10. August 2011 Lesezeit: ~8 Minuten

6 Tipps zum Einstieg in die Makrofotografie

Schöne Aufnahmen von Blumen oder Insekten seht Ihr sicherlich immer wieder. Doch wie entstehen diese Bilder und welche Tricks gibt es, damit Ihr selbst solche Aufnahmen hinbekommt? Einen Einstieg zu diesem Thema möchte ich heute mit diesem Beitrag geben, denn die Makrofotografie fasziniert mich schon seit Jahren und der Einstieg ist leichter als viele vielleicht denken.

Bei mir selbst waren es die tollen Blumen im Portugalurlaub, die meine kleine Knipse nicht wirklich festhalten konnte und die mich dazu brachten, vor fünf Jahren endlich eine Spiegelreflexkamera zu kaufen. Nach einem Telezoom-Objektiv kam ziemlich schnell ein Makro-Objektiv dazu, damit ich Blumen ablichten konnte. Es ist bis heute mein liebstes Thema geblieben – ein Nachmittag im botanischen Garten ist für mich Entspannung pur, auch wenn ich kaum eine der Blumen benennen kann.

Die nötige Ausrüstung

Die erste Frage ist: Welche Ausrüstung brauche ich für die Makrofotografie? Am besten natürlich ein Makro-Objektiv, da diese eine 1:1-Auflösung erlauben. Das heißt, dass die Abbildung auf dem Sensor genauso groß ist wie in der Realität. Diese Objektive sind zwar nicht gerade billig, bei einem wirklichen Interesse an der Makrofotografie aber absolut ihr Geld wert. Ich selbst besitze ein 60mm- und ein 100mm-Makro-Objektiv.

Alternativ kann man Zwischenringe nutzen oder Nahlinsen, die sich auf jedes Objektiv aufschrauben lassen. Beide sind in der Handhabung nicht ganz so einfach und nicht ganz so scharf wie Makro-Objektive, aber auf jeden Fall gangbare Alternativen mit wesentlich niedrigeren Kosten.

Zusätzlich haben einige Objektive eingeschränkte Makrofähigkeiten, was meistens heißt, dass Ihr relativ dicht an das Objekt herangehen könnt. Entscheidend ist hier immer die Nahgrenze des Objektivs, also der Mindestabstand, den ihr zum Fokussieren braucht. Eine andere Möglichkeit sind viele der gehobeneren Point&Shoot-Kameras, die oft recht ordentliche Makrofähigkeiten haben, jedoch kaum Schärfenverläufe zulassen.

Gerade mit Nahlinsen oder Verlängerungsringen ist ein Stativ oder eine feste Unterlage für die Kamera ein absolutes Muss, da sonst die Chancen für ein scharfes Bild sehr gering sind. Mit einem Makro-Objektiv ist es diskutabel – natürlich ist das Bild mit Stativ schärfer, doch schränkt man auch die Flexibilität und Schnelligkeit ein. Kaum ein Insekt wartet, bis das Stativ optimal eingestellt ist. Ich selbst benutze darum selten ein Stativ, ich kenne aber andere Makrofotografen, die nie ohne Stativ fotografieren würden. Darum meine Meinung: Probiert es einfach aus.

Warum in die Ferne schweifen?

Das Schöne an der Makrofotografie ist, dass ihr nicht weit weg von daheim sein müsst, um ein paar Aufnahmen zu machen. Auch wenn ihr nur 20 Minuten Zeit habt: Denn der eigene Garten, ein kleiner Park oder ein Feld, im Zweifel auch nur die Zimmerpflanzen oder ein Blumenstrauß sind eigentlich nie weit entfernt.

Schaut einmal genau hin – ihr werdet erstaunt sein, was ihr alles findet. Es muss also nicht immer eine Fahrt zu einer bestimmten Location sein – warum auch, wenn das Schöne so nah ist?

Kein Meister fällt vom Himmel – also experimentiert

Habt Ihr ein tolles Motiv gefunden, geht es darum, die richtige Perspektive und Entfernung für eine Aufnahme zu finden. Vermutlich wollt Ihr sehr oft so nah wie nur möglich an das Objekt. Es dauert eine Weile, bis Ihr ein Gefühl dafür entwickelt, was die kürzeste Entfernung zum Objekt ist, die Ihr einhalten müsst, damit der Fokus noch funktioniert. Meine Empfehlung: Experimentiert am Anfang erst einmal mit dem Autofokus und geht einfach immer ein Stückchen näher ran, bis scharf stellen nicht mehr möglich ist. Dann einfach millimeterweise zurückgehen, indem Ihr das Gewicht auf den Füßen verlagert, bis es wieder scharf stellt.

