31. März 2012 Lesezeit: ~6 Minuten

Im Gespräch mit Lissy Elle Laricchia

Wer durch den Flickr-Fotostream von Lissy Elle oder durch ihre Homepage stöbert, kommt wohl so schnell nicht wieder weg. Mich jedenfalls haben ihre fantasievollen, emotionalen und verträumten Werke sofort in ihren Bann gezogen. Grund genug, mit der jungen Kanadierin über ihre Inspiration, ihre Konzepte und auch ihre Zukunftspläne zu sprechen.

Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview nimmst, Lissy. Erzähl unseren Lesern doch erst einmal ein wenig über Dich.

Hallo, mein Name ist Lissy (Elle) Laricchia, ich bin 17 Jahre alt und lebe in Ontario/Kanada. Ich liebe Modellschiffe, sammle Teetassen und schreibe Kurzgeschichten. Außerdem übe ich mich darin, Illustrationen für Kinderbücher zu erstellen, lese ausgiebig und träume vom Reisen. Und ich arbeite ehrenamtlich in einem Gebrauchtwarenladen, dessen Erlös für wohltätige Zwecke eingesetzt wird.

Wann hast Du begonnen, Fotos zu machen? Und kannst Du Dich daran erinnern, was Du fotografiert hast, als Du zum ersten Mal auf den Auslöser gedrückt hast?

Im Alter von 13 Jahren habe ich begonnen, mich für die Fotografie zu interessieren. Damals habe ich Bilder von Blumen gemacht, Makroaufnahmen von Radiergummis und Stiften und auch Schwarzweißbilder, auf denen nur ein Objekt farbig ist. Also so ziemlich das Übliche für ein 13-jähriges Mädchen.

Deine Fotos sind sehr kreativ. Woher nimmst Du Deine Ideen? Kommen Dir Ideen für komplette Konzepte oder wachsen die Ideen langsam und werden zum Beispiel von einem einzigen Gegenstand inspiriert?

Meine Ideen sind normalerweise um einen Gegenstand zentralisiert. Ich sage: „Hey, ich möchte eine Teetasse für ein Foto benutzen, was könnte ich damit anstellen?“ Dann entscheide ich mich dazu, ein Dutzend Tassen mit Bändern an die Zweige einer Weide zu hängen. Wenn man mal keine Idee hat, schnappe man sich eine Person, einen Ort und einen Gegenstand und versuche, alles zusammenzubringen.

Dein Weg, Ideen zu entwickeln, klingt sehr interessant. Wo findest Du die Gegenstände, die Du benutzt? Suchst Du aktiv nach solchen Sachen auf Flohmärkten oder in Geschäften? Oder überlässt Du es dem Zufall, welches interessante Objekt als nächstes Deinen Weg kreuzt?

Normalerweise kaufe ich Sachen, ohne zunächst ihren Wert für Fotos zu erkennen. Gerade letztens habe ich zwei Modellschiffe gekauft und sie auf meinem Regal aufgestellt. Anschließend habe ich bei jedem Betrachten der beiden Schiffe neue Ideen bekommen. Die ganzen Krönchen und Plastikblumen, die ich besitze, habe ich allerdings schon mit der Absicht gekauft, sie für Fotos zu verwenden.

Welche Künstler inspirieren Dich?

Die meisten surrealistischen Künstler sind für mich eine große Inspiration. Meine Favoriten sind Vladimir Kush und Rafael Olbinski. Sie sind großartig!

Du hast so jung begonnen, Fotos zu machen und bist schon weit gekommen. Hattest Du schon Phasen, in denen einfach nichts geklappt hat und die Fotos einfach nicht so wurden, wie Du es Dir vorgestellt hattest? Wie gehst Du mit solchen Phasen um?

Eigentlich durchlebe ich solche Phasen ständig. Ich habe das Gefühl, dass die Bilder nie so werden, wie ich das vorher im Kopf hatte. Was mich motiviert, weiter zu machen, ist die Statistik: Wenn die letzten zehn Fotos, die ich gemacht habe, Mist waren, dann muss ein Meisterwerk hinter der nächsten Ecke lauern. Es gibt kein Gefühl, das sich mit der Zufriedenheit und dem Stolz vergleichen lässt, wenn man ein tolles Bild gemacht hat. Also strebe ich jeden Tag danach.

Wie viel Zeit verbringst Du damit, Deine Bilder zu retuschieren? 

Ich brauche einige Tage und kann einige Stunden ohne Unterbrechung an einem Foto sitzen, bis mein Kopf anfängt, weh zu tun. Dann tue ich etwas anderes und kehre später wieder zurück zum Foto. Dann sieht es jedoch oft komplett anders für mich aus als zu dem Zeitpunkt, an dem ich den Computer verlassen habe.

Wenn ich das Foto am nächsten Morgen noch mag, ist alles okay. Aber oft fange ich auch komplett neu an und kreiere mehrere verschiedene Bearbeitungen, aus denen ich später auswähle. Das, was ich im Bezug auf die Bildbearbeitung kann, habe ich mir komplett selbst beigebracht.

Kannst Du sagen, welches Deiner Bilder Du am liebsten magst und warum?

Mein Lieblingsbild ist immer das neueste, denn ich fotografiere nur das, was ich wirklich mag und lade auch nur die Sachen im Internet hoch, die ich liebe. Und was ich mag, ändert sich ständig.

Wie sehen Deine Pläne für die nächsten Monate aus? Planst Du große Projekte oder Ausstellungen?

Ich werde ganz viel reisen. Was die Fotografie betrifft, sind einige Sachen in Planung, aber bevor alles in trockenen Tüchern ist, werde ich darüber nichts Genaues verraten. Im Juni werde ich für drei bis vier Monate nach New York ziehen und freue mich, dort mit anderen Fotografen zusammenzuarbeiten.

Und was sind Deine Pläne auf längere Sicht? Möchtest Du mit der Fotografie später Dein Geld verdienen?

Ja, definitiv! Ich hoffe, dass ich die Möglichkeit habe, viel zu reisen, um herauszufinden, wo ich gern leben möchte. Währenddessen möchte ich freiberuflich arbeiten und danach, wenn ich mich irgendwo niedergelassen habe, hoffentlich einen sichereren Job finden, der etwas mit Fotografie zu tun hat.

Deine Reisepläne im Allgemeinen und besonders dein geplanter New-York-Aufenthalt klingen spannend und aufregend! Ist New York für Dich die optimale Stadt für einen Fotografen, um dort zu leben und zu arbeiten? 

Ich liebe New York City, wie viele andere Großstädte auch. New York ist meiner Meinung nach definitiv eine der besten Städte für Fotografen, aber ich möchte auf alle Fälle auch Los Angeles erkunden.

Kannst Du zum Abschluss unseres Interviews jungen Fotografen, die vielleicht erst ganz am Anfang stehen und vielleicht sogar davon träumen, mit der Fotografie einmal ihren Lebensunterhalt zu verdienen, drei Tipps mit auf den Weg geben?

Üben, ausdauernd sein und Bilder im Internet zeigen!