Kreise und Kanten im Sucher
Dies ist ein Gastartikel von Hannes Trapp. Wer mag, kann gerne auf seiner Seite potograf.de vorbeischauen.
Die Umfrage gestern hat gezeigt, dass viele der Kwerfeldein-Leser auch analog fotografieren, was mich sehr erstaunt hat. Ich hatte mit deutlich weniger Filmfreunden gerechnet. Auch das einige bisher rein digitale Fotografen angekündigt haben, dass sie sich mal mit der analogen Fotografie beschäftigen wollen hat mich sehr gefreut. Daher möchte ich heute auf ein Thema eingehen, das in den Kommentaren des Artikels „Fotografieren mit der Alten“ angesprochen wurde – die Verwendung des Schnittbildindikators. Damit richtet sich dieser Artikel an Neulinge auf dem analogen Gebiet, die alten Hasen wissen darüber natürlich schon Bescheid.
Der Schnittbildindikator ist eine Hilfe, um schnell und exakt fokussieren zu können. Technisch handelt es sich um eine Mattscheibe, die bei einer Spiegelreflexkamera zwischen Spiegel und Prisma eingebaut ist. Leider findet man diese Technik meist nur bei älteren analogen Kameras, da sie bei Kamerasystemen mit Autofokus als „überflüssig“ eingeschätzt wird, außerdem kommen sich die Belichtungsmessung und der Schnittbildindikator je nach Konstruktion in die Quere.
Um mit dem Schnittbildindikator schnell umgehen zu können, gibt es verschiedene Blickführungen; eine, die sich bei mir bewährt hat, möchte ich nun Vorstellen. Als Beispiel nehme ich einen gewöhnlichen Schnittbildindikator an, wie er z.B. in der Canon AE-1 verbaut ist. Manche andere Kameras haben abweichende Schnittbildindikatoren mit mehr oder weniger Bereichen.
Als erstes schätze ich den Abstand zum Motiv grob ab, während ich die Kamera in Bereitschaft bringe. Alte Objektive haben in der Regel aufgedruckte Zahlen, die Entfernungen in Meter und Fuß angeben, den geschätzen Abstand stelle ich dort ungefähr ein.
Dann schaue ich durch den Sucher, und achte zuerst nicht auf die Mitte, sondern auf den äußeren Bereich des Bildes. Dort lässt sich die Schärfe grob beurteilen und etwas genauer einstellen.
Der zweite Blick richtet sich auf den Ring um den Schnittbildindikator, der als Mikroprismenring bezeichnet wird, umgangssprachlich habe ich auch schon „Griesring“ oder „Griselring“ gehört. Mit seiner Hilfe lässt sich die Schärfe schon recht genau einstellen. Bewegt man die Kamera minimal, scheint das Bild im Mikroprismenring zu flimmern. Verstellt man den Fokus, hört das Flimmern an einer bestimmten Stellung auf, in dieser Stellung ist korrekt fokussiert. Mit etwas Übung ist die korrekte Einstellung schnell gefunden, auch wenn der Bereich der korrekten Fokussierung sehr sehr schmal ist.
Zur Überprüfung der Fokussierung und zur Feineinstellung kann der mittlere Bereich – der eigentliche Schnittbildindikator – genutzt werden. Im Idealfall richtet man den Schnittbildindikator auf einen Bereich am Objekt mit scharfen Kanten und guten Kontrasten. Hier sucht man sich eine Linie im Bild, die senkrecht zur Schnittlinie des Schnittbildindikators (meist horizontal) verläuft. Weist die Linie keine Sprünge auf, ist korrekt fokussiert und das Bild wird scharf.
Je nach aufzunehmendem Bild ist natürlich eins der beiden Hilfsmittel vollkommen ausreichend. Möchte ich auf einen Baumstamm fokussieren, reicht der Schnittbildindikator vollkommen aus, für eine Wiese oder Steinmauer ist der Mikroprismenring besser geeignet. Verschiedene Kameras haben auch nur eine der beiden Möglichkeiten; meine Praktica L hat beispielsweise nur den Mikroprismenring und keinen Schnittbildindikator.
