01. Mai 2011 Lesezeit: ~7 Minuten

Monika Brand im Gespräch

Als ich zum ersten Mal auf das Portfolio der Fotografin Monika Brand aufmerksam wurde, beeindruckten mich die ausdrucksstarken Schwarzweiß-Portraits und deren emotionale Tiefe. Ich kam nicht umher, Monika direkt anzuschreiben und sie auf ein Interview einzuladen. Per E-Mail wurden Fragen und Antworten im Ping-Pong-Verfahren ausgetauscht und es entstand ein einmaliges Gespräch, das nun folgt.

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Monika Brand mit Tochter
Monika Brand mit Tochter.

Hallo Monika! Ich frag mal frech: Wer bist Du, was machst Du?

Ich bin eine 51-jährige leidenschaftlich schwarzweißquadratischanalog fotografierende (Haus-)Frau und Mutter, die Krankenschwester gelernt und auch 13 Jahre in diesem/r Beruf(ung) gearbeitet hat.

„Schwarzweißquadratischanalog fotografierend“ klingt super. Warum schwarzweiß und nicht farbig?

Die Antwort mag zwar etwas „abgedroschen“ klingen, aber sie ist einfach die Treffendste: Es wird auf das Wesentliche reduziert. In Genres wie Stillleben oder Architektur, Landschaft etc. sind es Strukturen/Formen. In der Menschenfotografie, die ich einfach liebe, ist es der Ausdruck, das Gefühl, das rüberkommt. Manchmal auch, wenn es der/die zu Portraitierende zulässt, hinter die „Fassade“ zu schauen. Ich lehne Farbe nicht grundsätzlich ab, wenn, dann aber meist verändert, gecrosst oder reduziert. Das „Normale“ hat man ja allgegenwärtig.

Stefanie

Die nächste Frage liegt auf der Hand: Warum quadratisch?

Ganz einfach: Ich liebe es.

Um die „Warum-analog-Frage“ zu überspringen, gleich ein Level tiefer: Entwickelst Du Deine Fotos selbst in der Dunkelkammer oder überlässt Du das einem Labor?

Die Filme entwickle ich selbst und die Fotos habe ich anfangs auch noch in der Duka vergrößert, mache dies aber aus gesundheitlichen Gründen schon ein paar Jahre nicht mehr. Jetzt wird eben gescannt und gedruckt. Und die Bearbeitung am PC beschränkt sich im Wesentlichen eigentlich auch auf die „normale“ Duka-Arbeit.

Lilly

Mit welchen Kameras fotografierst Du (besonders gerne) – und warum?

Da ist an erster Stelle meine Hasselblad 503 cw. Mit ihr portraitiere ich am liebsten, da ich Vergrößerungen von 1mx1m locker ohne Qualitätsverlust hinbekomme und, wie schon gesagt, liebe ich das Quadrat. Außerdem gehören noch eine Polaroid SX 70 und eine Agfa click II, die zur Lochkamera umgebaut wurde, zu meinen Lieblingen.

Für die „schnelleren“ Aufnahmen benutze ich eine Nikon F 100 und neuerdings auch eine digitale Canon 5D Mark II. Diese allerdings hauptsächlich für Urlaubsschnappschüsse, damit sich die Kosten in Grenzen halten. Für die künstlerische Fotografie dann doch analog, weil ich mich mit der Digitalfotografie irgendwie nicht so recht anfreunden kann…

Woran liegt das? Was stört Dich daran? Was macht es Dir schwer?

Es ist dieses “glatte“, total scharfe Bild. Ich mag das nicht besonders, zumindest nicht in der Menschenfotografie. Ich brauche Korn und diesen wunderbaren Schmelz, wie ich es nenne, wenn ich den Film optimal entwickelt habe. Dann kommen die Tonwerte wie Samt und Seide daher.

cote d'azur

Oft ist es auch die Bearbeitung der Digitalbilder: Viele total überschärft oder die Gesichter so glatt gebügelt, dass man denkt, es ist eine Schaufensterpuppe, die da abgebildet ist – schrecklich. Aber leider wollen das viele Frauen und auch Männer so, bloß kein Fältchen zeigen. Schade, denn diese Gesichter erzählen Geschichten und sind nicht leblos.

