Low-Key fotografieren
Eine spannende Technik, Fotos mit Stimmung zu erstellen ist die Low Key Fotografie. Wird diese bewusst eingesetzt, kann sie unser Repertoire an Gestaltungsmöglichkeiten erweitern und uns den Blick für besondere Momente eröffnen.
Was ist eine Low-Key Aufnahme?
Low-Key Aufnahmen haben – je nach Foto – viele schwarze oder dunkle Bildanteile. Das fotografierte Objekt wird häufig von einer Lichtquelle gestreift und Konturen besonders hervorgehoben. Somit entsteht manchmal eine düstere (traurige, gedämpfte) Stimmung, die das Gegenteil der fröhlich positiven Wirkung von High Key Aufnahmen ist.
Um die Wirkung zu intensivieren, werden Low-Keys bevorzugt in Schwarzweiss erstellt. Je nach Situation kann die Farbversion ebenfalls eine eindrückliche Variante sein – und es obliegt dem Fotografen (also uns), das zu entscheiden.
In welchen Bereichen ist die Low-Key Fotografie geeignet?
Prinzipiell gibt es für die Anwendung von Low-Keys keinerlei Regeln. Dennoch finden wir diese Technik häufig in der Aktfotografie, um körperlichen Formen Kontur zu verleihen. Auch Stillleben, Einzelportraits und Landschaftsaufnahmen (eher selten) profitieren von den Stimmungen, die man mit Low-Keys erreichen kann. Wenn wir genauer hinschauen, finden wir Low-Keys auch im Fotojournalismus und in traditionellen Filmen.
Manchmal entstehen Low-Key Aufnahmen aus dem Zufall heraus, wenn der Fotograf aus Versehen ein Foto unterbelichtet und beispielsweise eine Person in einem günstigen Licht dafür steht. Andererseits sind Low-Key Fotos nicht immer die optimalste Lösung, sondern müssen jeweils zur vorgefundenen Situation passen.
Weil ich selbst in den vergangen Jahren hin und wieder mit Low-Key gearbeitet habe, möchte ich ein paar Anregungen dazugeben, wie solch ein Foto gelingen kann. Wie schon angesprochen sind aber auch diese Tipps an die jeweilige Situation anzupassen und keine Garantie für ein gutes Foto.
Tipps zum Erstellen von Low Keys
Dunkler Hintergrund
Weil schwarze oder dunkelgraue Bildanteile den Betrachter nicht ablenken, macht es Sinn, das Objekt (oder die Person) vor einem dunklen Hintergrund zu fotografieren. Das kann ein schwarzes Stück Stoff sein, aber manchmal bieten sich auch alltägliche Situationen, die einen solchen Kontrast begünstigen. Doch der Hintergrund muss nicht zwingend schwarz sein – es ist lediglich von Vorteil.
Eine Lichtquelle
Viele herkömmliche Low Key Aufnahmen wurden mit einer einzigen Lichtquelle gemacht (auch das sollte als Hinweis und nicht als Regel verstanden werden). Normales Tageslicht oder der Einsatz eines meist entfesselten Blitzes sind meiner Meinung nach eine gute Lösungen, denn so bleibt genügend Platz für breite Schatten. Oder – wie in diesem Beispiel – leuchtet ein Teil des Bildes selbst, hier mein Macbook.
Belichtung
Wenn wir mit Belichtungsautomatiken arbeiten und die Kamera am dunklen Teil des Bildes misst, wird das Foto evtl. gar kein Low-Key werden, sondern für unsere Zwecke viel zu hell ausfallen. Es bietet sich an, entweder den Messpunkt auf (beispielsweise das Gesicht) zu setzen und ggf. ein bis zwei Blendenstufen unterzubelichten, um keine wichtigen Details zu verlieren.
