01. Oktober 2013 Lesezeit: ~4 Minuten

Farben und Licht

Ich wurde 1984 in Moskau geboren und habe dort Sprachwissenschaften an der Pädagogischen Universität studiert. Während des Studiums fing ich an, als Fotografin zu arbeiten, was mich zur Sportfotografie führte. 2006 bis 2010 arbeitete ich exklusiv für Moskaus Medien („Izvestia“, „Novaya Gazeta“, „TASS“, „Sport day by day“).

2007 schloss ich den Fotojournalismus-Kurs an der Staatsuniversität Moskau ab. Das Ergebnis meiner Arbeit als Sportfotografin waren verschiedene Awards, die ich bei russischen Fotojournalismus-Wettbewerben gewann.

Von der Sportfotografie zur Straßenfotografie

2010 zogen mein Mann und ich nach Buenos Aires und anschließend nach Sao Paulo in Brasilien. In Lateinamerika angekommen, arbeitete ich zunächst als freie Künstlerin und interessierte mich sehr für das Genre der Straßenfotografie.

Nachdem wir nach Südamerika gezogen waren, verliebte ich mich Hals über Kopf in die Straßenfotografie. Ich denke, dass es dafür mehrere Gründe gibt.

2012, Riobamba, Ecuador © Maria Plotnikova

Der wichtigste ist wohl, dass ich nun sehr viel freie Zeit habe. Ich fotografiere oft und weil das Genre kein kommerzielles ist, kann es nicht einfach jeder machen. Der zweite Grund ist die Verfügbarkeit des „Materials“, um die Straßenfotografie auszuüben. Du kannst einfach rausgehen und anfangen. Keine Barrieren.

Die Emotion, die ich empfinde, wenn ich ein gutes Foto mache, kann man Glück nennen. Meine Hände zittern, der Puls steig an. Das ist schon sehr, sehr cool.

Ich glaube, dass der eintretende Effekt, wenn man einen neuen Ort besucht, ebenfalls einen Einfluss auf meine Wahl hatte. Als wir nach Südamerika zogen, glaubte ich, komplett durchzudrehen. Diese Vielfältigkeit von Farben und Licht!

Aktuell arbeite ich weiter selbstständig als Sportfotografin, jedoch ist die Straßenfotografie das Sujet, in dem ich mich als Künstlerin verwirklichen kann.

2011, Buenos Aires, Argentina ©  Maria Plotnikova

Inspiration
 
Lange Zeit bevor ich ich mich für die Fotografie auf der Straße interessierte, war Gueorgui Pinkhassov mein Favorit unter den Fotografen. Ich bewundere seine Arbeit und betrachte ihn als meinen virtuellen Lehrer.

Es ist nicht sonderlich originell, wenn ich zwei weitere Fotografen nenne, die mich sehr stark beeinflusst haben, ich möchte es aber trotzdem tun: Alex Webb und Harry Gruyaert.

Dank diesen drei Fotografen habe ich gelernt, Licht und Farbe zu sehen, im entscheidenden Augenblick abzudrücken und mit Elementen im Bild zu spielen. Und Sebastião Salgado ist mein Favorit unter den Schwarzweiß-Fotografen.

2012, Buenos Aires, Argentina © Maria Plotnikova

Ich bin jeden Tag auf Flickr und schaue dort meine Timeline durch, da ich vielen zeitgenössischen Straßenfotografen folge. Es inspiriert mich jeden Tag, die Arbeiten von verschiedenen Fotografen anzusehen.

Unter den Straßenfotografen, denen ich folge, möchte ich die Arbeit folgender „Meister“ hervorheben: Jesse Marlow, Paul Russell und Shin Noguchi.

Dazu noch ein paar russische Dokumentarfotografen, die auf meine Entwicklung einen starken Einfluss hatten: Vladimir Semin, Igor Gavrilov und Valery Schekoldin.

2011, Buenos Aires, Argentina © Maria Plotnikova

Den eigenen Stil finden

Das Rezept dafür ist recht einfach. Es ist notwendig, viel zu fotografieren und eine automatische Reaktion auf unterschiedliche urbane Situationen zu entwickeln. Ich glaube, dass diese Reaktion bei jedem Fotografen anders ausfällt und die ganze Essenz des Stiles bildet.

Der Moment, die Komposition, das Spiel von Licht und Schatten, der Gesichtsausdruck von Menschen und Tausende weitere Mikroelemente: All das provoziert einen elektrischen Impuls, der dazu führt, dass ich den Auslöser drücke.

2013, Barretos, Brazil © Maria Plotnikova

Es ist wie ein Reflex und die Verfeinerung dieses Reflexes ist das Upgrade meines Stiles in der Straßenfotografie. Ich sehe die Farben, das Licht und komplexe Kompositions-Elemente. Das Spiel mit bestimmten Elementen im Bild ist es, was mich interessiert.

Um meinen eigenen Stil zu finden, ist es zusätzlich wichtig, die Arbeiten anderer Fotografen zu zu sehen. Hunderte und nochmals Hunderte Bilder pro Woche.

* Dieser Artikel wurde von Martin Gommel aus dem Englischen übersetzt.

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