Zusätzlich stellt sich die Frage: Wie viel vom Objekt will ich eigentlich scharf haben? Gerade in der Makrofotografie ist das Experimentieren mit unterschiedlichen Blenden sehr interessant, da der Unterschied in der Schärfentiefe oft über die Wirkung einer Aufnahme entscheidet. Ist nur die Mitte der Blume scharf oder sollen die Blütenblätter scharf erscheinen? Auch hier hilft nur experimentieren. Am besten stellt Ihr einfach mal die Kamera auf ein Stativ vor eine Blume und fotografiert dann immer den gleichen Ausschnitt nur mit einer anderen Blendeneinstellung. Wieder daheim am Computer könnt ihr die Aufnahmen gut vergleichen, um einen Eindruck davon zu erhalten, wie sich die Blende auf den Schärfenverlauf auswirkt.

Ein Digitalbild kostet nichts – also drückt ab

Selbst mit den unterschiedlichsten Experimenten und viel Erfahrung ist es schwer, sich sicher zu sein, was die ideale Einstellung ist. Doch in der digitalen Fotografie stellt das heute gar kein Problem mehr dar – es spricht nichts dagegen, einfach zig Fotos mit unterschiedlichen Einstellungen zu machen. Einer der wirklich großen Vorteile des Fotografierens von Blumen: Sie laufen nicht weg und sind geduldig.

Nutzt diesen Vorteil und drückt einfach so lange ab, bis Ihr das Gefühl habt, eine gute Aufnahme dabei zu haben. Ändert dabei die Blende und die Perspektive, um einen Eindruck davon zu bekommen, was möglich ist. Mit der Zeit lernt Ihr so die passende Perspektive und Schärfe zu antizipieren und braucht weniger Aufnahmen.

Nutzt den Augenblick

Ein wichtiger Teil der Makrofotografie sind die Aufnahmen von Insekten. In vielen Aspekten ist das Fotografieren von Insekten jedoch das komplette Gegenteil davon, Blumen zu fotografieren: Sie bewegen sich ständig, lassen einen nicht wirklich nah ran und neigen dazu, einfach abzuhauen… Kurz gesagt, Ihr braucht sehr viel Geduld und sehr viel Glück, um gute Makroaufnahmen von Insekten zu machen.

Grundsätzlich eignen sich Makroobjektive mit einer längeren Brennweite besser für das Fotografieren von Insekten, da Ihr nicht ganz so nah ran müsst. Außerdem gibt es die einen Insekten, die ständig unterwegs sind – wie zum Beispiel Schmetterlinge – und andere, die relativ lange an einem Ort bleiben, wenn es ihnen gefällt. Wie Bienen, wenn sie eine leckere Blüte gefunden haben. Trotzdem solltet Ihr euch immer sehr vorsichtig und mit sehr ruhigen Bewegungen nähern, damit Ihr das Insekt nicht verschreckt.

Auch hier solltet Ihr Euch die Vorteile der digitalen Fotografie zu Nutze machen. Es schreibt Euch niemand vor, dass Ihr nur eine Aufnahme machen dürft. Ganz im Gegenteil – ich sage: Macht so viele wie Ihr könnt. Ich persönlich fange ab einer gewissen Entfernung an, Fotos vom Insekt zu machen, pirsche mich mit der Linse immer näher ran und drücke immer wieder ab. So habe ich vielleicht Glück, dass ich bis an die Nahgrenze komme – aber falls nicht, habe ich vermutlich trotzdem eine tolle Aufnahme.

Eine etwas andere Perspektive

Vielleicht denkst Du jetzt „Toll, Aufnahmen von Blumen kann ja jeder machen“ – das stimmt auch. Der Anspruch in der Makrofotografie liegt jedoch für mich darin, ein Objekt, das ich vielleicht schon zig mal fotografiert habe und das Tausende andere auch abgelichtet haben (Die Suche nach „Tulip“ auf flickr bringt fast 1 Mio. Ergebnisse) so zu präsentieren, dass es trotzdem noch interessant und neu wirkt. Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt und mit mehr Erfahrung kommen einem auch noch mehr Ideen. Das macht die Makrofotografie so anspruchsvoll und für jeden interessant auszuprobieren.

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