Alternativ dazu können wir uns auch mit einer vollmanuellen Belichtung langsam an das gewünschte Ergebnis herantasten. Fotografieren im RAW-Modus erweist sich auch hier als klarer Vorteil, da wir dann im Raw-Editor feine Anpassungen auch im Nachhinein vollziehen können.
Schwarzweiss oder Farbe
Häufig kann die Wirkung eines Low-Keys durch eine Schwarzweiss-Konvertierung verstärkt werden – und wie oben schon angesprochen hat auch die Farbversion ihren Reiz. Hier bietet sich an, in Lightroom (oder Gimp, usw.) auch mit der Sättigung zu spielen und diese ggf. etwas abzusetzen oder mit einer Teiltonung zu ergänzen.
Weitere Bearbeitungstipps
Die dunklen Partien des Bildes können selektiv im Bearbeitungsprogramm noch dunkler gemacht werden, um die Stimmung zu verstärken. Mittels Gradationskurve können wir auch durch anheben der Lichter und hellen Töne Details im Hauptobjekt herausarbeiten und ggf. verstärken.
Beides kann auch über ein einfaches Dogde&Burn in Lightroom (Korrekturpinsel), Photoshop oder anderen Bildbearbeitsungsprogrammen erreicht werden.
Hilfreiche Links
# Die Lowkey-Gruppe auf Flickr
# Der Wikipedia Artikel zum Thema
# Andreas Bitesnich’s Portraits
# Don McCullin’s Fotoreportagen
Abschließende Worte
Low Key ist eine Technik, die mir quasi am Herzen liegt, was wohl damit zu tun hat, dass sie eher die melancholische und authentische Seite des Lebens betont. Im Gegensatz zu den fröhlichen High-Key Aufnahmen (die wir evtl. auch mal behandeln können) gefällt mir die Tiefe und das Geheimnisvolle in diesen Fotos.
Ich hoffe, Euch mit dieser Einführung in die Low-Key Fotografie etwas angeregt zu haben, es auch mal zu testen und bin nun gespannt auf Eure Reaktionen.
Schön geschrieben. Erklärt alles Wichtige.
Ich finde Low-Key-Aufnahmen auch total toll. Sie unterstreichen, wie du sagtest, die Melancholie eines Bildes. Das Foto wirkt gleich stimmungsvoller (sofern das Motiv passt).
Kurz knackig, essentiell…alles was man erstmal wissen will steht im Artikel…und könnte Lust aufs Ausprobieren machen…
@Jens: Darum gehts – viel Spaß dabei ;)
Kurz und knackig. Ist gut so, aber mach doch ruhig auch mal was zur HighKey-Fotografie!
Lust aufs Ausprobieren habe ich jetzt auf jeden Fall..
Auch ich bin begeistert von der Low-Key-Technik, vor allem in der Aktfotografie hat das einen extremen Reiz, da man hier den Blick gezielt auf ein ganz kleines Detail (Kontur) lenken kann.
Toller Artikel – wie immer!
Diese Technik hab ich auch schon probiert!
Ist ne tolle Sache!
Nur bei HighKey Bildern hab ich so meine Schwierigkeiten!
LG Carlo
über den artikel hab ich mich echt gefreut, als ich die überschrift gelesen hab. leider war für mich nichts neues dabei, aber hat auf jedenfall mal dazu angeregt, sich selber mal wieder mehr mit Low- und High-Key zu beschäftigen.
mal wieder ein Artikel, welcher zum ausprobieren animiert.
Alles drin, was man zu Beginn wissen muss/sollte.
Klasse – Danke!
Du fotografierst die Low-Key Aufnahmen aber schon zumeist mit Stativ oder geben die dezent ausgeleuchteten Stellen genügend Licht für Aufnhamen aus der Hand her?
Und wieder ein Artikel der mir gefällt.. auf Anhieb der vierte in einer ununterbrochenen Folge! :D (Schleim ich jetzt genug? ;) )
Mir zwar bekannt, aber gut das Thema noch mal aufzugreifen.
