18. September 2011 Lesezeit: ~12 Minuten

Schottland – Ein Reisebericht

Einige von Euch haben vielleicht vor ein paar Monaten meinen Artikel Landschaftsfotografie – Planung und Glück hier gelesen. Damals habe ich darüber berichtet, wie ich bei der Reiseplanung vorgehe, um später eine möglichst gute Ausbeute an Landschaftsfotos mit nach Hause zu bringen. Heute will ich Euch auf solch eine Reise mitnehmen.

Im Mai dieses Jahres war ich mit meiner Freundin zwei Wochen in Schottland unterwegs. Start und Ende der Tour war Edinburgh. Dazwischen lag eine Rundreise von fast 3000 zurückgelegten Kilometern, einer Autopanne, reichlich schottischem Wetter und auch einigen magischen Momenten, die ich versucht habe, in Fotos festzuhalten.

3.-4. Mai – Trossachs

Erstes Ziel unserer Reise sind die Trossachs, nur 90 Minuten von Edinburgh entfernt. Besonders die zahlreichen Lochs machen diese Gegend zu einem interessanten Reiseziel.

Es ist 4 Uhr morgens am zweiten Urlaubstag und der Wecker klingelt. Gespannt schaue ich aus dem Fenster und kann schon den Nebel sehen, auf den ich so gehofft habe. Loch Ard und Kinlochard sind bekannt für starke Nebelbildung in den frühen Morgenstunden und dieser Morgen scheint keine Ausnahme zu sein. Bei klirrender Kälte mache ich mich auf in die Dämmerung – doch gut, Handschuhe dabei zu haben.

Was ich während der gesamten Reise hingegen nicht brauche, ist eine Taschenlampe. Zu dieser Jahreszeit ist es in Schottland schon um 4 Uhr recht hell und auch abends wird es erst spät dunkel.

Der Sonnenaufgang ist recht verhalten und die Farben sanft, was aber gut zu der ruhigen Stimmung passt. Nach etwa zwei Stunden habe ich ein Foto im Kasten, mit dem ich zufrieden bin und kann mich nochmal ein wenig hinlegen, bevor es nach einem kalorienreichen schottischen Frühstück weiter Richtung Glencoe geht.

4. – 7. Mai – Glencoe

Der sonnigste Tag des Urlaubs und wir hängen fünf Stunden mit einem platten Reifen auf dem Weg nach Glencoe fest. Ein Ersatzrad scheint bei Mietwägen leider out zu sein und bis die Pannenhilfe hier in den Highlands vor Ort ist, vergeht einiges an Zeit. Glück im Unglück, wir haben Handyempfang und auch die Aussicht ist nicht die schlechteste.

Dann geht es endlich weiter und die Kulisse, die sich uns auf der Fahrt durch Glencoe bietet, ist atemberaubend. Am markantesten erhebt sich zur Linken Buachaille Etive Mor, der wohl am meisten fotografierte Berg Schottlands. Klar kann auch ich nicht widerstehen. Schottland meint es gut mit uns und der Sonnenuntergang ist ganz nach meinem Geschmack, intensive Farben, ein paar Wolken am Himmel und ein klasse Motiv.

Nasse Füße sind nicht zu vermeiden, um eine gute Perspektive nahe dem Wasser zu bekommen. Aber für ein (gutes) Foto darf man es sich nicht zu einfach machen.

Ein schöner Tag geht zu Ende und mit ihm auch die lange Trockenzeit, die Schottland dieses Jahr heimgesucht hat. Was das heißt? Erst mal eine Menge Regen und für den Rest des Urlaubs nun typisch schottisches Wetter, das mir wiederholt einen Strich durch die Rechnung macht, wenn ich zu Sonnenauf- oder -untergang fotografieren will. Die nächsten zwei Tage in Glencoe sind entsprechend wenig ergiebig.

7. – 14. Mai – Isle of Skye

Wir sind bei sonnigem Wetter wieder auf Schottlands Straßen unterwegs. Nach viel Regen eine willkommene Abwechslung. Unser Ziel ist die Isle of Skye, wo wir eine Woche verbringen werden. Nicht nur für Fotografen gibt es hier viel zu sehen – Elgol, Sligachan, Storr, Quiraing, Talisker Bay, um nur einiges zu nennen. Auf dem Weg dorthin machen wir noch am berühmten Eilean Donan Castle halt und zur Abwechslung fotografiere ich mal zur Mittagszeit.