Vielleicht denken jetzt viele, naja, die hat das noch nicht ausprobiert, gerade im Bereich Mittelformat. Doch, ich hatte die Gelegenheit, ein paar Tage ein digitales Rückteil für meine Hasselblad auszuprobieren. Ich brauche es nicht. Ich liebe es, mit 400 ASA zu fotografieren (wunderbares Korn) und da ist es bei der Digitalfotografie schon vorbei. 50 und 100 seien optimal, 200 schon grenzwertig, aber 400? Nein, da ist das Rauschen zu schlimm… nix für mich. Für Architektur oder Stillleben sicher sehr gut!

Analoge Fotografie ist bewusster, man nimmt sich mehr Zeit für eine Aufnahme, schließlich ist es mittlerweile eine kostspielige Angelegenheit. Digitale Fotos sind beliebiger: wenn’s nix ist, löscht man eben wieder…

Alexandra

Berechtigte Kritik, wobei für mich bei ISO 400 noch nicht wirklich Ende ist. Themenwechsel: Was inspiriert Dich? Das ist eine kurze Frage, aber mich interessieren alle Details. ;)

Das ist einiges. Vor allem anderen inspiriert mich meine Tochter, sie ist meine Muse. Seit ich vor neun Jahren begann, mich „ernsthaft“ mit der Schwarzweiß-Fotografie zu beschäftigen und zu lernen, war sie (fast) immer bereit, mir Modell zu stehen. Dafür bin ich ihr sehr dankbar. Und ihr Talent als „Modell“ zeigen ja die Aufnahmen.

Ich liebe es, interessante Menschen zu fotografieren. Diese müssen nicht schön sein, im klassischen Sinne, sie sollten eine gute Ausstrahlung/Charisma haben.

Die 20er/30er Jahre inspirieren mich. Bilder von Horst, Steichen, Weston, Brassai, Arbus, Lang und vielen mehr der alten Meister. Jim Rakete und Peter Lindberg sind Lieblinge aus der heutigen Zeit.

Viele Dinge inspirieren mich. Wenn ich mal wieder auf dem Flohmarkt bin, sehe ich dort einen Hut oder da ’ne Klamotte aus vergangener Zeit und schon habe ich ein Bild im Kopf. Oder karge, unwirtliche Landschaften, da möchte ich sofort einen Menschen reinsetzen und ablichten. Ach, es ist so vieles, das kann ich gar nicht alles aufzählen.

Silence

Mich inspiriert gerade dieses Interview! Hast Du eine Art Routine/Rhythmus, in der/dem Du fotografierst? Oder machst Du das ganz spontan?

Nein, kein Rhythmus, Martin. Ich fotografiere, wenn ich Lust dazu oder einen Auftrag habe. Ich habe das große Glück, nicht davon leben zu müssen, wie viele Profis. Es ist reine Leidenschaft, mit der ich mir manchmal etwas dazu verdienen kann, denn die Leidenschaft kostet ja auch ein wenig. ;)

Wie läuft so eine Auftragsarbeit bei Dir ab? Gibt es da einen typischen Verlauf oder ist das jedes Mal komplett anders?

Kommt darauf an, was gewünscht wird. Bei einem „normalen“ Portraitshooting gibt es schon einen ähnlichen Verlauf. Möchte jemand etwas Ausgefalleneres, dann suche ich verschiedene Locations aus oder versuche, ausgefallene Klamotten zu besorgen, der Rest kommt dann beim Shooting. Am schwierigsten ist es, dann doch Bilder hinzubekommen, die man selbst nicht schon 100 Mal gemacht hat. Sich eben immer etwas Neues einfallen zu lassen. Etwas komplett Neues gibt es gar nicht mehr, irgendwie ist alles schon einmal gemacht worden.

The Tear

Was würdest Du als Deine „fotografische Stärke“ bezeichnen? Gibt es etwas, was Dir persönlich besonders leicht fällt?

Ich glaube, ich kann Menschen die Schüchternheit, Unsicherheit beim Fotografiertwerden ganz gut und auch relativ schnell nehmen. Und wenn die Offenheit da ist, ist das Ergebnis immer gut und besser. Manchmal gelingt es mir, in die Seele der/s zu Portraitierenden zu blicken und das auf Film zu bannen. Mir fällt es sehr leicht, mir vorzustellen, wie etwas sein soll oder aussehen soll.

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