06. Dezember 2012 Lesezeit: ~6 Minuten

Von Frankreich über Spanien nach Skandinavien – Teil 1

„Auch die Verzweiflung hat ihre Ekstase.“
(Victor Hugo, Französischer Schriftsteller)

Kurzerhand entschloss ich mich, mich auf die Französische Atlantikküste mit ihren vom Wasser zerklüfteten Felsen und ihren romantischen Fischerhütten einzulassen. Also flog ich über Paris nach Nantes, um von dort, unterhalb der Bretagne, meine Reise zu starten.

Das Wetter war perfekt. Dicke, graue Wolken, die mich seit Paris begleiteten und den ersten Wunschort „Saint Michel Chef Chef“ in ein fabelhaftes Licht tauchten. Die Besonderheit dieses Ortes besteht darin, dass sich die urtypischen Cabanes, die französischen Fischerhütten, mitten auf dem Meer befinden und nicht über Stege direkt vom Festland erreichbar sind. Sie wirken wie verwunschene Schlösser, die dort auf ihre Erlösung warten. Auf ihren Prinzen, der sie wachküsst…

Die abenteuerlichen Strukturen der Felsen taten ihr Übriges und ich war verzaubert von dieser wunderbaren Landschaft. Das Stativ wurde aufgebaut und ich verbrachte Stunden damit, die Wellen, das Wasser und die Wolken im Foto festzuhalten, bis die Sonne unterging und die Fischerhütten langsam in der Dämmerung verschwanden.

Am nächsten Tag ging es mit dem Auto weiter Richtung La Rochelle zu einem beeindruckenden Monument, wie ich es so noch nicht gesehen habe. Die Île de Ré ist mit dem Festland durch eine 2,9 km lange, sehr interessant gewölbte Brücke, der Pont de l’Île de Ré verbunden, die sich wie ein riesiger Dinosaurier über den Atlantik streckt.

Beide Seiten des Bauwerks sind ausgesprochen fotogen und so beschloss ich, aufgrund des Sonnenstandes die Brücke morgens von der einen und abends von der anderen Seite zu fotografieren, was perfekt gelang. Das Wetter war ideal, um den Dichtefilter zu nutzen und die langen Belichtungszeiten auszunutzen. Gerade abends stand die Sonne gut im Rücken und warf ein tolles Licht auf dieses architektonische Meisterwerk.

Im Laufe des Tages verfolgte ich das Ziel, die berühmten Muschelbänke des Bassin d’Arcachon zu fotografieren. Das Wetter machte mir jedoch einen dicken Strich durch die Rechnung. Sonne, Sonne und nochmals Sonne und dazu kam, dass bereits Ebbe herrschte als ich ankam und die Muschelbänke somit trocken lagen und von den Fischern und Arbeitern geleert wurden.

An sich sind diese Bänke ein wunderschönes Motiv, nur im grellen Sonnenlicht verliert der Ort seine Ausstrahlung. Ich beschloss, die Kamera nicht aufzubauen und fuhr enttäuscht zurück. Manchmal muss man nachgeben und wissen, wann es sich lohnt, Fotos zu erstellen – und wann nicht.

Abends ging es trotz des unfotogenen Wetters zur Wharf de la Salie, einer überdimensionalen Rohrkonstruktion, die weit ins Meer ragt. Dort genoss ich den Sonnenuntergang und wartete, bis die Sonne hinter dem Horizont verschwand, um mit dem Fotografieren zu beginnen. Das war Entspannung pur – und für mich die schönste Art zu fotografieren. Erst beim Erstellen von Langzeitbelichtungen lerne ich, was Ruhe wirklich bedeutet und fühle mich mit meiner Umgebung verbunden. Verschmolzen mit Mutter Natur.

Fortgesetzt wurde die Reise über die romantischen kleine Fischerorte Port des Barques und Saint Palais sur Mer nach Bordeaux, das mich stark überraschte. Die Mischung alter Bausubstanz mit modernen Elementen macht Bordeaux zu einem tollen Reiseziel.

Der absolute Höhepunkt war der Miroir d’Eau gegenüber des Place de la Bourse. Die Sonne kam auch hier immer wieder zwischen den wenigen Wolken hervor, was mir aber bei diesem Motiv wenig ausmachte, da sie mir im Rücken stand und somit die Gebäude des Place de la Bourse wunderschön beleuchtete.

Der Miroir d’Eau (übersetzt: „Wasserspiegel“) erstreckt sich auf einer Fläche von 3.450 m² und ist somit der momentan größte Wasserspiegel der Erde. Er wird von einem 2 cm hohen Wasserfilm gebildet, der auf Granitplatten von Pumpen aufgebaut wird, die das Wasser aus einem unterirdischen, 800 m³ fassenden Reservoir holen. Nach einer computergesteuerten Zeit werden elektrische Ventile geöffnet und das Wasser läuft wieder ab in den Untergrund, wo es wieder abgekühlt wird. Dann kann ein feiner Nebel entstehen, dessen Intensität abhängig ist von der Lufttemperatur.

Dieser Nebel tritt dann aus 900 Öffnungen aus. Er kann bis zu zwei Meter hoch aufsteigen, auch das abhängig von der Temperaturdifferenz zwischen dem Wasser und der Luft. Ein leichter Wind herrschte, der es dem feinen Nebel ermöglichte, höher in die Luft zu steigen und den Menschen, die augenscheinlich extra deshalb kamen, viel Freude bereitete. Die Luft war sehr warm, so dass das Wasser den Besuchern eine willkommene Abkühlung bot.

Zirka zwei Stunden verbrachte ich damit, auf den immer wiederkehrenden Nebel zu warten und die Personen beim Spaß in dem Dunst zu fotografieren. Auch hier galt es, einen tollen Moment zu erwischen und ich konzentrierte mich vor allem auf die Kinder, die sich im Nebel vor Freude fast überschlugen. Was für ein tolles Bauwerk.

Das nächste Ziel war Biarritz, im Süden der Französischen Republik. Biarritz ist ein sehr beliebtes Reiseziel für alle Franzosen und auch hier stand die Sonne fast wolkenlos hoch am Himmel, was das Fotografieren und das Erstellen von Langzeitbelichtungen stark erschwerte. Dazu kam eine unerwartete Hitzewelle, die den eigentlichen Beweggrund der Reise, das Fotografieren, zusätzlich behinderte.

Da ich drei Tage in Biarritz verbrachte, nahm ich mir vor, gerade morgens und abends auf die Pirsch zu gehen, da der Wetterbericht für die Tageszeiten herrlichstes Sommerwetter versprach. „Auch die Verzweiflung hat ihre Ekstase“ – dieses Zitat Victor Hugos schoss mir bei diesem Wetter immer wieder durch den Kopf. Ich wollte brauchbare Fotos produzieren, doch die Sonne war in diesen Tagen nicht meine Freundin.

Gerade morgens funktionierte das Fotosschießen jedoch sehr gut. Das Licht und der Dunst über dem Atlantischen Ozean bildeten eine tolle Kulisse, der man sich schwer widersetzen konnte.
Da es trotz fotountauglichen Wetters funktionierte und ein paar gute Aufnahmen erstellt wurden, beschloss ich, mich weiter gen Süden nach Spanien zu bewegen.

Von Spanien und wie es mich von dort nach Skandinavien verschlagen hat, erzähle ich Euch im zweiten Teil meines Reiseberichts.

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