20. September 2012 Lesezeit: ~3 Minuten

Mit der Lochkamera am See

Seit einem Jahr studiere ich Kommunikationsdesign an der Hochschule Augsburg. Mein Studium umfasst einige der wichtigsten Bereiche der Gestaltung. In den ersten Semestern lernt man die Grundlagen in Typografie, Fotografie, Zeichnen, Schrift, Digitale Medien und visueller Kommunikation.

Während eines Semesterprojektes sind die Fotos entstanden, die ich Euch vorstellen möchte. In der Fotoklasse haben wir die Grundlagen einer Belichtung anhand einer Lochkamera kennengelernt. Zur Verfügung stand uns lediglich ein Dia-Farbfilm und ein Gehäuse aus Karton.

Die Lochkamera hat in ihrem lichtdichten Gehäuse eine Kassette, in die der Film eingelegt wird. Auf einer Leerrolle wird ein Filmträger aufgespult. Pro Film konnte ich 12 Belichtungen machen.

Als Blende diente mir ein Blech mit einer Bohrung von 0,2mm, was in etwa einer Blende von f/128 entspricht. Die Kante der Bohrung musste präzise entgratet werden, um Fehler am Rand des Bildes zu vermeiden.

Der Abstand zwischen Film und Blendenöffnung war 12mm. Dadurch waren extrem weitwinklige Aufnahmen möglich. In meiner Bildserie wollte ich die lange Belichtungszeit und das extrem weitwinklige Format meiner Lochkamera ausnützen.

Ich hatte meine Motive genau geplant und die passende Location gefunden. Es sollte eine Fotoserie von einem See bei Morgendämmerung werden. Noch lange vor Sonnenaufgang ging es los.

Auf der Fahrt kam dann die Enttäuschung. Es regnete aus Kübeln und die Sicht war schlecht. Ich hatte aber nur für diesen Tag ein Auto, deshalb gab es für mich keinen Ausweichtermin. Der See war trüb wie der Himmel. Eine graubraune Brühe. Nichts mit schönen Farbverläufen auf meinen Fotos.

Ich baute die Lochkamera trotzdem auf und machte die ersten Belichtungen. Wegen der schlechten Lichtverhältnissen versuchte ich Belichtungszeiten von 20 bis 80 Sekunden. Pro Motiv machte ich mehrere Belichtungen, da ich sie ja nicht gleich überprüfen konnte.

Über eine Woche wartete ich auf die Filmstreifen. Als die Filme dann ankamen und ich die ersten Dias gegen das Licht hielt, war ich von der Qualität der Belichtungen überrascht. Trotz des schlechten Lichtes, dem Wind, Regen und dem Fakt, dass die Kamera lediglich aus Karton, Kleber und einem Stück durchbohrten Blecht besteht, war ich mit den Ergebnissen sehr zufrieden.

Abschließend wurden die Dias eingescannt und leicht schwarzweiß bearbeitet.

Das Projekt hat mich gelehrt, sorgfältig über meine Motive zu entscheiden. Erst, wenn ich nicht sehen kann, was die Kamera sieht und mein Ergebnis nicht gleich überprüfen kann, dann überlege ich mir zwei Mal, ob die Einstellungen richtig sind und das Motiv gut ist. Das Fotografieren ist zwar langsamer, dafür wird es aber auch zu einem intensiven Erlebnis.

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