15. Februar 2013 Lesezeit: ~9 Minuten

Tour durch die Bretagne

Schroffe Landschaft, idyllische Dörfer, leckeres Essen und nette Menschen: Das ist die Bretagne. Angespornt durch teils großartige Bilder anderer Fotografen und durch die Liebe zur Natur entschieden meine Frau und ich uns, im Juni letzten Jahres einen Trip durch die Bretagne zu machen.

Kein Pauschalurlaub an einem sonnigen Plätzchen. Nein, dieses Mal sollte es anders sein. Eines war klar: Wir wollten immer die Küste entlang und so nah wie möglich am Meer übernachten.

So entschlossen wir uns, unsere Nächte im Zelt zu verbringen und unser Lager immer wieder an anderen Orten aufzuschlagen, ohne vorher Hotels oder Pensionen zu buchen. Für uns war das etwas vollkommen Neues und Aufregendes, zumal keiner von uns die Sprache versteht, geschweige denn spricht.

Planung

Ich fing also mit der Planung an. Ich besuchte zunächst mehrere Foren und Bilderdienste wie die Fotocommunity und 500px, um mir einen Überblick zu verschaffen. Alle auch nur irgendwie relevanten Punkte übertrug ich in eine Karte bei GoogleMaps.

1-Map

Danach habe ich die Orte priorisiert, vor allem nach persönlichem Geschmack und dem voraussichtlichen Stand der Sonne. Denn ein gutes Landschaftsfoto lebt vom Licht.

Dafür hat mir das Tool SunCalc wertvolle Dienste geleistet. Für mein Smartphone nutze ich die App Sundroid.

2-Sun-Calc

Zu guter Letzt habe ich alles ganz altmodisch in eine Karte übertragen. Das gab mir ein Gefühl der Sicherheit. Und das war auch gut so, denn die Karte haben wir dann mehr als alles andere benutzt. Wir hatten zwar auch ein Navigationsgerät dabei, aber auf einer Landkarte lässt es sich doch anders sehen.

Unterwegs

Und los ging’s: Das Auto vollgepackt und von Hamburg nach Étretat in der Normandie in einem Ritt. Klar – Normandie ist nicht Bretagne, aber hier wollten wir unsere erste Nacht verbringen. Da wir wussten, dass wir nach der langen Fahrt platt sein würden, haben wir uns für die erste Nacht ein Hotel am Strand gesucht.

Dann ging es sofort ans Meer: Abschalten, genießen, die Seeluft einatmen, staunen. Der Abend war sensationell. Wir hatten einen Minigrill dabei und haben erst einmal am menschenleeren Steinstrand entspannt. Was für ein großartiger Moment.

Danach erkundeten wir die Felsen am Ende des Strandes. Kamera und Stativ waren immer dabei, man weiß ja nie. Dann folgte ein toller Sonnenuntergang an kaum zu überbietender Kulisse.

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Am nächsten Tag fuhren wir weiter in die Bretagne. Unser erstes Ziel war Le Mont-Saint-Michel. Was hatte ich da schon für tolle Bilder von gesehen und wie toll musste diese Location sein!

Nun, für uns war es schlichtweg enttäuschend. Warum? Es war von vorn bis hinten Baustelle. Und überall hat man nur die Hand aufgehalten und abkassiert. Okay, das ist sicherlich gerechtfertigt, denn der Ort muss irgendwie erhalten werden. Aber für uns war das nichts.

Also haben wir uns im Anschluss einen Campingplatz bei Cancale gesucht. Traumhaft, direkt am Meer. Eine Aussicht, wie man sie besser von einem Hotel aus nicht haben könnte.

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Einen Tag später trudelten wir in Le Gouffre ein. Diese Gegend ist berühmt für das Haus zwischen den Felsen.

Wirklich ein nettes Plätzchen und schön anzuschauen. Richtig interessant fand ich allerdings eher die schroffe Landschaft drumherum. Hier hätten wir uns stundenlang aufhalten können.

5-le_gouffre_20120725_16214750266-IMG_4148

Einen guten Campingplatz fanden wir schließlich in der Nähe von Ploumanac’h an der Côte de Granit Rose. Somit stand das abendliche Ziel auch schon fest. Und das hatte es wirklich in sich.

Der Leuchtturm von Ploumanac’h ist absolut beeindruckend. Wir standen wahrscheinlich erst einmal eine Weile mit offenem Mund da. Was für eine bizarre Landschaft. Zudem war es sehr stürmisch an diesem Abend. Die Brecher, die da über den Atlantik rollten und mit gnadenloser Wucht an die Granitfelsen klatschten, ließen uns aus dem Staunen nicht wieder herauskommen.

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Um hier zu guten Fotos zu kommen, sollte man auf jeden Fall ein Stativ nutzen. Der Wind war so stark, dass wahrscheinlich jede andere Form der Aufnahme vollkommen verwackelt gewesen wäre.

