Crashkurs Analog Teil 2: Negative scannen
Heute soll es einmal um das Digitalisieren von Filmmaterial gehen. Seit einiger Zeit beobachte ich, dass viele Menschen wieder gern analog fotografieren oder gar ganz auf alte, analoge Kameras umsteigen.
Dafür kann es viele Gründe geben. Einerseits die angenehme Haptik von alten Fotoapparaten, der atmosphärische Filmlook oder auch der Wunsch, der ständigen Technikspirale zu entkommen. Analoge Kameras sind fertig konstruiert, es gibt nicht mehr viel zu verbessern. Die Filme werden weiterentwickelt, mit dem einlegen eines modernen Films ist man also damit Up-To-Date.
Geändert hat sich allerdings die überwiegende Art der Verarbeitung. Früher war selber entwickeln und Dunkelkammer angesagt, ein schönes Hobby – aber auch anstrengend. Und es erforderte einen recht großen Wissens- und Erfahrungsschatz. Heute nehmen viele analoge Knipser gerne Filmscanner zur Hand, um ihre Werke zu digitalisieren.
Damit können die Bilder bequem am Rechner bearbeitet werden, die Ergebnisse sind dann auch leicht der Internet-Community zugänglich zu machen. Denn schade wäre es schon, wenn die schönen Bildwerke in der Schublade schlummern.
Das führt natürlich zu der Frage – welchen Scanner nehme ich dafür? Und auch: Was um Himmels Willen heißen diese ganzen Einstellmöglichkeiten? In diesem Artikel soll es sich also um die Grundlagen des Scannens drehen. Zusätzlich dazu noch ein paar Tipps, wie man einen passenden Scanner für seine Bedürfnisse auswählt.
Grundsätzlich arbeiten fast alle Scanner nach dem gleichen Prinzip. Es gibt eine Halterung für den Film. Meist werden die Typen Kleinbild (35mm), Mittelformat (6×4.5 über 6×6 bis 6×9) und seltener auch Planfilm unterstützt. Der Film wird fixiert, die Halterung geschlossen und in den Scanner eingelegt.
Neben speziellen Filmscannern werden häufig die preiswerterern Flachbettscanner genutzt, welche im Deckel eine Durchlichteinheit eingebaut haben. Damit wird weißes Licht durch den Film gestrahlt, die Scanzeile unterhalb des Filmes sammelt dann die Daten ein. Mit diesen Flachbettscannern sind je nach Filmformat schon ordentliche Ergebnisse zu erreichen.
Im Mittelformat reichen diese Scanner schonmal für riesige Abzüge mit einem Meter Kantenlänge. Für Kleinbild sind sie nur unter gewissen Umständen zu empfehlen. Für die Präsentation am Bildschirm reicht die Qualität locker aus, für metergroße Abzüge sind dann doch spezielle Filmscanner zu empfehlen.
Neben einigen Scannern von Reflekta vor allem die Nikon Coolscan-Serie, welche aber dann schonmal einige Hundert bis Tausend Euro kosten kann. Flachbettscanner sind je nach Qualität schon ab zweihundert Euro zu haben (Epson V300 (nur Kleinbild) / V500 / V700 oder Canon 8800 / 9900).
Immer ist dann schon die firmeneigene Scansoftware dabei, manche Pakete liefern auch schon höherwertige Scansoftware der Marke Silverfast mit. Im allgemeinen reicht aber die Software von Canon oder Epson aus.
Im Folgenden wird nun der Scanvorgang genauer vorgestellt.
Die Farbtiefe
Als nächster Parameter lässt sich die Farbtiefe einstellen. 24Bit RGB bedeutet, dass in allen 3 Grundfarben jeweils 8 Bit zur Verfügung stehen. Damit ergeben sich in jeder Grundfarbe 256 Werte, insgesamt also 256³ = 16 Millionen Farben. Trotzdem ist die Abstufung für eine Farbe recht grob, verglichen mit den Einstellungen für schwarzweiß. Bei den Grautönen kann man z.B. 16 Bit auswählen, damit ergeben sich schon rund 65000 Grautöne.
Mit einer Farbtiefe von 48 Bit ergeben sich unvorstellbare 281.474.976.710.656 verschiedene Farben. An sich unsinnig, weil die sowieso kein Mensch unterscheiden kann. Aber einen Vorteil hat eine hohe Farbtiefe: Bilder können besser oder auch stärker bearbeitet werden, bevor sichtbare Tonwertabrisse entstehen, also stark sichtbare Farb- oder Helligkeitssprünge im Bild.
Direkt aus dem Scanner sieht man keinen konkreten Unterschied zwischen 24 und 48 Bit. Bei extrem starker Erhöhung der Helligkeit und des Kontrastes sieht man leichte Vorteile für die hohe Farbtiefe. Allerdings erkauft man sich diesen Vorteil durch einen riesigen Speicherplatzbedarf.
Vor allem im Dach und auf der hellen Fassade erkennt man, dass wesentlich mehr Tonwerte die krasse Bearbeitung überlebt haben. Das Bild mit 48 Bit Farbtiefe macht einen wesentlich „neutraleren“ Eindruck. Die Tonwertabrisse sind schwächer. Daher kann man Bilder mit hoher Farbtiefe besser bearbeiten.
Unscharfe Maske
Eine sehr wichtige Methode in der Bildbearbeitung ist die Funktion „Unscharf Maskieren“. Was nichts anderes heißt als „Den subjektiven Schärfeeindruck eines Bildes erhöhen“. Denn die wahre Schärfe, auch im Sinne von „Details“ interpretiert, kann man natürlich nicht erhöhen.
Beim USM-Filter wird der Schärfeeindruck durch die Anhebung lokaler Kontraste gesteigert. Davon sind besonders Kanten und feine Details betroffen. Allerdings ist der Effekt mit Dosierung anzuwenden. Bei einer zu starken Filterung wird das Bild entweder sehr körnig oder es entstehen helle „Heiligenscheine“ um Kanten und Details.
Hier im Bild wurde beim Scannen die Unscharfe Maske auf „Stark“ gestellt. Man sieht ganz klar den Effekt, außerdem auch schon die erhöhte Körnigkeit oder das „Rauschen“ in homogenen Flächen.
Wie schon erwähnt, in Photoshop kann man alle Funktionen besser und kontrollierter Ausführen. Eventuell kann man gewisse Bildteile nachschärfen, in anderen (wie zum Beispiel dem Himmel) eine Korn- bzw. Rauschreduktion vornehmen.
Ich hoffe, diese kurze Einführung konnte allen Interessierten einen Überblick verschaffen. Filmfotografie bedeutet einen höheren Aufwand, dafür wird man mit tollen Ergebnissen belohnt. Der Prozess des Fotografierens ist meiner Meinung nach ebenso um einiges spannender und handwerklicher.