15. Oktober 2010 Lesezeit: ~4 Minuten

Anja Bührer: Licht, Schatten & Atmosphäre

Ich bin Beleuchterin am Theater. Insofern liegt liegt es vielleicht nahe, dass ich von jeher ein besonderes Faible für Licht, Schatten und Atmosphäre habe. Das Fotografieren hab ich erst vor ca 3,5 Jahren für mich entdeckt und ein Jahr später das Arbeiten mit Photoshop. Ziemlich schnell hat sich herauskristallisiert, dass es vor allem die Schatten und Spiegelungen sind, die mich reizen. Und dass ich diesen mithilfe von Photoshop Athmosphäre hinzufügen kann.

Ich weiß selten vorher, was am Ende dabei herauskommt. Ich öffne ein vorhandenes Foto und lass mich dann mithilfe von Texturen, Landschaften, Wolken etc inspirieren und wenn das Bild dann fertig ist, weiß ich meist sofort, wie es heißt und wie gerade meine Stimmung ist. Ich möchte euch heute drei meiner Bilder vorstellen:

Me, myself and I

„Me, myself and I“ ist an einem typischen Aprilwetter-Tag  in Berlin Unter den Linden entstanden. Es hatte gerade wie aus Eimern geschüttet und plötzlich schien wieder die Sonne. Da mein Blick auf alles fixiert ist, worin sich etwas spiegeln könnte, waren die Pfützen am Straßenrand natürlich ein Magnet.

Als ich die Laternen entdeckt habe, musste ich mich also nur noch in die richtige Position stellen und schon kam dieser junge Mann im schönen Mantel und die Ampel war rot. Es war so einer dieser Momente, wo man sich freut, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Ihr kennt das ja bestimmt :)

Zuhause, als ich mir die Aufnahmen angesehen habe, kam mir dann die Idee, mal zwei zusammenzufügen und mit den Füllmethoden für Ebenen zu spielen. Wo ich mich sonst meist für „multiplizieren“ entscheide, gefiel mir hier „Lineares Licht“ am besten, weil die zweite Person hier unklarer und gesiterhafter wirkte. Noch ein bisschen an den Farbreglern gedreht und eine Vignette gemacht, war „Me, myself and I“ also fertig.

The Visitor

„The Visitor“ ist in der Neuen Nationalgalerie in Berlin entstanden. Mein Glück war, dass an diesem Tag im Rahmen einer Ausstellung die Fenster des Foyers mit einer Art Pergamentpapier bezogen waren. Es gab also keinen Blick aus den Fenstern sondern einen für mich perfekten Hintergrund.

Die Spiegelung der klaren Linien hat mich fasziniert und so war ich gespannt, wie diese Kulisse wohl mit Personen bzw Silhouetten wirken würden. Zuhause am Rechner musste ich aber feststellen, dass mir die Personen, die mir quasi ins Bild gelaufen sind, nicht gefielen. Mir schwebte eher etwas „Surreales“ vor.

Also durchsuchte ich meine Ordner nach passenden Silhouetten und fand diese dann in Form einer Fußbodenspiegelung aus einem anderen Bild. Es war das „Geisterhafte“, was mir so gut an dieser Spiegelung gefiel. Also hab ich sie ausgeschnitten, etwas weichgezeichnet und eingesetzt. Fehlte nur noch die Spiegelung der Spiegelung. Also hab ich einfach die Ebene dupliziert und noch etwas mehr weichgezeichnet. Fertig war der Visitor.

Letting go


„Letting go“ ist in meinem Urlaub in den USA entstanden. Es gibt da so einen Platz am einem Hafen, wo abwechselnd Wasser-Fontänen und Wasserdampf aus mehreren Düsen von unten aufsteigen. Bei über 35° natürlich ein magischer Anziehungspunkt für alle Kinder und auch die etwas größeren.

Mich hat vor allem die spezielle Lichtstimmung nachmittags fasziniert, wenn die Sonne tiefer stand und die Personen als Silhouetten vor den Wasserfontänen erschienen. Eines nachmittags kam dieses bezaubernde Mädchen und war vollkommen eins mit sich und dem Wasser um sie herum.

Zuhause ist mir dann diese schöne Geste aufgefallen. Als würde sie etwas loslassen, war mein erster Gedanke. So kam mir die Idee mit der Möwe, die ich tags zuvor am Strand fotografiert hatte. Diese hab ich also als zweite Ebene mit einer „normalen“ Füllmethode addiert.

Um dem ganzen noch ein bisschen mehr Athmosphäre zu geben, hab ich dann noch als dritte und vierte Ebene einen Himmel und die Textur einer Wand „multipliziert“. Fehlte nur noch die Vignette und ich konnte das Bild loslassen :)

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