16. Oktober 2011 Lesezeit: ~7 Minuten

Im Gespräch mit Wolf Ademeit

Was ich an 500px mag, ist, dass man dort über die Popular-Seite sehr gut neue Fotografen finden kann. Neulich habe ich mir nur die Rubrik „Animals“ anzeigen lassen. Ein Foto-Genre, mit dem ich eigentlich nicht viel am Hut habe.

Dort fielen mir recht schnell einige Schwarzweiß-Fotos von Wolf Ademeit auf. Durch die Umsetzung in schwarzweiß und die größtenteils freigestellten Tiere heben sich seine Bilder deutlich von denen anderen Tierfotografen ab. Und da ich gern mehr erfahren wollte, habe ich Wolf kurzerhand zu einem Interview eingeladen.

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Hallo Wolf, magst Du Dich kurz vorstellen?

Ich fotografiere seit etwa 40 Jahren, meist in schwarzweiß. Ich habe fotografisch eigentlich keine besonderen Vorlieben. Mich interessiert alles, was mit Linien und Formen zu tun hat.

Darf ich fragen, wie alt Du bist und wo Du lebst?

Ich bin jetzt 57 Jahre alt und wohne in Moers.

Wie bist Du zum Fotografieren gekommen? Machst Du das beruflich oder „nur“ als Hobby?

Während meiner Lehrzeit als Lithograph habe ich die ersten Kontakte zu professionellen Fotografen bekommen und seitdem gehört es zu meinem Leben. Ich bin seit 30 Jahren selbstständig, habe eine Werbeagentur und auch ein Fotostudio. Aber ich fotografiere mehr aus Leidenschaft.

Das klingt interessant. Oft ist es ja auch so, dass man sich seine Leidenschaft ein wenig kaputt machen kann, wenn sie zur Profession wird.

Ich würde gern hauptsächlich über Deine Tierfotografie in schwarzweiß reden. Wieso fast ausschließlich schwarzweiß? Ich frage, weil mir die meisten Tierfotos zu bunt sind. Durch das Schwarzweiße bekommt das Ganze einen künstlerischen Abstand, der mir sehr gut gefällt.

Schwarzweiß weil es mir einfach gefällt. Das Ziel war es auch, Bilder zu machen, die sich vom Mainstream abheben und mehr in den Kunstbereich als in die Tierdokumentation gehen. Wichtig ist mir, die Tiere möglichst so darzustellen, wie sie als Art oder Individuum sind.

Hat sich durch die Tierfotografie Dein Verhältnis zu Tieren verändert?

Nein. Ich bin kein Zoologe oder besonderer Kenner der Tierwelt, aber viele Tiere haben eine ganz besondere Aura und natürliche Schönheit, die man wunderbar fotografieren kann. Alle meine Tierbilder sind im Zoo aufgenommen und ich habe da auch keine besonderen Zutritte oder Rechte.

Damit nimmst Du schon meine nächste Frage vorweg. Hat es einen besonderen Grund, dass Du im Zoo fotografierst, abgesehen davon, dass einem Elefanten nicht so häufig in der Umgebung von Moers vor die Linse laufen?

Das ist zunächst einmal der Zeitfaktor. Hier im Ruhrgebiet gibt es eine ganze Menge Tierparks. Warum also erst einmal aufwändig nach Afrika reisen, wenn man den Elefanten auch hier fotografieren kann? In Afrika würde ich einen Elefanten immer als Bestandteil der Landschaft fotografieren – hier fotografiere ich nur das Tier, die Umgebung interessiert mich da nicht.

Die ist ja auch nicht ganz so schön wie die in Afrika. Es soll ja Leute geben, die Tierfotografie im Zoo etwas belächeln. Mir kommt es da mehr auf das Ergebnis an. Wo das Foto entstanden ist, ist mir eigentlich egal. Hast Du eine Meinung zu Zoos im Allgemeinen – also, dass die Tiere da hinter Gittern leben und zur Tierfotografie im Zoo?

