06. Juni 2012 Lesezeit: ~3 Minuten

Über den Polaroidtrend

Eine Retrowelle, die den Begriff „Vintage“ hochhält, dominiert schon eine ganze Weile nicht nur die Fotografie. Auf einmal scheint alles, was alt ist nostalgisch und Dinge, die man früher hinterhergeworfen bekam, sind wieder unglaublich teuer.

In der Fotografie trifft dieser Trend vor allem auf die Polaroidfotografie. Alte SX70-Kameras kosten über 100 Euro, dazu kommen noch die Filme mit jeweils 20 € für 8 Bilder.

Dass diese Technik einen gewissen Reiz hat, kann man ihr jedoch nicht absprechen. Ich selbst bin ihm verfallen und nehme zu gerne diese alte Kamera in die Hand, die so malerische Bilder erschafft.

Aber ich verstehe auch die Kritiker. Und es ist oft frustrierend, wenn der Film stark fehlerhaft ist, die Kamera hakt oder einfach nicht das perfekte Licht für die hohen Anforderungen dieser Technik vorhanden ist. Manchmal ist es mir zu viel Zufall.

Deshalb habe ich mich einmal umgesehen und Alternativen zur Polaroidkamera gesucht. Kann man digitalen Bildern diesen analogen Effekt nachträglich geben und ist es dann noch dasselbe Gefühl? Ausgangsbild für meine Versuche ist folgendes digitale Bild, aufgenommen mit meiner Canon 60D und etwas bearbeitet.


Model: Juliane Braun

Am selben Tag entstand auch folgendes echtes Polaroid mit einem aktuellen Impossible Film PX70.

Polaroid GENERATOR V2

Zuerst habe ich eine kostenlose Photoshopaktion bei deviantART gefunden. Mit dieser Aktion sollen sich verschiedene Polaroidfilme simulieren lassen. Darunter die normalen alten 600er Filme, die aktuellen Impossible Filme, abgelaufene Filme, Schwarzweißfilme und ein paar Effekte, von denen ich noch nie gehört habe.


Entstanden mit dem Polaroid GENERATOR V2. – links: Action Time Zero; rechts: PX100 impossible silver shade

Mit einem Klick auf die jeweilige Aktion spult Photoshop alle Bearbeitungsschritte ab. Bevor der weiße Rahmen gesetzt wird, bekommt man die Frage, ob man schon stoppen will. Der Rahmen ist recht glaubwürdig, die Bilder etwas unschärfer als das digitale Original. Zudem haben sie meist einen Farbstich und ein paar kleine Effekte.

Poladroid

Ein ganz eigenes Programm ist Poladroid. Es ist kostenlos, jedoch auch begrenzt. Der Bildausschnitt lässt sich nicht korrigieren und es gibt die fertigen Bilder nur in 1392 mal 1692 Pixel heraus.


Poladroid – links: fertig entwickelt; rechts: vorzeitig gestoppt

Dafür ist es eine schöne Spielerei, denn man kann dem Programm beim Entwickeln des Polaroids zusehen. Wie ein echtes Pola erscheint das gewünschte Bild erst nach und nach, zudem spielt es beim „Auslösen“ das typische Kamerageräusch ab. Man kann die Entwicklung auch stoppen, wenn einem das Bild bereits gefällt.

Fazit

Die beiden Programme geben erstaunlich gute Ergebnisse, die beinahe schon zu perfekt sind. Als Polaroidfan enttarnt man ein digitales Polaroid noch recht schnell. Aber es ist definitiv eine Alternative. Was fehlt, ist nur das fertige Bild in der Hand zu halten und dieser Zufall, den ich bei der echten Kamera so oft verfluche und nun vermisse.

Von daher werde ich nicht auf meine Kamera verzichten und sie doch immer wieder aus dem Regal nehmen. Aber hin und wieder für kleine Spielereien, Geburtstagskarten oder Ähnliches werde ich sicher beide kostenfreie Alternativen noch einmal nutzen.

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