Übrigens: Wer keine Hemmungen vor nachträglicher Bildbearbeitung hat, kann auch durchaus aus normalen Bildern etwas Low-Key Feeling zaubern, insofern die Belichtung nicht allzu reichlich ausgefallen ist:
Einfach wie im Artikel beschrieben mit der Gradationskurve spielen, unter Umständen etwas stärker, etwas Dodge&Burn und den Hintergrund stark abdunkeln oder gleich gegen schwarz ausstauschen.. etwas Arbeit mit den Ebenen und mit etwas Geduld und Können hat man ein „nachträgliches“ Low-Key Foto…. kann manchmal sehr spannend sein und ist eine gute Beschäftigung wenn jetzt das Tauwetter einsetzt und man eh nicht mehr vor die Tür kann ohne abzusaufen.. ;)
hey, toller artikel enthält wirklich nützliche information. vielen dank dafür.
Interessantes Thema, und gar nicht so einfach wie es aussieht!
Schön geschrieben. Lenkt mich mal wieder von der Arbeit ab ;-)
schöner artikel, sehr inspirierend ;)
mir gefällt an low-key das geheimnisvolle. der blick wird aufs „wesentliche“ gelenkt, der rest verschwindet im schwarz.
ps: der „zufall“ hat mein erstes low-key „portrait“ fotografiert: http://www.flickr.com/photos/pbv/4243755635/
Gelungener Artikel!
Mich würde Näheres dazu interessieren, wie das Foto mit dem Macbook entstanden ist :)
@sensorreinigung: Alles klar. War aber gar nicht so wild ;)
@elektroloeffel: Das Macbookfoto ist ein Selbstportrait, daher mit dem Stativ gemacht. Die anderen aus der Hand…
Wieder eine neue praktische Anregung, Danke Martin.
Soche Artikel bringen mich weiter.
Man merkt, dass du dir die Kritik zu Herzen nimmst und was geändert hast.
Grade bei den langen dunklen Abenden läd das Thema Low-Key grade zu ein. Ich hatte es zwar schon gehört und auch ausprobiert, aber in letzter Zeit ganz aus den Augen verloren.
Gruß Arne
Genial! Super erklärt! High Key würde mich auch mal sehr interessieren. Wäre super, wenn Du da auch mal was machen könntest. Würde mich auch mal interessieren, warum Du Do oft nen Quadratischen Crop machst. Mich hats auch erwischt a. ich kann mir einfach nicht erklären, warum mir dieses Format so gefällt.
Ich kann nun auch nur noch Danke für diesen wirklich nützlichen Artikel sagen, mach weiter so,
Mfg
Tobi
Sehr schön…
auf diese Art hat mich mein Kollege auch „gut hinbekommen“:
http://cityreporter.de/index.php?page=photo&albump=1&pic=25032_1260479878.jpg
Danke für die Tipps.
Low Key Aufnahmen erinnern mich immer an diese Fantasy Gemälde auf denen irgendein Magier in seinem Buch blättert oder ein unheimliches Lich aus einer Tür scheint. Bilder die oft sehr Stereotypen sind, aber wahrscheinlich macht genau dies den Reiz aus.
Danke für den informativen Artikel. Habe die Woche zufälliger Weise ein Low Key Foto geschossen. Natürlich ohne zu wissen das es eins ist :-) Da muss ich heute Abend doch direkt mal meine Kamera aktivieren.
Ein sehr gelungener Artikel. Da hab ich gleich richtig Lust, es mal auszuprobieren.
Eine Frage:
Würdest du dieses Bild:
http://cdn.fotocommunity.com/photos/11646024.jpg
als LowKey bezeichnen?
Es ist entstanden, in dem ich den einen Teil des Birkenscheits mit einer Taschenlampe während der mehrsekündigen Belichtungszeit abgeleuchtet habe.
