Stefan Groenveld im Gespräch
05. Juli 2010 Lesezeit: ~9 Minuten

Stefan Groenveld im Gespräch

Sportfotograf Stefan Groenveld

Stefan Groenveld ist jemand, den ich schon eine Weile interviewen wollte, denn er arbeitet u.A. als Sportfotograf und hat Fotos, die mir persönlich sehr gut gefallen. Weiter ist er auch im Web sehr aktiv und mir an vielen Stellen wie auf Twitter als @rim_light begegnet. Ergo habe ich ihn drauf angesprochen, Stefan hat ja geseagt und gestern Abend war es dann soweit. Wir hatten eine gute gemeinsame Zeit, aus der das folgende Interview enstanden ist.

Hey Stefan, schön, dass Du Dich bereiterklärt hast, Dir von mir ein paar Fragen stellen zu lassen. Sag mal was zu Dir. Wer bist Du? Was machst Du?

Mein Name ist Stefan Groenveld, ich wohne im Herzen von Hamburg und mich bewegt Fotografie. Ich arbeite unter anderem für eine Agentur als Sportfotograf, für eine andere als Hochzeitsfotograf und erledige für mich auch noch entsprechende Fotojobs – alles was irgendwie mit Menschen zu tun hat.

Das klingt nach… Arbeit, wenn ich ehrlich bin. Aber fangen wir mal ganz vorne an. Auf Deiner Webseite schreibst Du, dass Du seit 25 Jahren mit der Kamera vertraut bist. Wie fing das alles an?

Wahrscheinlich so, wie bei vielen. Irgendwann im frühen Teenageralter schnappte ich mir die Kleinbild meiner Eltern (eine Olympus) und belichtete meine ersten Filme. Später bin ich auf eine eigene Minolta umgestiegen und habe gemeinsam mit einem Schulfreund eine gemeinsame Dunkelkammer genutzt. Und dann haben wir rumprobiert…

Sportfotograf Stefan Groenveld

… und nicht mehr aufgehört, oder? Hast Du – bevor Du als Berufsfotograf gearbeitet hast – noch eine andere Laufbahn eingeschlagen oder war das von Anfang an klar?

Als ich in die Oberstufe kam, hatte ich mir einen Schülerpresseausweis besorgt und einfach mal beim damaligen Fussball-Zweitligisten meiner damaligen Heimatstadt Darmstadt nach einer Akkreditierung gefragt – und die Verantwortlichen haben mir eine gegeben. So stand ich dann drei Jahre lang bei Wind und Wetter neben dem Tor und habe jedes Heimspiel einen Film belichtet. Bilder, die niemals jemand gesehen hat.

Eines Samstags kam es zu einem Spitzenspiel und die beiden Hauptfotografen der örtlichen überregionalen Zeitung wechselten gleichzeitig den Film, als das spielentscheidende 1:0 fiel. Ich bin schnell nach Hause, habe den Film entwickelt, das Bild vergrößert, in die Redaktion gefahren und mit dem Chefredakteur gesprochen. Am Montag hatte ich dann mit dem Bildchef einen Termin und ab da habe ich jedes Wochenende für die Zeitung fotografiert. Nebenbei.

Sportfotograf Stefan Groenveld

Ich habe nämlich nach meinem Abitur einen anderen Beruf gelernt und mir mit den Wochenendejobs hübsch was zu meiner Ausbildungsvergütung hinzuverdient.   Ich habe also noch nicht als Berufsfotograf gearbeitet, weil ich von Anfang an erfahren habe, wie hart der Job ist. Bis jetzt konnte ich beide Jobs immer gut unter einen Hut bringen, zumal ich ein kleiner Workaholic bin.

Dann sind wir schon zwei, Stefan. Darf ich nochmal nachfragen, was Dein „anderer“ Beruf ist?

Gelernt habe ich Physiklaborant, zwischendurch war ich Gewerkschaftssekretär, dann habe ich als Programmierer gearbeitet und bin jetzt in der EDV-Abteilung eines mittelständigen Unternehmens tätig. Wandel ist mein stetiger Begleiter – auch in der Fotografie ;)

Sportfotograf Stefan Groenveld

Und die verändert sich ja auch ständig, gerade was den technischen Wandel betrifft. Als jemand, der seine Wurzeln tief im Analogen hat – wie empfindest Du den Schritt zum Digitalen? War das schwer für Dich – und wie wirkt sich der Wandel direkt auf das Fotografieren von (Sport-)Ereignissen aus?

Das ist eine vielschichtige Frage. Der Umstieg in die digitale Fotografie fiel mir relativ leicht. Nur musste ich erst mal darauf hingewiesen werden, dass die Daten aus der Kamera auch bearbeitet werden sollten. Es war hart einzusehen, dass die Dunkelkammerarbeit nun am Rechner stattfindet – ich hatte nämlich die Hoffnung, dass ich mir diese Arbeit mit dem Umstieg auf die Digitaltechnik ersparen kann.

Mittlerweile habe ich meine Kamera so weit optimiert, dass JPGs in der Regel sofort verwendet werden können. Das ist auch notwendig, denn das Arbeiten als Sportfotograf ist sehr schnell geworden.

Früher habe ich an einem Nachmittag zwei Spiele – meistens der Bezirksliga – fotografiert. Gleichzeitig. Erste Halbzeit Spiel A, in der Pause mit dem Auto schnell zu Spiel B und dort dann die zweite Halbzeit. Alles auf einem Film. Inklusive der Spielberichtsbögen. Am nächsten Tag hatte ich von jedem Spiel mindestens ein Bild in der Zeitung und mindestens 80 DM verdient.

