01. Januar 2013 Lesezeit: ~3 Minuten

Kirsty Mitchells Wunderland

Kirsty Mitchells Serie „Wonderland“ entstand in Erinnerung an ihre Mutter, die selten ohne ein Buch aus dem Haus ging und als Englischlehrerin Generationen von Kindern mit ihren Geschichten inspirierte.

Nicht zuletzt auch ihre Tochter Kirsty. Als Kirstys Mutter im November 2008 an einem Hirntumor starb, zog sie sich zurück in diese alternative Wunderlandwelt, die sie nur durch das Portal ihrer Kamera besuchen konnte. Kirsty nennt die Serie selbst ein Märchenbuch ohne Worte und widmet es ihrer Mutter.

Die Serie wurde zu einem Wendepunkt in ihrer Art des Fotografierens und veränderte letzendlich Kirstys ganzes Leben. Sie fand durch sie neue Freundschaften, wie die zur Haar- und Make-up-Künstlerin Elbie Van Eeden.

Jedes Kostüm und jedes Accessoire stellten sie gemeinsam her. Nach ihren Vollzeitjobs arbeiteten sie abends und an den Wochenenden an Perücken, Requisiten und den restlichen Materialien. Als Kulisse diente der Wald nahe Kirstys Zuhause.

Die Bilder sind immer das Ergebnis verschiedener Eindrücke. Buchillustrationen, Gedichte, Gemälde und verschwommene Erinnerungen an märchenhafte Königinnen inspirieren Kirsty. Aber auch die Natur beeindruckt sie immer wieder auf’s Neue.

Besonders faszinieren sie die wilden Blumenfelder, die nur wenige Wochen im Jahr blühen. In einigen Fällen wartete sie viele Monate auf den richtigen Moment und bereitete in dieser Zeit die passenden Kostüme vor, bis es dann endlich zum Shooting kam.

Diese wochenlange Planung und die Liebe zum Detail sieht man ihren Bildern an. Kirsty dokumentiert sie auch in ihrem Online-Tagebuch. Hier kann man die einzelnen Arbeitsschritte fast jedes ihrer Kostüme ansehen. Oft entstehen die märchenhaften Kleider aus ganz simplen Dingen, wie Fächern, Büchern oder Blüten. Die Ergebnisse beeindrucken umso mehr. Kein Wunder, dass in Kirstys Ausstellungen nicht nur die fertigen Fotos hängen, sondern in Schaukästen auch die Kostüme und Accessoires gezeigt werden.

Zu Hilfe kamen ihr bei der Verwirklichung ihrer Ideen ihre Studien der Bildenden Kunst, Fotografie und Kunstgeschichte. Aber besonders die vielen Freunde, die ihr unentgeldlich bei der Entwicklung und während der Shootings halfen, waren für sie unentbehrlich.

Im Dezember 2011 entschloss sich Kirsty, ihre Karriere als Fashion-Designerin zu beenden, um sich vollkommen der Fotoserie widmen zu können. Die Konzepte wurden größer, neue Charaktere sollten in maximal fünf Monaten entstehen. Zudem plante sie ein Buch. Das alles war zu viel, um es nur in der Freizeit zu verfolgen.

Im September 2012 war es dann soweit. Das Ende ihrer Serie war absehbar. 60 Arbeiten zählte ihr Wunderland, zehn weitere waren noch in Arbeit.

Aus einem kleinen Projekt, um mit dem Tod ihrer Mutter besser umgehen zu können, entwickelte sich ein enormes Werk. Das Wunderland verselbstständigte sich, wurde groß und real. Kirsty freut sich nun darauf, den Namen ihrer Mutter auf der Innenseite des Wonderland-Buches zu lesen.

Es wird sich anfühlen, als hätte ich endlich mein eigenes Versprechen erfüllt… und ihre kostbare Erinnerung…