ich die Flugzeuge nur relativ klein im Bild festhalte, mit einer meiner analogen Kameras würde man den Flieger wohl eher noch mit einem versehentlich eingescannten Staubkorn verwechseln. Also digital.

Die Flieger in der Luft fotografiere ich hauptsächlich mit dem 70-200er Zoom, die Flieger am Boden mit dem 28-75mm. Um die Propellerbewegungen im Bild festzuhalten, müsste man eigentlich die Blende schließen (z.b. auf f/16) und die Belichtungszeit verlängern (z.b. 1/80s).

Das gelingt mir aber nicht immer, da ich ausschließlich freihändig fotografiere und die Bilder dann oft verwackeln oder unscharf werden. Deshalb habe ich meist eher stehende Propeller im Bild, weil ich dann lieber mit einer größeren Blende fotografiere und die Bilder dafür wenigstens scharf sind. Das stört mich aber nicht weiter.

Wer mich kennt, der weiß, dass ich von dem ganzen Technikkram keine Ahnung habe. Sowohl was das Fotografieren betrifft, als auch das Fliegen. Ich fotografiere nach Gefühl und würde auch nach Gefühl fliegen, ohne zu wissen, was die verschiedenen Anzeigen nun zu bedeuten haben.

Und nach Gefühl bearbeite ich auch meine Bilder. Ich kümmere mich nicht um Fotoregeln oder Lehrbücher. Es gibt z.B. Phasen, da schneide ich dem Flieger gern auch mal den Flügel ab … nennen wir es künstlerische Freiheit . ;)

Ich wurde schon gefragt, was ich mir dabei denke, das Flugzeug ausgerechnet so zu fotografieren oder ob irgendeine Geschichte dahinter steckt. Eigentlich entstehen alle meine Flugzeugfotos aus dem Zufall heraus; da ist nichts groß geplant, „so und so will ich das jetzt festhalten“. Man muss das Flugzeug „nehmen, wie es kommt.“

Ich kann ja schlecht dem Piloten während der Flugvorführung zurufen, was er mal eben Schönes für mich machen soll, damit ich auch ein gescheites Bild zustande bekomme. Ich fotografiere einfach, was ich sehe und möchte das dann interessant und adäquat präsentieren.

Eine kleine Geschichte gibt es aber doch. Die Messerschmitt Me-262:

Das erste Flugzeug mit Strahltriebwerken. Sie habe ich nun schon zweimal auf einer Airshow gesehen, allerdings kam es nie zur Flugvorführung, weil immer irgendein Defekt auftrat. In diesem Fall gab es Bremsprobleme, um deren Behebung sich die drei Herren im Bild redlich bemühten, es aber leider nicht schafften. Ich hätte sie gern im Flug gesehen und fotografiert, stattdessen musste ich mich damit begnügen, sie überhaupt zu sehen, wenn auch nur stehend auf dem Boden.

Dabei ist dann dieses Bild entstanden. Die Triebwerke liefen und bliesen uns so viel heiße Luft um die Ohren, dass ich nach Sauerstoff rang. Das Foto ist eigentlich eher aus der Not heraus entstanden. Man muss eben nehmen, was da ist und wenn das Ding nicht fliegt, wird’s halt stehend fotografiert. Aber es ist bis heute eins meiner Favoriten.

Wäre sie geflogen, hätte ich dieses Bild wohl nicht machen können. Aber bald gibt es einen neuen Versuch, sie fliegen zu sehen. Diesmal sollte es doch klappen, denn aller guten Dinge sind ja bekanntlich drei.

Ich hoffe, ich konnte euch einen kleinen Einblick in meine Gedanken geben und euch Flugzeuge mal in einem anderen Licht präsentieren. Danke fürs Lesen.

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