Das ist eine schwierige Frage. Natürlich finde ich es toll, wenn Tiere in Freiheit und in ihrer natürlichen Umgebung leben. Andererseits wären viele Arten bereits nicht mehr in der Natur zu finden, wenn sie nicht in den Zoos gehalten würden.

Da die Tiere aber nun mal im Zoo sind, kann man sie auch fotografieren, solange man das mit der entsprechenden Wertschätzung dem Tier gegenüber tut. Ich habe bereits einige Bilder veröffentlicht, die nicht so tolle Zustände zeigen, aber das hat gar nichts mit den anderen Bildern zu tun. Das eine ist Fotografie, das andere mehr Reportage.

Dann wollen wir mal ein bisschen die technische Seite beleuchten. Welche Ausrüstung benutzt Du meistens und womit beziehungsweise wie bearbeitest Du die Bilder hinterher?

Also, ich benutze eine Kamera, welche ist eigentlich völlig egal (in meinem Fall eine Sony) und ein Objektiv (für die Zoofotografie fast ausschließlich ein Sigma 50-500mm), aber ich bin kein Markenfanatiker und würde sofort auch mit anderen System arbeiten, wenn es Vorteile bringt. Für die Verarbeitung nutze ich Lightroom und auch Photoshop.

Die Verarbeitung (ich würde es lieber Entwicklung nennen) gehört für mich einfach mit zur Fotografie. Die Bilder der Kamera sind für mich nach wie vor nur Negative, die noch entwickelt werden müssen. Ich mache den größten Teil der Entwicklung in Lightroom und nur sehr wenig in Photoshop.

Schön, da sind wir uns sehr ähnlich. Was Sony angeht und auch die Ansicht, dass die Kamera nach wie vor „Negative“ liefert. Abgesehen davon, ist mir die Technik auch relativ egal. Hast du Tierfotografen zum Vorbild oder gibt es welche, deren Arbeit du besonders schätzt? Mir würde da spontan Nick Brandt einfallen.

Ja, Nick Brandt ist ein ganz hervorragender Fotograf, aber er macht etwas völlig Anderes, da er die Tiere immer in ihrer natürlichen Umgebung fotografiert. Einer der wenigen Fotografen, die Afrika nicht durch ein 800mm-Tele sehen. Das ist manchmal mehr Landschafts- als Tierfotografie auf höchstem Level. Ich habe speziell aber keine anderen Fotografen als Vorbild. Meist sind es einzelne Bilder, die mir gefallen und dann nicht nur aus der Tierfotografie.

Hast Du vielleicht zum Abschluss noch ein paar Tipps, falls der geneigte Leser auch interessiert an der Tierfotografie ist?

So spontan fällt mir da nichts ein. Grundsätzlich sehe ich täglich sehr viele wirklich fantastische Bilder. Manchmal sind sie leider nicht vom Fotografen entwickelt worden, was sehr schade ist. Deshalb kann ich nur allgemein dazu raten, sich die eigenen Bilder noch mal genau anzusehen – da findet man mit Sicherheit Material, das eine Entwicklung wert ist.

Wie meinst Du das, dass die Bilder nicht vom Fotografen entwickelt worden sind?

Naja, da ist ein Foto gemacht worden und für den Fotografen war das Bild mit dem Druck auf den Auslöser erledigt. Danach wird es nur noch hochgeladen und das war es dann. Bei vielen dieser Bilder ist der Ausschnitt nicht gewählt und Farbe und Kontrast sind nicht optimiert. Die gesamte Bildaussage ist dadurch stark reduziert und das ist einfach schade.

Ja, das kenne ich. Auf der anderen Seite gibt es aber auch genau das Gegenteil; dass Fotos manchmal auch zu stark bearbeitet werden.

Vielen Dank für Deine Zeit, Wolf! Viel Spaß noch mit der Kamera und alles Gute.