26. Juli 2012 Lesezeit: ~7 Minuten

Dog Days – wie ich zur Tierfotografie kam

Auschlaggebend für mein Interesse an der Fotografie – im Besonderen die Hunde- und allgemein Tierfotografie – war ein Treffen mit einem Hundefotografen, der in der Hundeschule meiner Freundin ein Shooting angeboten hatte. Seine Bilder fand ich sehr beeindruckend aus meiner damaligen Sicht. Heute weiß ich, dass er auch nur mit Wasser gekocht hat, aber eine klasse Arbeit leistete. Sozusagen hat er mich damals „angefixt“ und ich bin bis heute nicht wieder von der Fotografie losgekommen.

Der Punkt war also: So fotografieren wollte ich auch können! Ich suchte schon lange ein Hobby, das ich mit meiner Arbeit als Grafiker verbinden konnte und fand den Bereich Tierfotografie von Anfang an sehr spannend.

Meine Startausrüstung war eine kleine Spiegelreflex-Kamera von Olympus, die lange unbenutzt in der Schublade meines Schreibtisches lag. Sie wurde herausgekramt und los ging es. Dachte ich jedenfalls. Meine ersten Versuche waren rein autodidaktisch: Learning by doing war die Devise. Ein ziemlich hartes Brot, aber auch eines, das nachhaltig war, denn Fehler, die ich einmal erkannt hatte, machte ich dann nicht mehr so häufig.

Unsere zwei bewegungsfreudigen Austrailian Shepherds mussten natürlich als erste Modelle herhalten und brachten mich schon bald an meine Grenzen. Und auch die meiner Ausrüstung. Nach kurzer Zeit stellte ich fest: Ein neues Objektiv muss her, mehr Brennweite war gefordert. Aber trotz des neuen Objektivs bewegte sich mein Equipment immer noch im Spielzeugbereich und zufrieden war ich nie mit meinen Bildern. Heute weiß ich natürlich: Ich habe meine kleine Kamera bis zum Geht-nicht-mehr ausgereizt und am Ende gab sie dann auch den Geist auf.

Einen langen dunklen Winter war ich mit ihr und den Hunden durch die Wälder und Wiesen gezogen und habe probiert und probiert, so langsam erschlossen sich mir die Zusammenhänge. Aber ständig hatte ich das Gefühl, dass das alles noch nichts ist, was ich da produzierte. Auch dann, wenn mein Umfeld mir lobend auf die Schulter klopfte und meine Bilder gut fand. Ja, ich habe liebe Mitmenschen, aber sie sollten mehr an ihrer Ehrlichkeit arbeiten.

Parallel zu meinen Übungen meldete ich mich bei einer großen Fotocommunity an und betrachtete neidvoll die Bilder der „Cracks“ in der Szene. Blickwinkel und Bildaufteilung waren mir zwar aus meinen Job bekannt, aber Belichtungszeiten und Blende – herrje, was es alles zu beachten gab.

Tierfotografie, dazu noch mit beweglichen, schnellen Motiven, setzt natürlich auch ein gewisses Maß an Ausrüstung und Technik voraus. Das wurde mir schnell klar. In den Foren holte ich mir Tipps, stellte Bilder ein und bekam Kritik – teilweise harsche Kritik – aber jede Kritik brachte mich weiter als zehn nette Kommentare. Der Ehrgeiz hatte mich schon gepackt und bis heute noch nicht wieder losgelassen. Viele dieser „Cracks“ sind heute meine Freunde. Ich bedanke mich hier ganz einfach mal für Eure Geduld, Eure Nerven und dass Ihr mir nie das Gefühl gegeben habt, ich sollte mich doch einem anderen Hobby zuwenden.

Gegenwart

Das Gefühl, das geht alles noch besser, habe ich ständig, aber ich weiß natürlich mittlerweile, dass immer die äußeren Bedingungen auch das Maß der Umsetzbarkeit meiner Ideen begrenzen.

