18. September 2012 Lesezeit: ~3 Minuten

Multiexpo

Vor nicht allzu langer Zeit war Frank Machalowski schon einmal bei uns mit einem Artikel über seine fotografischen Exkursionen in den Teutoburger Wald Gastautor. Heute stellt er uns seine aktuelle Serie „Multiexpo“ vor.

Bei der Serie „Multiexpo“ handelt es sich um eine reine Stadtserie. Ich begebe mich also zurück zu meinen Wurzeln und setze mich mit dem urbanen Raum auseinander. Auf der Suche nach einer anderen Art der Stadtabbildung fing ich vor etwa einem Jahr an, mit einer Holga-Kamera Mehrfachbelichtungen zu machen.

Mit den ersten Ergebnissen war ich allerdings nicht zufrieden, unter anderem machten extreme Überbelichtungen das Weiterverarbeiten des Fotomaterials zur Qual. Die Idee wollte ich aber dennoch weiter verfolgen – es musste also anderes Equipment her!

Ich brauchte eine analoge Kamera, an der sich die Belichtungszeit manuell einstellen lässt und Mehrfachbelichtungen möglich sind. Also probierte ich verschiedene Kameras aus. Mit einer Nikon F80 erzielte ich zwar gute Ergebnisse, allerdings gefiel mir das Kleinbildformat nicht.

Also zurück zum Mittelformat. Mit der Abbildungsleistung der Hasselblad 500 war ich sehr zufrieden, jedoch ist es mit dieser Kamera nur mit einigen Tricks möglich, Mehrfachbelichtungen hinzubekommen, die zudem nicht besonders materialschonend sind.

Dann erinnerte ich mich an meine ADOX Golf, eine rein mechanische, etwa 50 Jahre alte Kamera. Bei ihr kann man Blende und Belichtungszeit frei wählen und mit einem Drahtauslöser ist es ohne Weiteres möglich, die Sperre für Mehrfachbelichtungen zu umgehen. Seitdem dient sie mir für diese fortlaufende Serie als zuverlässiges Werkzeug.

Beim Filmmaterial waren ebenfalls einige Versuche vonnöten, bis ich das richtige fand. Eine zu hohe Empfindlichkeit beispielsweise machte die Fotos zu körnig. Schlussendlich entschied ich mich für einen Film mit ISO 25 von Efke und habe dies bisher nicht bereut.

Bei der Motivwahl konzentriere ich mich bei dieser Serie auf Berliner Sehenswürdigkeiten, die wohl jeder kennt, sei es von Fotos, Gemälden oder in natura. Anfangs beobachtete ich Touristen, die sich an den üblichen Orten scharten, um ihre Erinnerungsfotos zu schießen. Dabei hatte jeder seine eigene Sicht auf das abzulichtende Objekt.

Aus dieser Beobachtung heraus stellte ich mir vor, wie es wohl aussehen möge, wenn man die Vielzahl der Einzelbilder zu einem Bild zusammenfassen würde. Gedacht, getan. Ich positionierte mich an all diesen Stellen, von wo aus man einen schönen Blick auf das Motiv hat und machte jeweils eine Belichtung.

Das Ergebnis überzeugte mich. Vertraute Strukturen und Formen, optische Dynamik und gedehnte zufällige Momente im Stadtgeschehen machen die Fotos spannend und individuell.

Mit dieser Serie habe ich das Rad zwar nicht neu erfunden – schaut man sich beispielsweise die Mehrfachbelichtungen von Pep Ventosa oder Stephanie Jung an – jedoch sind meine Arbeiten vom Charme der analogen Fotografie und der städtischen Verbundenheit geprägt.

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Die Serie „Multiexpo“ wird im Rahmen einer Gruppenausstellung mit dem Titel „Stadtansichten“ vom 22. September bis zum 4. Oktober 2012 in der Neonchocolate Gallery in Berlin zu sehen sein. Die Ausstellung zeigt fünf fotografische Herangehensweisen an das Thema Stadt. Weitere ausstellende Fotografen und Fotografinnen sind Judith Krick, Andreas Goroncy, Robert Herrmann und Daria Olejniczak.

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