Sollte die Kamera eine rein manuelle Blende haben, empfiehlt sich das Fokussieren bei Offenblende, da hier die Schärfe aufgrund der geringen Tiefenschärfe am besten beurteilt werden kann. Nach dem Fokussieren kann man dann wieder auf die gewünschte Blende zurückstellen. Manche Kameras (wie z.B. die Praktica L) haben aber eine automatische Blendensteuerung, die rein mechanisch funktioniert und die die (wohl gemerkt manuell) gewählte Blende erst einstellt, sobald der Auslöser gedrückt wird. Hier spricht man von einer Springblende oder Automatikblende. Die offene Blende zum Einsellen wird als Einstellblende bezeichnet, die auf den vorgewählten Wert geschlossene Blende, als Arbeitsblende.
Kreise und Kanten im Sucher:
Dies ist ein Gastartikel von Hannes Trapp. Wer mag, kann gerne auf sein.. http://tinyurl.com/6xcoxt
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genau das fehlt mir bei meiner d80
ich kann zwar abschätzen ob das bild scharf wird aber ich weis immer erst danach ob ich richtig geschätz habe. finde ich sehr nervig
schade dass es das nicht mehr gibt
Also auch ich finde, dass beide Kameras so ihrem Charme haben. Ich könnte nicht sage, mit welcher ich lieber fotografiere. Klar wenn ich das Bild bearbeiten will mit allem technischen Schnick Schnack dann greife ich zur Digitalen aber wenn ich einfach Lust habe Fotos zu machen auch schon mal gerne die Analoge.
Steht auf der „Vermiss ich bei Dikiknipsen“ Liste verdammt weit oben.
bitte langweilt die leser nicht mit steinzeit themen .
tinchen
Weiß jemand vielleicht den Link zu den amerikanischen Hersteller, der solche Mattscheiben für die EOS 5D produziert?
Hey Tinchen, zeig uns doch wie ein spannender Gastbeitrag aussehen kann. Freue mich über deine Einsendung an kwerfeldein@lens-flare.de!
Empfinde die Behandlung „analoger Themen“ hier als angenehmen Kontrast zur sonstigen digitalen Tageskarte. Spiele gerade mit der alten Exa IIa meines Vaters herum, die hat (bzw. das Objektiv Domiplan 50/2.8) auch diese sehr hilfreiche Springblende; zur Fokussierung dient ein Schnittbildindikator, einen Mikroprismenring hat sie nicht.
Tinchen weiß was Uptodate ist. Das tut echt weh.
Sehr interessant!
Ich kenne die Technik (*1986) noch von der alten Analogen von meinem Vater. Hab als Kind immer spass mit gehabt.
Ist das nicht die gleiche Technik, wie sie heute in der Leica M8 verwendet wird? Mein Onkel hat die M8 und ich muss sagen, bessere und schärfere Manuellfocus Bilder hab ich noch nie gesehen.
Liebe Grüße
david
Jetzt habe ich doch den Hersteller wieder selber gefunden. Inzwischen gibt’s die Scheiben auch für die anderen Canons. http://haodascreen.com/sifs.aspx
Gibt es auch hier: http://www.virtualvillage.de/Kamera-Mattscheiben/
Bei Deinem Link hab ich allerdings meine Kamera auch gefunden, was mich grade echt kribbelt. Aber solange ich da nicht genau mal rausbekommen habe wie viel Bastelarbeit da eigentlich zu machen ist möchte ich so etwas eigentlich nur ungern selbst ausprobieren. Eine Bilderanleitung oder sowas hab ich bisher jedenfalls nicht finden können.
Blogartikel dazu: Altes Objektiv an digitaler Spiegelreflexkamera