Bracelet Bay
27. November 2011 Lesezeit: ~6 Minuten

Landschaftsfotos in LR & PS – Teil 2

Nachdem ich gestern erklärt habe, wie ich mein Ausgangsmaterial vorbereite, zeige ich Euch heute die kreative Bearbeitung. Hier werde ich dem Bild den Look verleihen, der der von mir wahrgenommenen Szenerie am nächsten kommt. Dabei fließen neben dem Gesehen auch mein Enthusiasmus fürs Fotografieren und meine Freude beim Erleben solcher Naturschauspiele ein.

Die dafür nötigen Techniken sind nichts Besonderes, das Wichtigste habt Ihr im ersten Teil schon kennengelernt. Luminanzmasken kommen auch hier wiederholt zum Einsatz, diesmal im Zusammenspiel mit Gradationskurven, Tonwertkorrektur und verschiedenen anderen Einstellungsebenen in Photoshop.

Doch rufen wir uns zunächst noch einmal das Resultat der im ersten Artikel vorgestellten Bearbeitungen in Erinnerung:

Das überblendete Bild

Tonal Contrast

Am Ende habe ich alles in einem Smartobjekt zusammengefasst. Darauf wende ich nun den Filter „Tonal Contrast“ von Color Efex* an. Dieser verstärkt, wie der Name schon sagt, lokal Kontraste, die das Bild detailreicher und auch schärfer wirken lassen. Ich setze den Filter nur dezent mit dem Wert 10 für Tiefen, Mitteltöne und Lichter ein. Sättigung verstärke ich damit nicht, der Regler wird auf 0 gesetzt. Außerdem wende ich den Filter durch eine Maske nur selektiv an.

Tonal Contrast

Wer Color Efex nicht besitzt, kann auch mit einer Hochpassebene im Modus „weiches Licht“ arbeiten oder mit hohem Radius und geringer Stärke unscharf maskieren.

Kontrast im Bild anpassen

Nun sorge ich dafür, dass das Bild nicht mehr so flach wirkt. Dabei verwende ich Tonwertkorrektur und Gradationskurven. Wichtig ist mir dabei, Stück für Stück vorzugehen und die jeweiligen Änderungen durch Luminanzmasken so einzuschränken, dass die Tiefen und Lichter im Bild nicht verloren gehen. Dafür muss ich mir zunächst wieder aktuelle Luminanzmasken anlegen und verwende die Aktionen von Tony Kuyper, auf die ich gestern verwiesen habe.

nach Kontrastanpassung durch Tonwertkorrektur und Gradationskurven

Oft passe ich auch noch manuell die Masken an, um gezielt Einfluss auf den Kontrast im Bild zu nehmen und damit den Blick des Betrachters zu lenken.

Das folgende Video zeigt die einzelnen Anpassungen, die ich am Beispielbild durchgeführt habe. Wie schon beim Überblenden gibt es kein Rezept. Vor allem die Wahl der Luminanzmasken erfordert etwas Experimentieren. Die „basic midtones“ verwende ich aber fast immer für die erste Kontrasterhöhung mit einer Gradationskurve. Die „super midtones“ sorgen bei der Tonwertkorrektur dafür, dass die Tiefen und Lichter erhalten bleiben.

Klare Farben

Noch wichtiger als der Kontrast sind für mich die Farben im Bild. Mit ihnen kann ich gezielt Stimmungen verstärken, Kenntnisse der Farbtheorie sind dabei von Vorteil. Von Michael Freeman gibt es das Buch Digitalfotografie Farbe*, das die einzelnen Farben und ihre Wirkung beschreibt. Auch wenn es teilweise etwas oberflächlich wirkt, bietet es doch einen guten Einstieg und Überblick.

Während ich bei den Kontrastanpassungen mit den Gradationskurven auch schon implizit die Farben angepasst und verstärkt habe, geht es mir hier nun um die detailierte Anpassungen der einzelnen Farbtöne im Bild und das Herausarbeiten von Farbkonrasten.

Mit einer selektiven Farbanpassung nehme ich dazu dezente Änderungen an den einzelnen Farben im Bild vor. Auch Fotofilter und Farbbalance kommen selektiv zum Einsatz. Sättigung verstärke und reduziere ich selektiv durch Sättigungsmasken.

nach Farbanpassung mit selektiver Farbe, Sättigung ...

Sättiguntsmasken? Auch hier wieder der Verweis auf die Tutorials von Tony Kuyper. Aber ich habe auch ein Video für euch, das sowohl auf Sättigungsmasken eingeht als auch meine Anpassungen im Bild zeigt.

Es kann schonmal vorkommen, dass ich für die Farbanpassungen, auch wenn sie nur so gering ausfallen wie im Beispielbild, eine Stunde oder mehr brauche. Ich bin selten zufrieden und schon kleinste Änderungen können die Stimmung im Bild verbessern oder zu klareren Farben führen.

Ganz wichtig ist mir hierbei, aufzupassen, dass das Bild keinen globalen Farbstich bekommt. Für einzelne Bereiche darf das durchaus zutreffen, aber ich versuche immer eine Balance zu bekommen und auch komplementäre Farben im Bild unterzubringen. Im Idealfall liegen diese möglichst nahe an den Primärfarben.

Dodge and Burn

Am Ende kommt dann noch eine 50%-Grauebene im Modus „weiches Licht“ zum Zuge. Hier male ich mit weißem und schwarzem Pinel durch verschiedene Luminanzauswahlen, um noch etwas die Struktur im Bild zu verstärken und den Blick des Betrachters weiter zu lenken.

Für die Kombination von Dodge and Burn mit Luminanzmasken gibt es ein paar Grundregeln: Möchte ich Kontraste und Strukturen verstärken, male ich mit schwarzem Pinsel und angepasster Opazität durch die „darks“-Auswahlen oder mit weißem Pinsel durch die „lights“-Auswahlen.

nach Dodge and Burn Bearbeitung

Feinschliff

Der Unterschied zum Ausgangsmaterial ist am Ende recht deutlich. Der düstere Look und die tiefblauen Töne im Bild unterstreichen die mystische Stimmung dieses Morgens, die schon durch die Langzeitbelichtung erzeugt wird.

Hier angekommen, ist die Arbeit fast getan. Bevor ich das Bild aber im Internet zeigen oder drucken lassen kann, nehme ich noch einen letzten Feinschliff vor. Dazu gehört eine leichte Rauschreduzierung, die ich durch Masken selektiv auf einzelne Bereiche im Bild beschränke, zum Beispiel auf den Himmel und andere Flächen wie hier das Wasser.

Danach wird das Bild auf die jeweilige Ausgabegröße skaliert und ein letztes Mal geschärft. Fertig!

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