19. Dezember 2012 Lesezeit: ~6 Minuten

Die Frau in Schwarz

„The Woman in Black“ – Eine Serie, die sehr spontan entstand. Im November habe ich mich mit Anni getroffen, einem Mädchen, mit dem ich bereits zwei Shootings umgesetzt hatte. Lange Zeit hatten wir uns nicht gesehen und entschieden, dass es Zeit für ein neues Treffen war. Bei dieser Gelegenheit wollten wir gleich ein paar Fotos machen.

Zu Beginn machten wir im Freien einige Portraitaufnahmen, anschließend gingen wir ins Studio. Die Outdoor-Aufnahmen waren schön, aber ich war irgendwie noch nicht zu 100% zufrieden. Ich wollte noch etwas ganz Spezielles machen, aber mir fehlte die richtige Idee.

Anni sah mir meine Skepsis an und fragte, ob alles okay sei. Ich stand an meinem Kleiderständer, überlegte und überlegte. Meine Wahl fiel auf einen kurzen Tüllrock. Ich sah Anni auf ihrem Stühlchen sitzen und plötzlich war die Idee da.

Ich band Annis Haare zusammen, legte den Tüllrock über ihre Schultern und fing an, zu fotografieren. Als ich das erste Bild anschaute, sagte mir mein Gefühl: Genau das ist es! Anni faszinierte mich auf diesem Bild mit ihrem Blick. Er ist sehr eindringlich, schon fast etwas unheimlich, aber genau das ist es, was für mich die Spannung des Bildes ausmacht.

Als ich das Bild von Anni fertiggestellt hatte, war für mich noch nicht klar, dass dies eine Serie werden würde. An diesem Tag entstand noch ein weiteres Bild im Studio, das ich eigentlich als Gegenstück vom Bild „The Woman in Black“ betrachtete.

Erst danach überlegte ich mir, aus dem schwarzen Bild von Anni eine Serie zu machen. Bestärkt wurde ich noch durch den gleichnamigen Film „The Woman in Black“ mit Daniel Radcliffe, den ich mir durch Zufall ein paar Tage nach dem Fotoshooting mit Anni ansah. Nun war meine Idee geboren und ich wollte sofort mit weiteren Shootings für meine Serie beginnen. Ich veröffentlichte auf Facebook eine Ausschreibung und es meldeten sich viele Frauen, die gerne Teil meiner Serie werden wollten.

Meine nächste Black Woman war dann Mona. An ihr mag ich besonders das Unnahbare und zugleich Ppuppenhafte. Der ernste und fast schon leere Blick macht es für mich hier besonders spannend.

Als nächstes entschied ich mich für Joanna. Sie hatte mich schon vor einiger Zeit nach einem Shooting gefragt, aber aus zeitlichen Gründen kam es noch nicht dazu. Doch jetzt war der Moment perfekt und wir trafen uns für das „The Woman in Black“-Shooting.

Ich fand sie von Beginn an perfekt für diese Serie. Ihr Gesicht und ihr Ausdruck haben für mich etwas ganz Besonderes. Joanna brachte sogar zwei tolle Hüte aus dem gotischen Haus Frankfurt und eine schöne Bluse mit, die wir super verwenden konnten.

Während des Shootings lief meine Hündin Jassy des Öfteren ins Bild und wir kamen auf die Idee, sie mit ins Bild zu integrieren. Mit Leckerlis bestachen wir sie entsprechend, so dass sie so hingebungsvolle Blicke zu Joanna warf.

Ich persönlich finde, die beiden harmonieren sehr gut. Der sehnsuchtsvolle Blick meines Hundes in Verbindung mit Joannas trauerndem Blick. Man könnte annehmen, die Dame habe gerade ihren Mann verloren und als einziges geblieben ist ihr der Hund.

Meine nächste Woman in Black war Brina. Sie schrieb mich ebenfalls an und stellte sich als Modell zur Verfügung. Ich hatte Bilder von ihr mit legerem Outfit, Hut und vielen Tattoos gesehen. Diese begeisterten mich und ich wollte sie fotografieren. So fragte ich sie, was sie davon hält, ein Teil von „The Woman in Black“ zu werden. Sie fand die Idee interessant und wir legten los.

Ihren Ausdruck finde ich grandios. Ihre leicht hochgezogene Augenbraue drückt für mich etwas sehr Skeptisches aus, gleichzeitig wirkt es auch irgendwie bedrohlich. Welche Gedanken ihr in diesem Moment durch den Kopf gegangen sind, bleibt mir verborgenen, aber für mich macht es das Bild so interessant. Es erzählt viele Geschichten.

Generell fasziniert mich an dieser Serie, die verschiedenen Ausdrucksweisen der Modelle einzufangen. Im Prinzip ist vom Setting her alles sehr ähnlich: Quadratisch, ähnliche Tonung und Outfits, etwas Rauschen. Aber das macht es für mich auch so spannend. Aus nahezu fast gleichen Settings heraus durch die unterschiedlichen Ausdrücke der Modelle doch verschiedene Geschichten zu erzählen. Dazu noch das Erinnern an alte Zeiten. Man könnte annehmen, die Damen stammen aus einem anderen Jahrhundert.

Meine nächste Black Woman war Kerstin. Sie in die Serie aufzunehmen, entstand sehr spontan. Wir kennen uns schon ein paar Jahre und hatten uns lange nicht gesehen. Kurzfristig entschied ich mich dazu, sie ebenfalls für meine Serie zu fotografieren. Das dabei entstandene Bild mag ich unheimlich gern. Ihr Blick wirkt sehr verträumt und zurückhaltend. Aber auch ein wenig trauernd.

Man kann, denke ich, viel in die Ausdrücke der abgebildeten Personen interpretieren. Mir ist wichtig, eine Emotion beim Betrachter hervorzurufen. Ob diese positiv oder negativ ist, lasse ich im Raum stehen, Hauptsache, es löst etwas beim Betrachter aus.

Die Serie ist bisher noch nicht abgeschlossen und ich bin immer noch dabei, Frauen dafür zu fotografieren. Mein Wunsch ist es, diese Serie auszustellen und die Bilder zu verkaufen. Vielleicht hängt sie auch irgendwann einmal in einer Galerie. Aber das lasse ich jetzt einfach mal offen und auf mich zukommen.