Als Unterkunft auf Skye haben wir ein Cottage gemietet. Den Rest der Reise kommen wir in B&Bs unter, was sehr flexibel ist, aber da die Isle of Skye nicht sehr groß ist, erscheint es uns sinnvoll, in der Mitte eine feste Unterkunft zu mieten und von dort aus Tagestouren zu starten.

Der zweite Tag auf Skye führt uns zum Sonnenuntergang nach Elgol, einem kleinen Fischerörtchen an einem der spektakulärsten Küstenabschnitte Europas. Schon die Fahrt dorthin ist ein Erlebnis und man könnte oft anhalten, um ein Foto zu machen. Jedoch sollte man nicht zu spät in Elgol ankommen, möchte man sich einen guten Platz zum Fotografieren sichern. Denn hier ist man selten allein.

Schon als wir ankommen, sehen wir die ersten Fotografen unten an der Küste. An diesem Abend fotografiere ich das erste Mal Stativ an Stativ. In Deutschland wird es nur selten so eng beim Fotografieren.

Die Küste hier mit der Cullins Bergkette am Horizont ist ein Traum, voll von interessanten Felsen, was mich aber schon fast überfordert. Eine Stunde bis Sonnenuntergang ist viel zu knapp bemessen, um sich alles anzuschauen. Ich suche mir also eine vielversprechende Location zwischen zwei Fotografen, einer zehn Meter links von mir, der andere zehn Meter rechts von mir.

Eine Stunde später gehen die ersten Fotografen mit zufriedener Miene zum Auto zurück. Der Sonnenuntergang hat nicht enttäuscht. Für die letzten Fotos zieht sich das Feld der übrigen Fotografen zusammen, man schaut doch mal, was der andere da vor der Linse hat. Es geht alles freundlich zu und man tauscht sich gerne aus.

Die nächsten Tage sind sehr wechselhaft und stürmisch. Dramatische Wolken ziehen tagsüber am Himmel entlang. Ich mache eine kleine Wanderung zu den Fairy Pools in der Nähe von Glen Brittle. Unterwegs gibt es einige schöne Wasserfälle und im Hintergrund erheben sich die Cullins, diesmal von der anderen Seite gesehen.

Auch die Talisker Bay steht auf unserer Liste, aber wir benötigen drei Anläufe, bis endlich das Wetter mitspielt. Wenn das geschieht, wird die schottische Landschaft oft in magisches Licht getaucht. Dann muss man bereit sein und darf nicht, wie ich, bei mehr als der Hälfte meiner Fotos an diesem Abend die Nähe zum Meer und die damit verbundene Gischt vergessen.

Wenigstens vor diesem Foto wische ich die Filter ab und befreie sie von den zahlreichen feinen Tröpfchen, die man in der Dämmerung kaum sieht. Doch noch ein erfolgreicher Abend.

Unser Aufenthalt auf Skye geht langsam zu Ende. Noch habe ich seit den Trossachs keinen regenfreien Sonnenaufgang gesehen. Der Wecker hat trotzdem jeden Morgen geklingelt, jedoch konnte ich nach einem Blick aus dem Fenster immer weiterschlafen.

Auch am vorletzten Morgen regnet es. Aber es ist auch die letzte Chance, vom Quiraing zu fotografieren. Am nächsten Tag fahren wir schon weiter nach Wester Ross. Also was soll’s, heute geht’s zum Quiraing und ich schaue einfach mal, was passiert. Schon während der halbstündigen Fahrt klart es im Osten auf – ein gutes Zeichen.

Die Location am Quiraing haben wir schon ein paar Tage vorher besucht und ich kann gezielt mein Stativ aufbauen und auf das richtige Licht warten. Mit Polfilter und Lee-Verlaufsfilter gelingt es dann auch, dieses einzufangen.

14. – 16. Mai – Wester Ross

Das gemütliche Cottage lassen wir nun schweren Herzens zurück und fahren wieder aufs schottische Festland, es geht nach Norden. Wester Ross ist eine der schönsten Gegenden Schottlands mit vielen Bergen, die normalerweise zum Wandern einladen. Uns jedoch nicht, das Wetter hat erneut umgeschlagen, es regnet und tief hängende Wolken geben kaum einen Blick auf die Gipfel frei.

Wir fahren also recht zügig nach Gairloch, wo uns dann endlich wieder die Sonne begrüßt. Um Gairloch herum gibt es einige sehr schöne Strände und so ist für Sonnenuntergang wieder ein Fotoshoot an der Küste geplant. Die Gruinard Bay nördlich von Gairloch soll es sein. Die Wolkenbildung ist vielversprechend und pünktlich zu Sonnenuntergang ist Ebbe. Damit ich auch mal auf einem Foto zu sehen bin, übernimmt hier meine Freundin den Auslöser.

