Welcome to La Digue
26. April 2012 Lesezeit: ~8 Minuten

Fotografieren im Paradies

Der Geruch von Salzwasser in der Luft, die warme Brise auf der Haut, der nasse Sand unter den Füßen und das Rauschen der Wellen. Nur ein paar Gründe, die den Abschied von den Seychellen so schwer machen.

Wir verbringen einen letzten Abend am Meer, bevor es morgen zurück ins kalte Deutschland geht. Zeit, noch einmal zurück zu blicken auf zwei Wochen im Paradies.

Farewell

La Digue

Der Zeitpunkt unserer Seychellen-Reise war der diesjährige Februar – dem Winter entfliehen und mit unseren Freunden ihre Hochzeit auf La Digue feiern. So ist La Digue auch unser erstes Ziel. Zehn Stunden Flug mit Condor, ein halbstündiger Flug mit dem Islandhopper und eine Bootsüberfahrt liegen hinter uns, als wir endlich unsere Zimmer im Patatran Village beziehen.

Wir fühlen uns gleich wohl, 30°C sind eine willkommene Abwechslung zu den fast zweistelligen Minusgraden in Deutschland. Die ersten zwei Tage ziehen zwar noch dunkle Wolken über den Himmel und gelegentlich regnet es. Trotzdem lasse ich es mir nicht nehmen, den Sonnenuntergang am Anse Severe zu fotografieren, gleich um die Ecke.

La Digue Sunset

Ich habe meine Kamera in eine dünne Schutzhülle gepackt. Nicht nur Spritzwasser ist am Meer eine Gefahr für das Equipment, sondern auch der hohe Salzanteil in der Luft kann auf Dauer Schaden anrichten. Deshalb spüle ich auch jeden Abend mein Stativ in der Dusche ab. An der Mittelsäule hatte sich bei einem vorherigen Urlaub bereits eine harnäckige Salzschicht gebildet, das war mir eine Lehre.

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Am dritten Tag machen wir die berüchtigte Südumrundung. Ein Guide führt uns um die felsige Südküste von La Digue. Eine abenteuerliche Tour. Wir wandern durch den Dschungel, klettern durch Felsspalten und über schmale Grate und erreichen schließlich den einsamen Anse Marron.

Was für ein Traumstrand! Ich habe meine Kameraausrüstung nicht umsonst mitgeschleppt.

Anse Marron

Man vergisst hier leicht die Zeit und so setzt schon die Flut ein, als wir am Nachmittag weiter zum Anse Source D’Argent gehen. Zwischendurch trage ich meinen Kamerarucksack und das Stativ über dem Kopf, da das Wasser an einigen Stellen des Weges bis über die Hüfte reicht. Zwei Stunden später und wir hätten schwimmen dürfen. Trotzdem eine tolle Tour mit einem netten Guide.

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Ein neuer Tag, ein neuer Strand. Wir fahren zum Sonnenuntergang mit dem Fahrrad zum Anse Source D’Argent, den wir schon am Ende der Südumrundung gesehen hatten. Wir kommen an, als die letzten Tagestouristen den Strand verlassen – perfekt.

Während ich bei manchen Locations Schwierigkeiten habe, ein passendes Motiv und eine starke Komposition zu finden, besteht die einzige Schwierigkeit am Source darin, eine Auswahl zu treffen. Es gibt einfach zu viel zu fotografieren. Nicht umsonst zählt dieser Strand zu den schönsten der Welt.

Sleeping

Ich muss mich etwas beeilen, denn hier am Äquator versinkt die Sonne wie ein Stein hinter dem Horizont – viel Zeit für Experimente bleibt also nicht. Ich wähle ein Motiv aus und verändere meine Position nur noch wenig. Als die Sonne verschwindet, färbt sich auch schon der Himmel und ich drücke auf den Auslöser.

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La Digue ist eine kleine Insel von nur 6km Durchmesser. Am Anfang hatte ich etwas Bedenken, dass es mir hier nach ein paar Tagen langweilig werden könnte. Aber weit gefehlt: Es gibt viel zu entdecken und die Fotomotive gehen mir auch in den folgenden sechs Tagen nicht aus.

Remnant - near Anse Patates

Nach dem Frühstück mieten wir uns einfach ein Fahrrad an der Rezeption – das Fortbewegungsmittel Nummer eins auf La Digue. Wir fahren zum Grand Anse im Süden der Insel oder entlang der einsamen Ostküste, gehen zu Fuß durch den Dschungel zum Anse Cocos, abends wieder zum Source D’Argent, zum Anse Severe oder in den kleinen Ort La Passe.