@Toby:
Danke – jetzt weiß ich mit was ich mich am Wochenende spiele ;-)
Super Artikel!!!!!
Solche Lernbeiträge finde ich besonders wertvoll.
Lustigerweise habe ich gerade am Wochenende mich mit Highkey beschäftigt. Natürlich habe ich zuerst in deinem Blog nach Artikeln gesucht, aber leider nix gefunden. Ich fänd’s toll, wenn du darüber mal was schreiben könntest.
Vielen Dank für die gute und kurze Erklärung! Bin schon gespannt auf das Thema High Key :-)
Absolut gut geschrieben! Du schaffst es einfach, auf eine präzise Art einen Reiz zu senden! Das Thema und deine Tipps werrden meine nächsten Versuche sein! Danke dir und freu mich schon auf Part 2 „Low Key“.
LG Philipp
Wie die High-Key Aufnahmen ein schöner Weg zum fotografischen Expressionismus.
Die Nuss
@Martin: Hmm, bei mir hat der Link noch funktioniert, wohl, weil ich eingeloggt war…
Na,ja, dann so:
http://www.fotocommunity.de/pc/pc/mypics/1056818/display/11646024
@Toby: Jupp, das wäre für mich ein Low-Key-Foto ;)
Dabei hatte ich zu dem Zeitpunkt noch nie davon gehört..^^
Jetzt hat das stete kämpfen gegen Lichtknappheit einen schönen Namen.
Till Brönner aka „Lowkey-Trompeter“ hab ich heute hinter meinem Namen gelinkt. So mal als Bildschen für alle.
Cheers!
Sehr gut!
habs dir schon via twitter gschickt aber… da ich ehe noch „danke“ schreibe wollte. hier halt nochmal.
du hast „Garant“ geschrieben… da fehlt ie ;)
Hast recht. Hab grad nochmal nachgeschaut, Garantie ist da wirklich besser.
Exzellente Anleitung, Martin
Klasse Beitrag, vor 2-3 Wochen hab ich mal drüber gegrübelt wie man solche Aufnahmen wohl macht, wie die „Profis“ das so angehen.
Und zack kommst du mit dem Thema um die Ecke – find ich gut =)
Arbeite schon seit längerem im Bereich der erotischen Fotografie mit Low-Key Technik. Damit lasse ich die eine oder andere Unpässlichkeit des Models im Schatten verschwinden lassen.
Und die Dramatik des Fotos ist durch diese Technik schon sehr beeindruckend :-)
Beispiele hier:
http://www.das-fotostudio-duesseldorf.de/aktfotograf-duesseldorf/aktfotos-03.html
oder
http://www.das-fotostudio-duesseldorf.de/aktfotograf-duesseldorf/aktfotos-06.html
Blogartikel dazu: Empfehlung: Das weisse Band – Eine deutsche Kindergeschichte | KWERFELDEIN | Digitale Fotografie
Blogartikel dazu: Low-Budget-Studio im Eigenbau | Bilderwald
Hallo Martin
Danke für die tolle Anregung. Nach genau dem habe ich gesucht! ;)
Ja, Du hast auch mir tatsächlich Lust auf diese Technik gemacht.
Die Beschreibung ist, wie unten schon erwähnt, absolut klar verständlich und auf den Punkt gebracht. Das hat mich inspiriert für mein nächstes Projekt. Danke und glückwunsch zu dieser sehr informatiben und gelungenen Web-Seite, auf der ich stets Interessantes entdecke.
Nette Grüße
DoroT
Blogartikel dazu: Tipp zu Low Key - Forum - CHIP Fotowelt
Egal, on High oder Low Key, es geht um eine dezente Lichtsetzung – nicht zu verwechslen mit Über- oder Unterbelichtung :-)
Haste fein eingeführt. Daumen hoch.
cu
Holger Reich
vielen dank für deinen tipp !! bin ganz begeistert !!
lg