Sportfotograf Stefan Groenveld

Heute fotografiere ich ein Spiel, suche während des Spiels schon die guten Bilder raus, beschrifte die Bilder mit den richtigen IPTC Daten und schicke mindestens 80 Bilder pro Fussballspiel an die Agentur – manchmal sogar 120 Bilder. Die Agentur verteilt die Bilder an dutzende von Redaktionen, und wenn ich Glück habe, ist am nächsten Tag ein Bild in irgendeiner der vielen Zeitungen.

Hier in Hamburg gibt es nämlich einige Agenturen, die Pauschalverträge mit einigen Redaktionen haben und da musst Du ein Bild haben, das die anderen nicht haben und das muss auch noch so gut sein, dass die Redaktionen trotzdem dafür zahlen wollen. Von dem Erlös bleibt mit 50%, die anderen 50% gehen an die Agentur. Ein Bild in der Bild Hamburg bringt so 30€ für mich – und die zahlen noch gut. Und das bedeutet: genauso viel wie vor 25 Jahren.

… da höre ich schon raus, dass man ohne viel Idealismus und ordentlich Biss nicht weit kommt als Sportfotograf, richtig?

In welchem Beruf kommst Du ohne Idealismus und ohne Biss weit? Es ist hart als Sportfotograf, aber es gibt auch nichts Geileres als den entscheidenden Moment, der ein ganzes Spiel in dem Bruchteil einer Sekunde zusammenfasst, festzuhalten und am nächsten Tag in der Zeitung zu sehen.

Das ist es, was diese Art der Fotografie ausmacht. Und das ist natürlich auf andere Formen der Reportagefotografie übertragbar. Denk nur mal an die Hochzeitsfotografie.

Sportfotograf Stefan Groenveld

Definitiv. Was macht Deiner Meinung nach einen guten Sportfotografen aus? Oder andersherum gefragt: Welche Eigenschaften sind erforderlich – auf was kommt es an?

Du musst den Sport kennen, den Du fotografierst. Eishockey zum Beispiel ist so schnell, dass wenn Du auslöst, wenn Du den Puck im Sucher siehst, der Puck auf dem Bild nicht mehr drauf ist. Da helfen auch keine 9 Bilder in der Sekunde. Und ohne Puck kannst Du nur ganz selten ein Bild verkaufen.

Außerdem musst Du schnell sein, belastbar, keine Angst davor haben von den Kollegen eine Kamera in den Rücken gestossen zu bekommen und du musst die richtige Ausrüstung haben. Gerade Sportfotografie ist eine Materialschlacht.

Wie stark erlebst Du den Konkurrenzkampf unter Sportfotografen? Wie wirkt sich der ganz konkret aus?

Es ist wie im richtigen Leben: die meisten Fotografen sind total nette Menschen. Man sieht sich, man unterhält sich, man hat Spaß zusammen. Ehrlich. Man gratuliert sich gegenseitig zu großformatigen Veröffentlichungen oder gar Titelseiten. Klar will jeder das beste Bild, aber das geht auch ohne sich gegenseitig im Weg zu stehen.

Ich habe auch schon Speicherkarten oder Kameraakkus verliehen. Oder Du hilfst, wenn der Kollegen nicht weiß, wen er da gerade fotografiert hat. Es ist wirklich überwiegend total relaxed. Ich glaube unter Hobbyfotografen gibt es mehr Konkurrenz ;)

Sportfotograf Stefan Groenveld

Da könnte sogar was dran sein… Zum Thema Sportfotografie noch eine Frage: Welche Fotografen haben Dich geprägt & inspiriert? Sicher hattest – oder hast – Du Vorbilder…

Ich schaue mir natürlich nach jedem Spiel an, was die Kollegen so fotografiert haben und wie sie es in Szene gesetzt haben. Da gefällt mir Martin Rose von Getty sehr gut und Selim Sudheimer von inside pictures.

Stefan, Du hast seit geraumer Zeit ein Blog und bist auch auf Twitter & Co sehr aktiv. Welche Rolle misst Du Social Media zukünftig Deinem Berufsbild bei und welche Zusammenhänge kannst Du da sehen?

In meinem Blog kann ich die Bilder zeigen, die mir persönlich gut gefallen. Und natürlich auch die Vielseitigkeit meiner Fotografentätigkeit darstellen. Twitter und Co nutze ich, um mit möglichst vielen Leuten in Kontakt zu bleiben und interessante Neuerungen schneller mitzubekommen. Zukünftig wird Social Media sicherlich von Agenturen als zusätzlicher Vertriebskanal genutzt. Die sehr gute und sehr aktuelle iPad-App von Getty Images macht es vor.

… werde ich mir mal anschauen, die App. In Deinem Portfolio findet sich auch der ein oder andere bekannte Schauspieler. Wie bist Du an diese Möglichkeit gekommen?

Sportfotograf Stefan Groenveld

Das sind oftmals Fototermine von den Produktionsfirmen, die einen neuen Film oder Serie promoten wollen. Du hast ja in Deinen Browserfruits schon mal auf einen entsprechenden Artikel in meinem Blog hingewiesen – Sowas läuft auch über Agenturen.

Genau das hatte ich auch im Hinterkopf. Bist Du bei sowas nervös? Also mir würde da der „Arsch auf Grundeis“ gehen…

Nervosität? Weswegen? Die sind Profis im in die Kamera gucken und ich weiß, wie ich den Auslöser betätige. Ich bin eigentlich selten nervös, weil ich mich auf meine Arbeit fokussiere und deswegen für andere Gefühle wenig Platz habe.

Sauber, Stefan. Dann sage ich jetzt mal Danke für Deine Zeit – es war sehr interessant, Dir ein paar Fragen zu stellen und somit einen Einblick zu gewinnen. Danke!

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