Bei solchen Fotos ist Planung wichtig. Am liebsten fotografiere ich Strände bei einsetzender Ebbe, weil der freigelegte Strand frei von Fußspuren ist und der nasse Sand die Farben des Sonnenuntergangs reflektiert.

Der nächste Morgen und der Wecker klingelt wieder. Wie so oft schickt mich der Blick aus dem Fenster direkt zurück ins Bett. Ich habe ein schlechtes Gefühl für unsere nächste Station. Es geht noch weiter nach Norden, nach Inverpolly. Auch hier gibt es wunderschöne Strände mit türkisblauem Wasser, schroffe Küsten und markante Berge. Das alles nützt bei dem Wetter jedoch wenig.

Nun hängt zusätzlich zum Regen ein weißer Nebel über dem Land, die Sicht ist sehr schlecht und man hat keine Lust raus zu gehen. Am nächsten Morgen keine Änderung in Sicht und so fahren wir ohne ein Foto gemacht zu haben weiter Richtung Ostküste.

16. – 17. Mai – Ostküste

Und das Wetter ändert sich erneut, diesmal zum Positiven. Bei Stonehaven gibt es eine sehr schöne Burgruine, die ich fotografieren möchte, Dunnottar Castle. Eigentlich von der Lage prädestiniert für Sonnenaufgang, aber wir versuchen es abends schon. Fotografiert man vor Sonnenauf- oder nach Sonnenuntergang weg von der Sonne, erhält man, wenn das Licht intensiv genug ist, schöne Pastellfarben im Foto und die Kontraste werden sehr sanft. Das verleiht dem Bild einen malerischen Look.

Auch wenn im Westen einer der farbenfrohsten Sonnenuntergänge des Urlaubs stattfindet, bin ich mit dem Blick nach Osten auf Dunnottar Castle sehr zufrieden. Im näheren Umkreis war kein Motiv in Westlage vorhanden und so ist es besser, beim Plan zu bleiben.

Und wieder klingelt der Wecker, zum Ende des Urlaubs hin will ich es nochmal wissen. Ich kehre zurück zum Dunnottar Castle, aber das erhoffte Farbenschauspiel bleibt diesmal aus. Wenn ich jetzt Bilanz ziehe, dann bin ich elf Mal vor 4 Uhr vom Handy geweckt worden und nur zweimal ist das erhoffte Foto dabei herausgesprungen.

Es lohnt sich dennoch, denn einen spektakulären Sonnenaufgang zu verpassen, ist für mich schlimmer, als neun Mal umsonst aufzustehen.

Bevor wir nach Edinburgh zurückkehren, machen wir uns noch auf die Suche nach einem kleinen Juwel. Ganz unbekannt und schwer zu finden in Arbirlot nahe Arbroath gibt es einen kleinen Wasserfall, der ein wunderschönes Motiv darstellt. Ein schöner Abschluss für unsere Rundreise.

17. – 18. Mai – Edinburgh

Nach zwei Wochen Natur ist es immer etwas komisch, zurück in einer größeren Stadt zu sein. Doch Edinburgh ist da eine gute Wahl zum Akklimatisieren. Eine wunderschöne Altstadt mit zahlreichen historischen Bauwerken. Als Unterkunft haben wir das Froach House gewählt, eine sehr gute Wahl. Tolles Zimmer, klasse Frühstück und sehr netter Gastgeber.

Von dort ist es auch nicht weit zum Calton Hill. Da wir nicht viel Zeit in Edinburgh haben, entscheide ich mich, hier nach Sonnenuntergang zu fotografieren. Die gesamte Stadt liegt uns zu Füßen und die blaue Stunde macht ihrem Namen alle Ehre.

Damit endet unsere Reise. Ich hoffe, Ihr lasst Euch von meinen Ausführungen über das Wetter nicht abschrecken und habt trotzdem Lust auf Schottland bekommen. Für mich bleibt eben meist das Wetter zu Sonnenauf- und -untergang in Erinnerung und da hat es mir Schottland nicht einfach gemacht.

Über den Tag hinweg hatten wir jedoch meist ganz gute Bedingungen, der Regen hat sich auf Schauer beschränkt und der folgende Sonnenschein immer Wärme gebracht. Und die Landschaft ist einfach einmalig.

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