15. Januar 2013 Lesezeit: ~4 Minuten

Gedanken zur Fotografie – Kinderfotos

Ein jeder von uns kennt die Momente, in denen wir in die Kamera lächeln sollen, obwohl uns gerade gar nicht nach Lächeln zumute ist. Muss das sein? Ich denke nicht!

Manchmal beschäftigen mich Fragen, auf die ich selbst keine klare Antwort habe. Solch eine Frage ist zum Beispiel: Warum sehen viele Kinderfotos immer gleich aus? Oder warum machen so viele Berufsfotografen schreckliche Familienfotos?

Wie schon gesagt habe ich darauf keine Antwort, aber vielleicht kann ich durch meine Gedanken dazu ein paar Eltern dazu bewegen, etwas mehr über die Kinderfotos nachzudenken und auch mal neue Wege einzuschlagen.

Was mir in diesem Zusammhang auch immer in den Sinn kommt, ist, dass gerade Kinder seitens ihrer Eltern schon in jungen Jahren auf ein „gefälschtes“ Lachen gepolt werden. Lach doch mal, du brauchst doch vor der (unsympathischen) Tante Erika keine Angst haben.

Oder bezogen auf die Fotografie sollen Kinder möglichst auf jedem Foto ihr schönstes Lächeln zeigen. Das führt am Ende so weit, dass sie sich urplötzlich anders verhalten, sobald eine Kamera auf sie gerichtet wird.

Für Kinder ist die Kamera dann eine Art Bühne. Vorhang auf, hier bin ich der Star. Ihre Eltern nehmen dabei gern die Rolle des Souffleurs ein: „Jetzt lach doch mal, wir wollen doch ein schönes Bild von Dir haben!“

So oder so ähnlich spielt es sich in vielen Haushalten ab. Die dabei entstandenen Bilder sind die späteren Erinnerungen, jedoch haben diese ein Manko: Die Fotos wurden gestellt, inszeniert oder geplant, wie auch immer, irgendwie sind sie nicht authentisch. Sollte ein aufgesetztes Grinsen tatsächlich der Grund sein, aus dem ein Foto erst schön ist? Da mache ich nicht mit.

Fotos für Verwandtschaft

Viele werden sich jetzt fragen, wie das mit Familienfotos für die Verwandtschaft funktionieren soll. Eine Möglichkeit bestünde darin, für so ein Foto nicht ins Studio zu gehen, sondern sich in der gewohnten Umgebung, zum Beispiel im eigenen Haus oder Garten, aufzuhalten und einen schönen Tag mit der Familie zu haben.

Für das Foto wäre es dann nur wichtig, sich Zeit zu nehmen. Mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit entstehen an so einem Tag dann auch ungestellt fröhliche Fotos, die sich hervorragend zum Verschenken eignen.

Beim Fotografieren auch mal die rosa Brille absetzen

Zum Verschenken eignen sich sicherlich nicht Fotos, auf denen Kinder oder Eltern traurig sind, aber auch diese Momente sind es wert, festgehalten zu werden.

Denn das Betrachten von Fotos, auf denen alle Personen glücklich erscheinen, suggeriert einem später, dass die Zeit immer sehr schön war. Von der Anstrengung, ein Kind groß zu ziehen, sieht man meistens nur wenig.

Auch wenn es schwer fällt: Warum nicht auch mal den Moment festhalten, wie es aussieht, wenn man um 3 Uhr nachts aufsteht, um nach dem Kind zu sehen?

Viele Kinder waren auch schon einmal im Krankenhaus, davon gibt es allerdings eher selten Fotos. Da sich Kinder oftmals nur schlecht an diese Zeit erinnern, können Fotos, die in scheinbar unpassenden Momenten aufgenommen wurden, später wichtige Zeitdokumente für das Kind sein.

Wie wäre es also damit, in Zukunft bewusster Fotos von den Kindern zu machen? Die Speicherkarten und Festplatten vom tausendsten gestellten Foto zu verschonen und einfach auf das unverfälschte Foto zu warten?

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