Hunde- und Tierfotografie im Allgemeinen wird zwar oft belächelt unter dem Motto: „Was ist denn schon groß dabei, einen rennenden Hund oder ein anderes Tier in Bewegung abzulichten?“ Mein Tipp: Einfach mal ausprobieren. Die Anforderungen sind schon enorm: Ständig sich verändernder Lichteinfall, weil die Tiere ja nicht stillhalten und oft mit hoher Geschwindigkeit durch das Gelände laufen, das richtige Timing, dann die richtige Bewegungsphase des Tieres zu erwischen und viele andere Dinge sind zu beachten. Oft muss es blitzschnell gehen, sonst ist die Chance verpasst.

Entsprechendes Equipment sollte vorhanden sein, sonst verliert man bald den Spaß an der Tierfotografie. Nach wie vor gilt aber auch hier: Nicht die Kamera macht das Bild, sondern der Mann beziehungsweise die Frau dahinter. Ich kenne Fotografen, die mit einer alten 40D bessere Bilder machen als manch andere hochgerüstete Kollegen.

Ich selbst habe eine Canon 50D und eine 60D, dazu das 70-200 mm f/2.8 L als Arbeitsausrüstung sowie verschiedene andere Objektive, wenn ich mich mal in anderen Bereichen ausprobieren möchte. Klar wünsche ich mir auch mal so ein Hightech-Mark-Gerät, aber ich finde mich mit meiner Ausrüstung für meinen Bedarf sehr gut aufgestellt.

Hundefotografie – mein Anspruch

Am Anfang habe ich mich schon daran orientiert, was andere gemacht haben. Heutzutage gibt es Dinge, die ich einfach nicht mehr mache. Tier-Studiofotografie hat mich eigentlich nie interessiert. Bei meiner Arbeiten kommt es mir darauf an, die Tiere in möglichst natürlichen Umgebungen in normalen Bewegungsabläufen abzulichten. Eine Ausnahme davon ist der Agility-Hundesport, weil hier die Anforderungen ganz andere sind.

Am schönsten ist es natürlich, die Hunde im freiem Spiel abzulichten. Klar kann man einen Hund auch animieren, ein Spielzeug oder ein paar Leckerlis sind dazu hilfreich, aber jeder Jeck ist anders, sage ich immer. Jeder Tag ist anders und auch Hunde haben lebhafte und weniger lebhafte Tage. Aber das finde ich nicht schlimm.

Für mich sind die Bilder Momentaufnahmen aus dem Leben, die Kunden sollen ihre Hunde so erkennen, wie sie auch im täglichen Leben sind. Das sind für mich die schönsten Erinnerungen. Jeglichen Zwang gegenüber den Hunden lehne ich bei meinen Shootings ab. Nur, weil ein Kunde das „Actionkracher“-Bild haben will, wird kein Hund gegängelt oder gemaßregelt, da habe ich meine Kamera schneller eingepackt als man denkt.

Wo stehe ich heute?

Unsere Paula ist bestimmt einer der meistgeklickten Hunde der Welt, irgendwann habe ich aufgehört zu zählen, seit Jahren muss sie als Modell herhalten – allerdings ist sie auch ein Traummodell, da sie immer in Bewegung ist. Früher war ich in vielen Fotocommunitys vertreten und konnte dort meine ersten „Erfolge“ feiern. Heute bin ich nur noch bei 500px. Dort finde ich die Vielfalt und das hohe Niveau in allen Sparten gut.

Kann man mit der Tierfotografie viel Geld verdienen? Ich nicht, aber da ich es nicht hauptberuflich mache, sondern in der Hauptsache des Spaßes wegen, habe ich da sehr viele ,Freiheiten welche Sachen ich machen möchte. Und sollte mich irgendwann einmal ein Futtermittelhersteller fragen, ob ich Bilder für ihn machen möchte – da müsste ich schon hinter dem Produkt stehen, was ich mir aber nicht wirklich vorstellen kann. Ich denke, die Vermarktung meiner Bilder ist mehr in den Bereichen Buch, Magazin und Zeitschriften vorstellbar. Aber solange ich mit dem Fotografieren meine Ausrüstung finanzieren kann, ist das ja auch schon mal etwas.

Wo ist meine Zukunft in der Fotografie?

Ich schaue im Moment über viele Zäune, viele Sparten der Fotografie interessieren mich sehr. Vielleicht kann man mich dort auch bald finden, aber die Liebe bleibt bestimmt bei den Hunden und dem Spaß, den wir bei den Aufnahmen haben!

PS: Ach ja, gebissen wurde ich noch nie.

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