12. September 2011 Lesezeit: ~4 Minuten

Mountain Sketches

Meine Reisen nach Norwegen sind seit nunmehr zwei Jahren zu einer lieb gewonnenen Tradition geworden. Zwei bis dreimal im Jahr nutze ich meine Ferien, um zu einer Reise in dieses wunderbare und so fotografisch attraktive Land zu fahren. Bisher wurde ich nie enttäuscht, auch wenn das Wetter nicht immer mitspielte.

So war es zumindest im Frühling dieses Jahres.

In der ersten Märzwoche machte ich mich mal wieder auf den Weg und nach etwa zwölf Stunden Fahrt durch die eisige Nacht von Lappland, begleitet von gelegentlichen Polarlichtern, erreiche ich mein erstes Ziel in Norwegen, gleich hinter der finnischen Grenze.

Die Wettervorhersage versprach Sonne, Wolken und ein wenig Regen und während all meiner früheren Reisen hierher hatte ich auch immer besseres Wetter in Norwegen vorgefunden als auf der anderen Seite der Bergkette in Finnland. Dieses Mal jedoch war alles anderes.

Abgesehen von ein wenig gutem Licht am Morgen war das Wetter den restlichen Tag lang am ehesten als fürchterlich zu bezeichnen. Es war kalt und regnete meistens in Strömen, es war also überwiegend ungemütlich. Etwas war jedoch anders als sonst: Auch während meiner früheren Reisen war es oft wolkig gewesen und die Berggipfel wolkenverhangen, dieses Mal allerdings schienen die Wolken etwas höher zu sein und waren, obwohl es aus ihnen regnete, fast vollkommen weiß.

Diese Bedingungen erwiesen sich als ein Glückstreffer. Ich befand mich gerade auf einer schmalen Straße in einem kleinen Tal mit dem Namen Signaldalen als mir das erste Foto in dieser Serie ins Auge fiel. Gegenüber erblicke ich, wie die weißen Wolken mit dem Schnee fast völlig verschmolzen und nur Konturen der kargen Bäume und der Steine übrig ließen. Es war fast wie eine Bleistiftzeichnung.

Seit einiger Zeit bevorzuge ich mit dem Live-View der Kamera zu arbeiten und ein erster Blick auf das Display meiner Canon 5D MkII bestätigte, dass mein erster Eindruck richtig war und das erste Foto war sofort ein Volltreffer.

Die Hoffnung auf besseres Wetter war danach schnell vergessen. Ich komponierte zwei weitere Fotos und beschloss in diesem Augenblick, an dem Thema weiter zu arbeiten. Der beinahe gezeichnete Charakter dieser Fotos hatte es mir angetan und das Projekt war geboren.

Berge gibt es in dieser Gegend genug und ich machte mich auf den Weg, um nach ähnlichen Motiven Ausschau zu halten. Mit meinem alten Auto fuhr ich über die manchmal engen und oftmals viel befahrenen Straßen und leider war nicht immer ist ein sicherer Abstellplatz für das Auto zu finden. Auf diese Weise entgingen mir einige gute Motive, dennoch aber fand ich genügend andere.

Sehr zur Belustigung anderer fand ich mich an Straßenrändern, Parkplätzen, Bushaltestellen, auf schmalen Feldwegen (hier habe ich auch erfolgreich eine Polizeistreife blockiert), die Kamera mit einem alten Tuch vor dem Regen schützend und mit meinem 70-200mm-Objektiv nach oben in das scheinbare Nichts gerichtet und komponierte meine Fotos.

Im Laufe des Tages wurden sowohl der Regen und die Bedingungen zunehmend schlechter, das letzte Foto in dieser Serie habe ich kurz vor Einbruch der Dunkelheit in strömendem Regen auf einer einsamen Landstraße aufgenommen.

Die Nachbearbeitung

Die Nachbearbeitung dieser Fotos hat sich beinahe von selbst erledigt. Die Fotos waren schon im Original beinahe Schwarzweiß und ich machte zunächst einmal einen Weißabgleich, um Farbstiche zu entfernen und zu gewährleisten, dass der Schnee auch wirklich einigermaßen weiß war. Danach korrigierte ich die Tonkurve in Lightroom und zum Abschluss erfolgte die Konvertierung in Schwarzweiß mit ein wenig Tönung in Silver EfexPro2.

Letzteres machte ich, um zu gewährleisten, dass die Fotos in ihrer Gesamtheit eine Einheit bilden, etwas was mir sehr wichtig war.

Dieses Projekt ist derzeit definitiv nicht abgeschlossen und ich plane, im kommenden Winter daran weiter zu arbeiten, so ich denn ähnliche Bedingungen vorfinde.

Es hat mich auf jeden Fall auch dazu inspiriert, an anderen Themen als üblich zu arbeiten, vor allem gezielt in Projekten zu denken und eher Serien von Fotos zu kreieren als nach einzelnen One-hit-wonders zu suchen. Insbesondere ist es auch ein weiteres gutes Beispiel dafür, dass „gutes Wetter“ (in der Landschaftsfotografie) relativ ist.

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