Ein Stativ ist in meinen Augen unerlässlich für die Landschaftsfotografie. So kann ich mich nach dem Einstellen der Blende oder Veschlusszeit in Ruhe um die Komposition kümmern oder mit Filtern hantieren.

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Auch die nächsten Tage verbrachten wir in der Gegend, genauer gesagt bei Trebeurden an den Côtes d’Armor.

An einem Abend hatte ich das Glück, einen tollen Sonnenuntergang zu erleben. Meine Frau traf sich mit neuen Bekannten auf dem Campingplatz, so dass ich die Zeit ganz für mich und meine Kamera hatte.

Fast hätte ich allerdings die Aufnahmen vergeigt, weil ich zuerst gar nicht wusste, wo ich mich positionieren sollte. So bin ich wie ein Verrückter umhergerannt, um noch ein vernünftiges Motiv zu finden. Das ist dann die Strafe dafür, wenn man sich nicht richtig vorbereitet.

Trotzdem bin ich an einer sehr schönen Stelle gelandet.

Vielleicht fragen sich ja einige von Euch, wie ich mit den teils sehr großen Dynamikbereichen in meinen Fotos umgehe. Die Antwort ist ganz einfach: Grauverlaufsfilter. Dabei wird eine nach oben zunehmend abgedunkelte Scheibe vor das Objektiv gesteckt.

Wie das genau geht, könnt Ihr in Raik Krotofils Artikel aus dem letzten Jahr nachlesen, der hier bereits ausführlich zum Thema Grauverlaufsfilter eine mögliche Vorgehensweise beschrieben hat.

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Man kann aber auch einfach meine Methode ausprobieren: Ich stelle meine Kamera auf Zeitautomatik, wähle meist eine Blende um f/11 und messe den Vordergrund ein. Als nächstes halte ich einen Filter so vor die Linse, dass der Himmel abgedunkelt wird. Testschuss.

Nun noch schnell das Histogramm prüfen und das Foto auf dem Display anschauen. So kann ich mich bestens und vor allem sehr schnell an die richtige Belichtung und den passenden Filter heranarbeiten.

So vergingen einige Tage, in denen wir ein paar tolle Orte und Landschaften besucht haben.

Morgens war ich fast nie fotografieren, da mir Regen oder grauer Himmel schon entgegenschlugen, sobald ich kurz aus dem Zelt sah. Also schnell wieder zuziehen, weitschlafen und den Urlaub genießen.

Überhaupt haben wir alle Facetten von grau kennengelernt, die es im Himmel wohl so geben kann. Eines Morgens bin ich bei der Île Louët wider die Vernunft doch losgezogen.

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Es wurde aber nur immer grauer und von Sonne war nichts zu sehen. Kurzerhand wurden einige Ziele gekappt, da die Wettervorschau auch nichts Gutes erahnen ließ.

So ging es quer durch die Bretagne und wir erreichten nach nicht allzu langer Fahrt den Wald von Huelgoat. Auch bei noch so schlechtem Wetter lässt es sich hier bestens aushalten.

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Durch den Einsatz eines Polfilters konnte ich die Grüntöne wunderbar verstärken und zudem die Reflexionen in den zahlreichen Bächlein gut kontrollieren.

Aus Mangel an Campingplätzen sind wir aber am gleichen Abend noch weitergefahren. Unser letztes großes Ziel war die Halbinsel Crozon. Allein hier würden wir beim nächsten Mal gern mindestens eine Woche bleiben. Es gibt so viel zu entdecken, dass es den Rahmen sprengen würde, hier alles aufzuzählen oder zu zeigen.

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Es brauchte nicht viel, um das Wasser in diesem Foto verwischt darzustellen. Solche Effekte ergeben sich schon bei einer Verschlusszeit von 1/10 Sekunde. Unbedingte Voraussetzung war die Verwendung eines Stativs. Nasse Füsse gehören bei so einem Foto ebenfalls dazu. Die gelegentlichen Spritzer an der Kamera entfernte ich sofort mit einem Mikrofasertuch.

Zum Abschluss unseres wundervollen Urlaubs in der Bretagne sind wir noch für ein paar Tage auf „unseren“ Campingplatz in Cancale zurückgekehrt. An einem Morgen hatten wir noch einen tollen Sonnenaufgang, den ich natürlich mitnehmen musste.

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Ich hoffe, mein kleiner Bericht hat Euch gefallen. Wenn Ihr mehr Bilder sehen möchtet, besucht meine Webseite oder meine Facebookseite.

Bei meiner Frau möchte ich mich auf diesem Wege auch ganz herzlich bedanken. Ohne ihr Verständnis wären die meisten Fotos wohl nicht entstanden, denn wer will schon frierend und bibbernd im Wind sitzen und warten, bis der „Fotoheini“ endlich mit dem Knipsen fertig ist. So manches Mal hat sie mir auch in den Hintern getreten, damit ich noch ein paar gute Bilder mit nach Hause bringen kann.

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