Anse Severe

La Passe

An einigen Tagen klingelt auch wieder in aller Herrgottsfrühe der Wecker. Ich kann es einfach nicht lassen, denn vor Sonnenaufgang finde ich es in der Natur am schönsten. Ein klarer Sternenhimmel mit einem Vollmond und im Osten beginnt schon die Dämmerung hereinzubrechen; das muss ich irgendwie auf den Sensor bannen.

Night and Day

Zunächst mache ich eine kurze Blichtung bei f/3,5 und ISO 1000, damit die Sterne schön scharf rauskommen; dann eine Langzeitbelichtung von mehreren Minuten bei f/4,5 und ISO 200, um die nötigen Details ins Bild zu zaubern. Mit dem Fokus grob auf der Hyperfokaldistanz reicht die Blende gerade für einen ausreichenden Schärfebereich.

Und dann ist da ja auch noch die Hochzeit, wegen der wir angereist sind. In dieser Traumkulisse gelingen sogar mir ein paar Hochzeitsfotos, obwohl das normalweise nicht mein Metier ist. Trotzdem: Hochzeitsfotograf auf La Digue wäre sicher kein schlechter Job … vielleicht in zehn Jahren …

wedding

Praslin

Nach zehn Tagen müssen wir Abschied nehmen von La Digue, denn die letzen vier Tage werden wir auf Praslin, der zweitgrößten Seychelleninsel verbringen. Schon nach kurzer Zeit auf Praslin vermissen wir jedoch die Verträumtheit, Gelassenheit und Gemütlichkeit von La Digue.

Praslin ist viel stärker touristisch ausgerichtet, jeder möchte uns etwas verkaufen. Auf La Digue wird man von den Einheimisch einfach nur gegrüßt, hier folgt auf einen Gruß meist ein Verkaufsgespräch. Besonders gern möchte man uns Kokosnüsse verkaufen oder einfach für Geld öffnen. Das zieht bei uns aber nicht mehr, denn auf La Digue haben wir ziemlich früh gelernt, die Kokosnüsse selbst zu öffnen. Das ist wohl eine der wichtigsten Fertigkeiten, die man als Tourist auf den Seychellen lernen sollte, da Kokusnüsse einfach überall herumliegen.

Landschaftlich ist auch Praslin wunderschön. Die Strände sind hier größer als auf La Digue. Zwar auch voller, aber zu den Sonnenauf- und -untergängen sind wir fast allein.

Anse Lazio

Gleich am ersten Abend fahren wir zum Anse Lazio, jedoch nicht wie gewohnt mit dem Fahrrad. Die Entfernungen sind zu groß und die Berge zu steil und so nehmen wir uns ein Taxi. Angekommen am Lazio gönnen wir uns ein kühles Seybrew, bevor ich mich auf die Suche nach einem Sonnenuntergangsmotiv mache. Das ist schnell gefunden, nur Wolken sind an diesem Abend leider nicht zu finden.

Bisher war das tropische Wetter perfekt zum Fotografieren, selten war der Himmel komplett wolkenfrei und trotz Regenzeit im Februar musste ich nur einmal den Regenschirm auspacken, um die Kamera zu schützen. Nur am heutigen Abend will es mit einem spektakulären Himmel nicht so recht klappen. Umso wichtiger ist es mir, eine aufgeräumte Komposition zu finden. So wie der Fels im Vordergrund des Bildes ruht, soll auch das Bild insgesamt Ruhe ausstrahlen.

Am Ende mache ich mehrere Fotos der gleichen Szene. In jedem Foto ist die Bewegung des Wassers etwas anders, die Stukturen unterscheiden sich. Ich kann dann bequem zuhause das passende Foto auswählen, oder wie hier mehrere überblenden.

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Die weiteren Tage besuchen wir noch das Valle De Mai und verbringen viel Zeit an unserem Hausstrand, dem Anse Volbert. Ein toller Ort für lange Strandspatziergänge und natürlich auch für Fotos. Ich muss zugeben, ich habe wieder intensive Recherche betrieben. Und so stand das folgende Motiv auch schon vor dem Urlaub auf meiner Liste.

Anse Volbert

Nun sind wir am Ende unserer Reise angelangt. Die Seychellen haben sich uns von ihrer besten Seite gezeigt, besonders La Digue hat uns verzaubert. Und auch mit dem Wetter hatten wir dieses Mal Glück, es war eine schöne Abwechslung zu den teilweise recht ungemütlichen Bedingungen auf unseren anderen Reisen. Doch leider geht jeder Urlaub irgendwann zu Ende. Was bleibt, sind wunderschöne Erinnerungen und die Hoffnung, irgendwann noch einmal zurückzukehren.

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