08. September 2011 Lesezeit: ~6 Minuten

HUMANS: Erste Feldnotizen aus Afrika

Wir sind nun zweieinhalb Monate unterwegs. Zeit für ein erstes Update aus Afrika. Für alle, die vielleicht nicht mitbekommen haben, was ich hier eigentlich mache: Ein halbes Jahr lang reisen wir von Kapstadt nach Kairo im Rahmen unseres Projektes HUMANS.

Wir fragen Menschen aus verschiedenen Gesellschaftsschichten zehn Fragen zu ihrem Leben, ihren Träumen, was sie inspiriert oder ihr Leben beeinflusst hat. Am Ende entsteht über jede Person ein kleiner Portraitfilm. Zusätzlich dazu nutzen wir die Zeit auch, um für verschiedene NGOs (=Nichtregierungsorganisationen) zu arbeiten und wichtige Medienarbeit für sie zu machen.

Gut, Kapstadt also. Ein Traumreiseziel und sicher einer der Orte, den vielleicht einige von euch schon besucht haben. Wir verbrachten die meiste Zeit in Kayelitsha, einem der größten Townships Südafrikas und arbeiteten dort fuer die NGO Amandla Edufootball, die Fußball nutzt, um wöchentlich über 2000 Kindern mit Hilfe des Sports Life-Skills und Fairplay näher zu bringen. Nach der sehr intensiven Zeit dort ging es weiter die Küste entlang für ein paar Tage, bevor wir mit dem Übernachtbus nach Johannesburg und von dort nach Swaziland reisten.

Swaziland war sehr spannend, nicht nur, weil es das letzte richtige Königreich Afrikas ist, sondern auch, weil die kompakte Größe einem das Gefühl gibt, dass jeder jeden kennen würde. Die Menschen in Swaziland sind dabei so hilfsbereit und freundlich, dass selbst meine Mutter wohl der Meinung wäre, dass etwas weniger Bemutterung auch okay wäre. Wir hatten ein paar sehr spannende Interviews unter anderem mit Siphiwe, einer 78 Jahre alten Frau, die in einer kleinen Hütte nahe der Grenze zu Südafrika lebt und uns so herzlich und warm empfing und am liebsten wohl adoptiert hätte.

Weiter ging es durch Mozambique, was aus verschiedenen Gründen eine schwierige Zeit für das Projekt war. Zum einen war die Sprachbarriere oft ein Problem, aber ein viel größeres Problem stellte die begrenzte Zeit für dieses riesige Land dar. Da wir nur mit öffentlichen Verkehrmitteln unterwegs sind, verbrachten wir einen guten Teil unserer Zeit in Bussen und hatten kaum Zeit, an interessanten Geschichten zu arbeiten und das Land und seine Menschen besser kennenzulernen, was mich am Ende mit dem Wunsch zurückließ, irgenwann mit mehr Zeit wiederzukommen.

Unser bisheriges Highlight war sicherlich Malawi, ein wunderschönes Land mit großartigen Menschen. Sehr arm und mit vielen Problemen (was sich in unserer Zeit dort in den ersten Demonstrationen seit der Unhabhängigkeit zeigte, auf denen 19 Menschen starben), aber gleichzeitig mit sehr offenen, warmherzigen Menschen. Wir reisten von Blantyre im Süden mit einem kurzen Zwischenstopp im Liwonde Nationalpark – mit dem unvergesslichen Darran, ehemaliger Krokodiljäger und jetzt Lodgebesitzer – nach Monkey Bay.

Aufgrund der Benzinkrise, die das Land seit Monaten beherrscht und den Protesten, die an diesem Tag durch das Land gingen, ein kleines Abenteuer für sich. Mit der Ilala Fähre ging es weiter gen Norden und nach einigen Tagen Arbeit für die NGO FloJa Foundation machten wir uns auf nach Tanzania.

In Tanzania angekommen, ging es das erste Mal wieder in Richtung Süden. Mit der NGO MRA Africa hatte ich fast ein Jahr versucht sowohl die Mittel als auch die Zeit zu finden, um für sie Fotos und Videos für ihr Fundraising und die Aufklärung über verschiedene Problematiken, mit denen sich ihre Projekte beschäftigen, zu machen.

Jetzt, wo wir mit HUMANS quasi „vorbei“ kommen, war es eine gute Möglichkeit, das Ganze mit geringeren Spesen und trotzdem in der notwendigen Intensität zu machen. Wir verbrachten eine intensive, inspirierende und wunderbare Woche, fernab von elektrischem Strom und fließend Wasser im kleinen Dorf Kindimba Juu und arbeiteten an verschiedenen Geschichten für MRA.

Die für uns sicherlich intensivste war die Geschichte über zwei Albinos. Ihre tagtäglichen Probleme nicht nur mit der Sonne, die ihrer sensiblen Haut und den Augen zu schaffen macht, sondern auch mit der Stigmatisierung und Verfolgung in der Gesellschaft ist herzzerreißend.

Umso mehr war unser kurzer Ausflug nach Zanzibar nach unserer Arbeit für MRA ein totales Kontrastprogramm und ich kann kaum behaupten, dass ich es sonderlich mochte. Zuviele Touristen, zuviel Respektlosigkeit auf beiden Seiten und zuviel, was es schwer machte aus der Touristenblase herauszutreten und die Schönheit von Stonetown oder den weißen Stränden zu genießen.

Seit ein paar Tagen sind wir nun zurück in Rwanda. Wir haben etwa die Hälfte der Strecke hinter uns und ein Drittel der Zeit. Bisher ist das Projekt bis auf einige Durchhänger in Mozambique sehr gut gelaufen und ich bin mehr als glücklich mit den Menschen, die wir so treffen durften, den Geschichten, die sie uns erzählten und wie sie uns in ihrem Leben willkommen hießen.

Einziger Schwachpunkt und nur mein Unvermögen ist, dass ich kaum die Zeit finde, die vielen Interviews, Fotos und Videos zu Filmen zusammenzuschneiden und Bilder zu bearbeiten. Das wird wohl zum Großteil bis nächstes Jahr warten müssen, wenn wir zurück in Europa sind. Bis dahin gibt es, soweit es uns die manchmal schmerzhaft langsame Internetverbindung erlaubt, regelmäßig kleinere und größere Updates, Geschichten und Einblicke hinter die Kulissen auf der Projektwebsite.

In den nächsten Wochen und Monaten werde ich außerdem in unregelmäßigen Abständen einzelne Bilder mit ihren Geschichten und den Hintergründen hier vorstellen.

Wer mehr über die einzelnen Erlebnisse und Geschichten lesen will, der ist herzlich eingeladen, die Projektwebsite zu besuchen, auf der alles etwas ausführlicher beschrieben ist.

Bis dahin, es grüßt, der Simon.

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